(ots) - Reporter ohne Grenzen ist bestürzt über den Tod des
russischen Fotografen Andrei Stenin in der Ukraine. Der Mitarbeiter
der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti war im Osten der
Ukraine tot aufgefunden worden.
"Wir sind erschüttert, dass ein weiterer Journalist in der Ukraine
ums Leben gekommen ist", sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in
Berlin. "Wir verlangen jetzt eine unabhängige Untersuchung zu den
Umständen des Todes. Journalisten brauchen die Möglichkeit,
unabhängig recherchieren und berichten zu können und wir fordern
deshalb von allen Seiten, ihre Sicherheit zu garantieren. Nach
UN-Resolution 1738 sind Journalisten als Zivilisten zu betrachten und
als solche müssen sie von Konfliktparteien auch geschützt werden."
Der Fotojournalist Andrei Stenin, der mit den prorussischen
Separatisten im Osten der Ukraine unterwegs war, wurde seit Anfang
August vermisst. (http://bit.ly/1ulqytW) Seine sterblichen Ãœberreste
sind in einem ausgebrannten Auto entdeckt und nun eindeutig
identifiziert worden. Das Auto war im Zuge militärischer Kämpfe in
der Rebellenhochburg Donezk beschossen worden und dann in Flammen
aufgegangen.
Stenin ist bereits der siebte Journalist, der in diesem Jahr
aufgrund seiner Arbeit in der Ukraine ums Leben gekommen ist. Vier
der Verstorbenen kamen aus Russland, einer aus Italien und ein
Journalist aus der Ukraine.
Seit Beginn der Auseinandersetzungen werden vor allem im Osten der
Ukraine Journalisten von den Konfliktparteien massiv bedroht und in
die Auseinandersetzungen hineingezogen. Im Zuge der militärischen
Auseinandersetzungen kommen sie zunehmend in Gefahr. Am 24. August
wurden etwa die ukrainischen Fernsehreporter Rostislaw
Schaposchnikow, Egor Worobiew und der Kameramann Taras Chkan in einem
Kampfgebiet in der Nähe von Donezk eingesperrt. Ihr Auto war zuvor
von einer Granate getroffen worden, so dass sie das Kampfgebiet nicht
verlassen konnten. Beide Journalisten berichteten für den
Fernsehsender Espresso TV. Auch zwei ukrainische Journalisten, Iwan
Lyubisch-Kirday und Georgi Tikhy, die für die ARD berichten, waren
Ende August in einem Kampfgebiet eingeschlossen.
Journalisten sind in der Ukraine jedoch nicht nur aufgrund der
Kämpfe bedroht. Sie werden nach wie vor auch in die politischen
Auseinandersetzungen hineingezogen. So wurden am 24. August zwei
Journalisten der prorussischen Wochenzeitung Telegraph of Crimea,
Jewgenja Koroliowa and Maxim Wasilenko, im Südosten der Ukraine
festgenommen. Die beiden wollten zu dem Zeitpunkt gerade einen Bus in
Richtung Krim besteigen. Nach ihrer Freilassung zwei Tage später
sagten die Reporter, sie seien von Mitgliedern des sogenannten
Rechten Sektors inhaftiert worden. Nach einem ursprünglichen Dementi
gab der Rechte Sektor die Inhaftierung schließlich zu.
(http://bit.ly/1oCh9Zp)
Auch in Russland sind in den vergangenen Tagen mehrere
Journalisten bedroht worden, vor allem, wenn sie über Bestattungen
von in der Ukraine gefallenen, russischen Soldaten berichten wollten.
Ilia Wasyunin von der unabhängigen Nachrichtenwebseite Russkaya
Planeta und Wladimir Romenski vom Fernsehsender TV Doschd wurden am
26. August in einem russischen Dorf namens Vibuty in ihrem Auto
angegriffen. Die beiden Reporter recherchierten zu dem Zeitpunkt über
die Beerdigung von zwei russischen Fallschirmspringern, die offenbar
im Zuge von Kämpfen in der Ostukraine gestorben waren. Nach Angaben
von Romenski wussten die Angreifer, dass es sich bei den beiden um
Journalisten handelte. Bereits am Vortag waren sie bedroht und zum
Verlassen des Dorfes aufgefordert worden, als sie die Eltern eines
der Gefallenen besuchten.
Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit belegt die Ukraine Platz
127 von 180 Ländern. Russland steht auf Platz 148 von 180 Ländern.
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