(ots) - Mit der Raiffeisen Bank International (RBI)_hat die
dritte der österreichischen Großbanken einen Bilanzputz vorgenommen,
der zu hohen Verlusten führen wird. Es war nicht der erste Kehraus -
und möglicherweise auch nicht der letzte. Haben die Geldinstitute die
Risiken (noch) im Griff, und muss bei einer Verschlechterung der
wirtschaftlichen (und politischen) Lage in Osteuropa letztlich wieder
der Steuerzahler einspringen?
Eines vorweg: Einige der jüngsten Entwicklungen waren nicht
vorhersehbar; die Banken werden von politischen Eingriffen getroffen,
für die sie nicht verantwortlich gemacht werden können. Da wäre
einerseits die Zwangskonvertierung ungarischer Frankenkredite in
Forint. Andererseits macht die Ukraine-Krise zu schaffen. Dazu kommen
höhere Kapitalanforderungen in manchen Ländern wie beispielsweise in
Rumänien. Das kostet knappes Kapital.
Doch auffällig ist auch die Regelmäßigkeit der Hiobsbotschaften.
Keine Frage: Firmenwertabschreibungen, wie sie etwa die Erste Group
auf die überteuert gekaufte rumänische Tochter BCR jüngst vorgenommen
hat, sind Folge der über Jahre verschlechterten Ertragserwartungen.
Doch das Strecken derartiger Belastungen erhöht das Vertrauen in die
Banken nicht gerade. Die RBI mag nun argumentieren, dass sich die
Einschätzung zu Ukraine-Krise und Ungarn seit der Präsentation der
Halbjahreszahlen vor einem Monat verschlechtert hat. Die in Zahlen
gegossene Dramatik des Unterschieds kann aber nur schwer
nachvollzogen werden.
Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass heimische Banker - und
Wirtschaftsprüfer und Aufseher - das Osteuroparisiko ein wenig zu
optimistisch beurteilt haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang,
dass internationale Organisationen wie die Osteuropabank EBRD und der
Währungsfonds immer wieder auf schlummernde Risiken aufmerksam
gemacht haben. Der jetzt entstandene Eindruck, auch wenn er heftig
abgestritten wird: Erst der unter internationalen Standards laufende
Bilanzcheck der Europäischen Zentralbank ließ den Banken keine andere
Wahl, als die Bilanzen in Ordnung zu bringen.
Weitere Überraschungen sind bei Österreichs Banken nicht
ausgeschlossen. Man denke nur an das - relativ weltgrößte -
Engagement in Russland, das viel Potenzial für weitere
Wertberichtigungen birgt. Die Expansionslust in der Region ist
dennoch nicht gestillt. Banker spielen eben am liebsten Risiko.
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