(ots) - Jetzt wird es brandgefährlich: Petro Poroschenko
setzt das ohnehin bereits arg strapazierte Staatsgefüge der Ukraine
einer maximalen Belastungsprobe aus. Auf der einen Seite sendet er
ein starkes Signal der Bereitschaft zum Ausgleich: Autonomie,
Amnestie, gesonderte Wirtschaftsbeziehungen - exakt das, was die
prorussischen Separatisten im Osten immer gewollt haben. Auf der
anderen Seite zeigen Kiew und die EU mit der zeitgleichen Annahme des
Partnerschaftsabkommens, dass das Entgegenkommen in Donezk und
Lugansk nicht umsonst zu haben sein wird. Poroschenko geht so weit
aufMoskau zu, wie er kann und versucht gleichzeitig die Preise hoch
zu halten. Ein solcher Kurs des Kompromisses wäre schon in einem
gefestigten Staatsgebilde ebenso aller Ehren wert wie hochriskant.
Für die Ukraine kommt er sehr spät, möglicherweise zu spät. Vor allem
bei Wladimir Putin kann Poroschenko nur hoffen, dass der Mann im
Kreml sich wenigstens die Frage stellt, ob er diesen Kompromiss
annehmen sollte. Putin kann die Ukraine nach wie vor Bezirk für
Bezirk zerlegen. Einen ernsthaften Gegner wird er zumindest auf
militärischer Ebene dabei nicht haben. Die Ukraine wird also entweder
an der Grenze zu einem wie auch immer geschnittenen "Neurussland"
auseinanderbrechen - oder am Rand Europas doch noch zum Beleg dafür,
dass ur-europäische Werte wie Vielfalt und Ausgleich auch 2014 noch
eine Chance haben. Es wäre ein mittleres Wunder. Wenn es eintreten
soll, muss vor allem die EU auf leisen Sohlen auftreten. Das
Unklügste wäre jetzt, Putin mit überzogenen Gesten in Richtung Kiew
zu provozieren. Poroschenko hat dies erkannt und in letzter Minute
seine letzte Karte gespielt.
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