Die Wiesn kann kommen: Trachtenmode zwischen hipp und zünftig

Das Tragen von Trachten zu den süddeutschen Oktoberfesten wird immer beliebter. Steckt hinter diesem Trend nur eine Modeerscheinung oder das Bedürfnis, sich mit der eigenen Tradition zu identifizieren? Wir haben uns mit dem Phänomen näher beschäftigt.

(firmenpresse) - Die Zeit der großen Feste rückt näher. Ob Regensburg, Passau oder natürlich München – in vielen großen Städten wird der Hochsommer und der Frühherbst rauschend gefeiert. Ebenso wie Weißwürste und Weizenbier ist das traditionelle Gewand – die Tracht – ein unverzichtbarer Bestandteil für das echte Wiesn-Erlebnis. Die Tracht ist die inoffizielle Kleiderordnung dieser Feiern, vergleichbar dem Anzug im Theater oder dem Frack bei diplomatischen Empfängen. Den hohen Stellenwert der Tracht zeigt, dass der habsburgische Kaiser Franz Joseph bei seinen Generalaudienzen Bürgern die entsprechende Landestracht verpflichtend vorschrieb, wenn sie sich keinen Frack leisten konnten.

Die Kaiserzeit ist lange vorbei, die Trachten jedoch sind geblieben, und sie erfreuen sich auch in 2014 wachsender Beliebtheit. Denn obwohl die Tracht und der Anlass, zu dem man sie trägt, voller Tradition ist, hat ihre Herstellung mit der technischen Entwicklung Schritt gehalten. So ist es mittlerweile möglich, zur Tracht passende Hemden auf unkomplizierte Weise online zu bestellen. Das eröffnet gleich eine ganze Reihe von zusätzlichen Möglichkeiten. Die naheliegendste ist, dass das Hemd auf diese Weise maßgefertigt sein kann und sich schon deshalb von Hemden „von der Stange“ unterscheidet. Ein Dirndl wird seiner Trägerin schließlich auch auf den Leib geschneidert, warum sollte es da bei Hemden anders sein? Und da „maßgefertigt“ sich nicht ausschließlich auf Größe und Schnitt beziehen muss, gibt es viele weitere Details, mit denen man sich von konventionellen Designs absetzen kann. Experten auf diesem Gebiet sind David und Philipp Beckers von der Manufaktur „hemdwerk.“ Zur Verbindung von Tradition und Moderne schlagen die Brüder vor, statt des üblicherweise blau-karierten Musters einmal zu anderen Farben wie schwarz oder rosa zu greifen. Überdies sind die typischerweise aus Horn gefertigten Knöpfe keinesfalls die einzige Möglichkeit. Warum nicht einmal Knöpfe aus Perlmutt verwenden?

Das Tragen von Trachtenkleidung schafft Identität. Identität mit der eigenen, traditionsreichen Geschichte, mit der Heimat, dem Beruf, mit dem vertrauten Lebensgefühl. Diese Identität drückte sich früher in gleichfarbigen Trachten aus. Heute sind diese identitätsstiftenden Eigenschaften der Tracht kaum noch spürbar, stattdessen ist ein allgemeines Bewusstsein für heimatliche Verbundenheit in den Vordergrund gerückt. Gerade die modernen Herstellungstechniken ermöglichen einen kostengünstigen Rückgriff auf althergebrachte Traditionen. Denn es ist so denkbar, einen ganzen Satz gleichartiger Trachten zu bestellen. Ebenfalls können Namen, Initialen oder andere Symbole eingestickt werden, um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe auszudrücken.

Trachten sind „in“, gerade weil sie in einer Welt des alltäglichen globalen Austausches ein Gefühl für Zusammengehörigkeit und für Tradition vermitteln. Freunde aus aller Welt verabreden sich zur Wiesn und kommen im einheitlichen Look. So ist es beispielsweise mittels der Technologie von hemdwerk möglich, dass Gruppen sich zusammengehörige Wiesn Hemden nach Maß bestellen können. Das Tragen von Trachten ist somit nicht nur ein Bekenntnis zur eigenen Tradition sondern auch zur Versöhnung mit unserer
technologiebestimmten Gegenwart.

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Datum: 02.09.2014 - 11:54 Uhr
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