(ots) - "Solche Bilder darf es nicht geben. Da läuft etwas
falsch", sagte Grünen-Politikerin Nicole Maisch live bei stern TV zu
den Aufnahmen, die ein Tierschützer bei einem Undercover-Einsatz im
Max-Planck-Institut gemacht hatte. "Wir haben Bilder gesehen, die dem
Gesetz widersprechen", sagte die Bundestagsabgeordnete zu den mit
versteckter Kamera gefilmten Tierversuchen. Denn: Die Affen im Film
seien nicht freiwillig auf den Versuchsstuhl gegangen - und das sei
verboten.
Es gebe zwar strenge Auflagen für Tierversuche. Aber: "Es ist
sehr, sehr schwierig, Tierversuche zu verbieten. Denn sie müssen als
Behörde die Plausibilität prüfen, das heißt, ob der Tierversuch
notwendig ist", sagte Maisch - und forderte deshalb im Gespräch mit
Steffen Hallaschka: "Wir müssen das Tierschutzgesetz ändern, wir
brauchen ein Gesetz, das das echte Abwägen im Sinne der Tiere
ermöglicht." Außerdem müssten Versuche mit Primaten enden. "Wir sind
im 21. Jahrhundert. Da haben wir andere Möglichkeiten. Wir müssen die
Köpfe nicht mehr aufsägen, um reinzusehen."
Ganz anders beurteilte Ivar A. Aune von der Gesellschaft für
Versuchstierkunde, GV SOLAS die Bilder: "Der Film zeigt nicht die
volle Wahrheit." Denn, so Aune, in der Praxis, "werden die Affen so
trainiert, dass sie sich langsam daran gewöhnen, in den Stuhl zu
gehen." Und: "Es gibt Affen, die sehr daran interessiert sind, zu
arbeiten." Aune gab dem Tierpfleger, der im Film zu sehen war, zudem
eine Mitschuld an den aufgedeckten Missständen. Es hätte "keine
fachmännische Behandlung der Tiere" stattgefunden.
Erschütternde Bilder aus den Versuchslaboren
Anlass für das Streitgespräch im stern TV-Studio war ein Bericht
über das Leid von Versuchstieren im Max-Planck-Institut in Tübingen.
Ein Tierschützer hatte dort sechs Monate lang mit versteckter Kamera
gedreht - und erschütternde Bilder mitgebracht. Zu sehen waren Affen
mit offenen Wunden, Affen die sich erbrechen oder Anzeichen einer
Traumatisierung zeigen - immer wieder wiederholten diese Tiere ein
und dieselbe Bewegung.
Der 29-Jährige, der unerkannt bleiben möchte, hatte sich als
Pfleger im Institut eingeschleust, um der Öffentlichkeit zu zeigen,
wie die Tierversuche ablaufen: In Experimenten wird untersucht, wie
die Wahrnehmung und das Gedächtnis in Gehirnen von Affen
funktionieren. Deshalb haben viele Affen in dem Institut ein
Implantat im Kopf - eine Halterung, um den Kopf bei Versuchen zu
fixieren oder eine Kammer, über die ein Zugang zum Gehirn der Affen
erfolgen kann.
"Die Wahrheit ist, das Tierversuche eben nicht harmlos und gering
beeinträchtigend sind und die Tiere gut kooperieren, sondern die
Wahrheit ist, dass die Tiere gebrochen werden, dass die Tiere gequält
werden und dass die Tiere natürlich einen grausamen Tod in diesen
Einrichtungen sterben", sagt Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz
bei stern TV.
In Deutschland ist die Zahl der Versuchstiere seit 2003 deutlich
angestiegen, von rund 2,1 auf über 3 Millionen. Einen großen Anteil
an dem Anstieg hat die Grundlagenforschung.
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