(ots) -
- Roland Berger-Studie prognostiziert für 2014 Absatzrückgang bei
Pkw um bis zu 12 Prozent und bei Nutzfahrzeugen um bis zu 25 Prozent
gegenüber 2013
- Noch stärker betroffen ist die Pkw-Produktion in Brasilien
aufgrund der mangelnden Nachfrage in Argentinien (-20%)
- Markterholung ist nicht in Sicht: Wegen der schwächelnden
Wirtschaft wird der Markt noch mindestens 2 bis 3 Jahre unter dem
Niveau von 2013 bleiben
- Überkapazitäten und hohe Kosten führen zu erheblichen
Profitabilitätsproblemen - nur wenige Marktteilnehmer verzeichnen
keine Verluste
- OEMs und Zulieferer sollten ihre Fixkosten
reduzieren, ihre Abhängigkeit vom Wechselkurs verringern und
teilweise ihre künftige Produkt- und Produktionsstrategie in
Brasilien überdenken
Der Automobilmarkt in Brasilien leidet schwer unter den schwachen
makroökonomischen Rahmenbedingungen und dem verloren gegangenen
Verbrauchervertrauen. So wird der Absatz von Pkw 2014 voraussichtlich
um 8 bis 12 Prozent zurückgehen. 2013 wurden noch 3,6 Millionen
Fahrzeuge verkauft. . In den ersten acht Monaten 2014 lagen die
Verkaufszahlen 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Produktion
leidet außerdem unter der Wirtschaftskrise in Argentinien: Dort ging
die Pkw-Nachfrage in den ersten acht Monaten des Jahres um satte 26
Prozent zurück. Ebenfalls eingetrübt ist der Nutzfahrzeugsektor. Auch
hier wird ein Absatz- und Produktionsrückgang von bis zu 25 Prozent
bis Ende 2014 erwartet.
Eine kritische Lage, die sich nicht so schnell ändern wird, so die
neuen Studie "Market perspectives Brazil 2014-2018 - Current market
challenges and counter strategies" von Roland Berger Strategy
Consultants. "Brasilien befindet sich inmitten eines ökonomischen
Anpassungsprozesses mit gravierenden Folgen für die
Automobilindustrie. Solche Anpassungsprozesse dauern in Brasilien in
der Regel zwei bis drei Jahre", erklärt Stephan Keese, Partner von
Roland Berger in São Paulo.
Lahmende brasilianische Wirtschaft: negative Auswirkung auf die
Automobilindustrie
Nach Angaben der brasilianischen Zentralbank wird die
brasilianische Wirtschaft 2014 nur um 0,5 Prozentpunkte wachsen.
Andere Analysten gehen sogar von noch niedrigeren Wachstumsraten aus.
Und auch die Aussichten für die kommenden Jahre sind moderat. Mit
erwarteten Wachstumsraten von 2 bis 3 Prozent pro Jahr wird Brasilien
bis 2018 deutlich hinter der Wachstumsdynamik der vergangenen 10
Jahre zurückbleiben.
"Die brasilianische Automobilindustrie hängt sehr stark von der
Gesamtkonjunktur, dem Verbrauchervertrauen und dem Zugang der
aufstrebenden Mittelschicht zu Finanzierungsmöglichkeiten ab", sagt
Keese. "Doch diese drei Rahmenbedingungen sind zurzeit denkbar
schlecht." Da sich die brasilianische Autobranche auf mehr als 4
Millionen produzierte Fahrzeuge pro Jahr eingestellt hatte, kämpfen
nun die meisten Hersteller und Zulieferer mit großen Überkapazitäten.
So haben internationale Automobilkonzerne in Brasilien seit
Jahresbeginn rund 9.000 Mitarbeiter entlassen - rund 10 Prozent ihrer
gesamten Belegschaft.
Ebenso problematisch ist die Lage der Automobilzulieferer: "Nur
wenige Zulieferer haben die ersten Anzeichen einer Krise zum Anlass
genommen, ihr Unternehmen zu restrukturieren", erläutert Martin
Bodewig, Automotive-Experte von Roland Berger. "Und nur wenige sind
in der Lage, unter diesen ungünstigen Wirtschaftsbedingungen noch
Gewinne in Brasilien zu erzielen. So ist Brasilien mittlerweile das
"Sorgenkind" im Portfolio vieler globaler Automobilzulieferer."
Die Roland Berger-Strategen schätzen, dass bei einem Marktrückgang
von 20 Prozent die Profitabilität eines Automobilzulieferers um rund
5 Prozentpunkte sinkt. Damit würde sich die mit 2,5 Prozent ohnehin
geringe Durchschnittsrendite der brasilianischen Zulieferindustrie
noch weiter verschlechtern. Der weltweite Durchschnitt für 2013 liegt
bei geschätzten 6,5 Prozent.
Ganzheitliche Restrukturierung für eine höhere Rendite
Wegen des restriktiven Arbeitsrechts und der hohen Fixkosten in
Brasilien haben viele Firmen Schwierigkeiten, ihre Kostenbasis an die
geringere Erlösbasis anzupassen. "Nur ein ganzheitlicher
Restrukturierungsansatz, der auf eine neue strategische und operative
Ausrichtung in Brasilien und Argentinien zielt, kann jetzt noch
helfen", meint Bodewig.
Dafür sollten Zulieferer alle operativen Hebel ansetzen. Die
Kosten für importiertes Material sind in den vergangenen zwölf
Monaten aufgrund der Abwertung des brasilianischen Reals um 20
Prozent gestiegen und sollten durch eine Ausweitung der lokalen
Beschaffung verringert werden. Außerdem spielen Automatisierung und
Produktivitätssteigerung eine wichtige Rolle beim Versuch, die
jährlichen Lohnkostensteigerungen von 7 bis 8 Prozent abzufedern.
Auch das Logistik- und Bestandsmanagement zeigen noch erhebliches
Verbesserungspotenzial.
Zulieferer sollten verstärkt daran arbeiten, ihren
Break-even-Punkt zu senken. Viele Unternehmen haben ihre
Brasilien-Standorte in der sehr teuren Region rund um São Paulo
konzentriert; andere, günstigere Regionen bieten ein Einsparpotenzial
von bis zu 5 Prozent der gesamten Produktionskosten. Außerdem sollten
Zulieferer ihr Produktportfolio an die künftigen Anforderungen der
Automobilhersteller anpassen und es unter langfristigen
Renditegesichtspunkten überprüfen.
"Angesichts der langsamen Markterholung und der steigenden Kosten
sollten sich OEMs und Zulieferer in den kommenden Jahren auf
niedrigere Renditen in Brasilien einstellen", fasst Stephan Keese
zusammen. "Um hohe Verluste zu vermeiden, sollten Automobilzulieferer
daher ihre Marktstrategie schnell anpassen."
Die Studie können Sie herunterladen unter:
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