(ots) - Es ist noch keine zwei Wochen her, da verhandelten
die beiden Staatschefs Petro Poroschenko und Wladimir Putin den
Ukraine-Krieg in der weißrussischen Hauptstadt Minsk unter vier
Augen, stundenlang.
Das Ergebnis dieses Gesprächs scheint dem russischen Präsidenten
aber nicht wirklich gefallen zu haben. Schon unmittelbar nach diesem
Treffen starteten die pro-russischen Rebellen in der Ostukraine eine
Großoffensive. Diese Offensive eilte zwei Wochen von Sieg zu Sieg,
angetrieben allerdings mit den Pferdestärken und der Feuerkraft jener
russischen Panzer, die die Grenze zur Ukraine in sehr langen und
nicht mehr wegzuleugnenden Kolonnen überquerten.
Gestern aber erstaunte Kremlchef Putin die Weltöffentlichkeit
erneut. Eine von Poroschenko angekündigte Waffenruhe ließ er zunächst
noch kurz und knapp dementieren. Aber dann lieferte er selbst das
Kleingedruckte zum angestrebten Ende der blutigen Kämpfe im Donbass
nach. Aus Moskau kamen aber eher technische Anweisungen, die nichts
sagen über die möglichen Inhalte einer künftigen
Friedensvereinbarung.
Aber das blutige Zwischenspiel sagt einiges aus über Putins
moralische - oder machiavellistische - Befindlichkeit. Es ist
offenbar, dass der russische Präsident seine Panzer losgeschickt hat,
um neue Verhandlungen zu seinen Bedingungen zu erzwingen. Und nicht
nur die bedrängten Ukrainer haben jetzt das volle Recht, sich darüber
zu empören.
Trotzdem hat Putin diesmal auch eine positive Nachricht geliefert:
Er ist noch nicht zum Freak, zum Größenwahnsinnigen geworden. Denn
sein Kalkül scheint zwar skrupellos zu sein, es folgt aber doch einer
gewissen Logik.
Und Europa, das sich nie wirklich mit der Ukraine solidarisiert
hat, darf hoffen, dass sich ein leidlicher, kostengünstiger
Verhandlungsfrieden anbahnt. Bloß wäre es dumm, wenn sich auch die
neue Waffenberuhigungsinitiative nur als Zwischenspiel entpuppt, dem
Russland in den kommenden Tagen und Wochen die nächste
Militäreskalation folgen lässt.
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