(ots) - Repräsentative Befragung deutscher Kinder von
sechs bis 14 Jahren / Erstmals geben auch Väter Auskunft
- Familie und Freundschaft sind das Wichtigste für Kinder, weit
vor Geld und Besitz
- Berufstätige Eltern leiden unter der knappen gemeinsamen Zeit -
mehr als ihre Kinder
- Insgesamt sind Kinder und Eltern mit dem Schulleben zufrieden
- Lehrerinnen und Lehrer werden als Vermittler von Werten immer
wichtiger
- Kinder fühlen sich allerdings wenig ermutigt, in der Schule ihre
Meinung zu sagen
Familie und Freundschaft sind für die deutschen Kinder das
Wichtigste im Leben - weit wichtiger als Geld und Besitz. 74 Prozent
der Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis 14 Jahren finden
Familie und 73 Prozent finden Freundschaft "total wichtig". Auch
Vertrauen und Zuverlässigkeit, Geborgenheit und Ehrlichkeit stehen
bei den Kindern hoch im Kurs. Werte wie Bildung, gute Manieren und
Toleranz gewinnen bei den Sechs- bis 14-Jährigen an Bedeutung.
Ebenfalls zugenommen haben aus der Sicht der Kinder die Bedeutung von
Umweltschutz, Mut und die Fähigkeit, sich anderen gegenüber
durchzusetzen. Geld und Besitz hingegen spielen bei den
Wertorientierungen eine geringe Rolle (21 Prozent). Rund jedes dritte
Kind würde sich für andere Menschen engagieren, denen es nicht so gut
geht - ein Wert, der in den vergangenen Jahren kontinuierlich leicht
gestiegen ist. Das ist das Ergebnis des repräsentativen
GEOlino-UNICEF-Kinderwertemonitors 2014, der in Zusammenarbeit mit
der Humboldt-Universität Berlin erstellt und vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung sowie der Robert Bosch Stiftung gefördert
wurde.
"Erwachsene glauben oft zu wissen, was den Kindern wichtig und was
gut für sie ist. Wir haben sie dazu selbst befragt", sagte die
Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka. "Der
Kinderwertemonitor zeigt, dass Familie und Schule die entscheidenden
Orte sind, in denen Kinder ihre Wertorientierungen finden und
erproben. Am erfreulichsten finde ich, dass die Kinder in diesem Land
- im Großen und Ganzen - gerne in die Schule gehen. In unserer
gesellschaftlichen Diskussion um Schulstrukturen, Qualität und
Leistung stellt sich dies oft anders dar."
Zeit für Kinder - trotz Beruf
Auch für die Eltern zählt die Familie zu den wichtigsten Werten.
Sie empfinden es jedoch als schwierig, diese mit den Ansprüchen des
Berufs zu vereinbaren. "Berufstätige Mütter und Väter leiden mehr
unter der knappen gemeinsamen Zeit als ihre Kinder. Die finden es
überwiegend gut, wenn Mutter und Vater arbeiten", sagte Prof. Dr.
Hans Bertram von der Humboldt-Universität Berlin, der auch Mitglied
des Deutschen Komitees für UNICEF ist. "Eltern wiederum nehmen sich
in der Regel Zeit für ihre Kinder, auch wenn sie voll berufstätig
sind - lieber verzichten sie auf Schlaf."
Die Mädchen und Jungen haben eine ganz pragmatische Einstellung
zur Berufstätigkeit ihrer Eltern. Auch wenn Vater und Mutter beide
arbeiten, finden die meisten, dass ihre Eltern genug für sie da sind.
53 Prozent sind mit der Menge der gemeinsamen Zeit "sehr zufrieden",
43 Prozent "meistens zufrieden" und nur vier Prozent finden die
gemeinsame Zeit zu wenig.
Die Eltern sind hier wesentlich (selbst)kritischer: 14 Prozent der
Mütter und 29 Prozent der Väter sind mit der Menge der gemeinsamen
Zeit "oft nicht" oder "gar nicht zufrieden". Dennoch ist beiden
Elternteilen wichtig ihren Kindern vorzuleben, dass arbeiten normal
ist. Nach eigener Einschätzung verbringen Mütter an einem
durchschnittlichen Werktag 5,2 Stunden mit ihrem Kind oder ihren
Kindern, die (in Vollzeit berufstätigen) Väter 2,9 Stunden. In
Vollzeit arbeitende Mütter schätzen, dass sie ihren Kindern an einem
Werktag 4,1 Stunden Zeit widmen.
Lehrer werden als Wertevermittler wichtiger
Eltern stehen vor den Großeltern ganz klar an erster Stelle, wenn
es um die Vermittlung von Werten geht. Direkt danach kommen die
Lehrerinnen und Lehrer - weit vor Freunden, Medien oder sozialen
Netzwerken. Als Wertevermittler haben die Lehrer in den Augen der
Kinder in den vergangen Jahren mehr Bedeutung gewonnen: Nannten 2006
nur 50 Prozent Lehrer wichtig für die Wertevermittlung, waren es 2014
80 Prozent. Prominente sehen nur 32 Prozent der Kinder als Vorbild.
Kinder gehen gern zur Schule - doch ihre Meinung zählt dort wenig
Die Schule nimmt im Leben der Kinder einen zentralen Stellenwert
ein. Dort verbringen sie einen großen Teil des Tages. Trotz der
Anforderungen durch Lehrplan und Erwartungen sind Kinder und Eltern
gleichermaßen zufrieden mit dem Schulleben. 87 Prozent der Kinder
haben geantwortet, dass es ihnen in der Schule "sehr gut" oder
"einigermaßen gut" gefällt. Auch 80 Prozent der Mütter und 83 Prozent
der Väter sind mit dem Schulleben ihres Kindes "sehr zufrieden" oder
"meistens zufrieden". Weniger als ein Viertel der Mädchen und Jungen
(23 Prozent) fühlt sich durch das, was sie in der Schule leisten
müssen, belastet. Im internationalen Vergleich steht Deutschland
damit vergleichsweise gut da.
Schlechtere Noten geben die Kinder ihren Lehrern allerdings in
Sachen Meinungsäußerung:
58 Prozent der Kinder finden es total wichtig, sagen zu dürfen,
was man denkt. Aber nur 20 Prozent der Kinder fühlen sich von ihren
Lehrern ermutigt, ihre Meinung zu sagen.
Ãœber den Kinderwertemonitor
Der GEOlino-UNICEF-Kinderwertemonitor 2014 wurde von Deutschlands
größter Kinderzeitschrift und dem Kinderhilfswerk der Vereinten
Nationen in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität Berlin
erstellt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie
der Robert Bosch Stiftung gefördert. Für die repräsentative Befragung
haben Interviewer des Marktforschungsinstituts Ipsos Ende 2013 und
Anfang 2014 1.012 sechs- bis 14-jährige Kinder zu Hause befragt und
parallel dazu die Meinung der mit ihnen zusammenlebenden Mütter und
zum ersten Mal auch die der Väter per Fragebogen erhoben. Wie bei den
Kinderwertemonitoren in 2006, 2008 und 2010 wurden Kinder unter
anderem nach ihren Werten und Ängsten gefragt. Neu hinzugekommen sind
in diesem Jahr die Fragen nach Zufriedenheit mit Schule.
Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an die
UNICEF-Pressestelle, Ninja Charbonneau, Telefon: 0221-93650-298,
presse(at)unicef.de oder die GEO-Pressestelle, Maike Pelikan, Telefon:
040-3703-2157, pelikan.maike(at)geo.de. Auf www.unicef.de/presse und
www.geo.de/presse-download steht die Präsentation der Ergebnisse zum
Download.