(ots) -
Patienten in der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) in
Baden-Württemberg sind besser betreut. Die neuesten
wissenschaftlichen Studienergebnisse der Universitäten Frankfurt/Main
und Heidelberg belegen erstmals, dass die intensivere Behandlung
durch den Hausarzt in Baden-Württemberg auch hilft, mehr als 4.500
Krankenhauseinweisungen in der HZV pro Jahr zu vermeiden. Der Vertrag
im Südwesten ist damit die Umsetzung par excellence des politischen
Willens, eine patientenorientierte Versorgungsgestaltung zu
erreichen. In ihrem Bericht bestätigen die Wissenschaftler, dass
besonders chronisch Kranke und ältere Menschen von der HZV in
Baden-Württemberg profitieren, beispielsweise indem schwierige
Krankheitsverläufe erst gar nicht eintreten: Durch den
Hausarztvertrag konnten alleine 250 Hüftgelenksfrakturen im Jahr
vermieden werden.
Die HZV ist für mehr als 1,25 Millionen Versicherte und über 3.800
Hausärzte in Baden-Württemberg fest etabliert und nachweislich
akzeptiert. Die Arbeit der mittlerweile über 1.500 arztentlastenden
Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (VERAH) wirkt sich
für Ärzte und Patienten gleichermaßen positiv aus. "Die HZV setzt in
der ärztlichen Versorgung auf den Teamgedanken und hat den Tanker
Gesundheitswesen langsam, aber sicher auf einen neuen,
vielversprechenden Kurs gebracht", so die beiden Leiter der Studie,
Prof. Dr. med. Ferdinand M. Gerlach, MPH, Direktor des Instituts für
Allgemeinmedizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am
Main und Prof. Dr. med. Dipl. Soz. Joachim Szecsenyi, Ärztlicher
Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am
Universitätsklinikum Heidelberg, am Dienstag (09.09.2014) in Berlin.
Was im herkömmlichen System kaum existiert, heißt in der
Südwest-HZV "wissenschaftlicher Beleg". Dieser bestätigt für die
nunmehr evaluierten Jahre 2011 und 2012 9.000 vermiedene
Klinikeinweisungen. "Dieses Ergebnis ist nicht zufällig", so
Szecsenyi, "es ist die Folge der viel intensiveren Beziehung zwischen
HZV-Arzt und Patient." So hätten HZV-Patienten durchschnittlich pro
Jahr drei Hausarztkontakte mehr als die Versicherten in der
Regelversorgung (dies entspricht 15 Prozent), überflüssige
Behandlungen nähmen ab (unkoordinierte Facharztkontakte liegen um
mehr als 20 Prozent unter der Regelversorgung) und es würden um ein
Drittel weniger Medikamente verschrieben. Die konsequentere
Arzneimittelsteuerung wirke sich aus: "Die Pharmatherapiekosten im
ambulanten Bereich waren für die HZV-Versicherten pro Jahr und
Patient schon ohne Rabattberücksichtigung über 100 Euro geringer als
in der Regelversorgung", so Szecsenyi weiter.
Ferdinand Gerlach ergänzt: "Eine stabile, kontinuierliche, auf
eine langfristige Arzt-Patienten-Beziehung angelegte hausärztliche
Versorgung der Versicherten wird nachweislich gestärkt. Die
HZV-Patienten nehmen diese Veränderungen positiv wahr und schätzen
es, dass auch die Informationen aus Facharztbehandlungen beim
Hausarzt zusammenlaufen. HZV-Praxen betreiben ein konsequentes
Patientencoaching und entwickeln sich so zur Teampraxis."
"Die AOK investierte allein 2013 insgesamt über 300 Millionen Euro
in den Hausarztvertrag, weil wir wissen, dass das insbesondere
unseren Versicherten zu Gute kommt", so der Vorstandsvorsitzende der
AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann. Die AOK
Baden-Württemberg sehe sich damit in ihrem langjährigen Weg um
bestmögliche, individuelle Versorgung vollauf bestätigt. "Dass
überflüssige Kosten vermieden und Falschversorgung abgebaut wird, ist
das eine. Nicht vergessen sollten wir das andere, nämlich die
Neujustierung des Systems. Hier wird der Beweis geliefert, dass
bessere Patientenversorgung und Wirtschaftlichkeit - richtig gemacht
- zwei Seiten einer Medaille sind", so Hermann.
Eine wesentliche Grundlage des Erfolgs der HZV sei, dass sie in
Baden-Württemberg zu mehr Berufszufriedenheit für den Hausarzt führe
und ihm bessere Perspektiven biete, betont Dr. Berthold Dietsche,
Vorsitzender des Hausärzteverbands Baden-Württemberg. "Sie erfahren
Wertschätzung, Berufsbestätigung sowie eine finanzielle Aufwertung.
HZV-Praxen bieten bessere Rahmenbedingungen für die freiberufliche
Tätigkeit und verbessern die Einnahmesituation. Dies trägt dazu bei,
die hausärztliche Profession auch für jüngere Ärzte interessant zu
machen, insbesondere auch was den Nachwuchs in ländlichen Gebieten
anbelangt." Der Vorsitzende von MEDI Baden-Württemberg, Dr. Werner
Baumgärtner, ergänzt: "Die Hausarzt- und Facharztverträge bilden die
Basis der strukturierten Versorgung und ermöglichen eine
ganzheitliche medizinische Betreuung. Die Patienten profitieren von
den hohen Qualitätsanforderungen und der engen Zusammenarbeit sowie
kurzfristigen Terminangeboten der Haus- und Fachärzte."
"Gesundheitspolitische Ziele, die sich die Politik aktuell auf die
Fahnen geschrieben hat, wie die Stärkung der Hausarztrolle, hohe
Qualitätsorientierung und eine bessere Vernetzung, sind in der HZV
Baden-Württemberg bereits Wirklichkeit", sagt Hermann.
Pressekontakt:
AOK Baden-Württemberg:
Telefon: 0711 2593-229
Hausärzteverband Baden-Württemberg:
Telefon: 0172 201 0390
MEDI Baden-Württemberg:
Telefon: 0711 806079-223