(ots) - Die deutschen Sparkassen sind aufgrund Ihres
regionalen Geschäftsmodells ein Stabilitätsanker für die
mittelständische Wirtschaft und bei ihrer Refinanzierung von den
internationalen Kapitalmärkten praktisch unabhängig. Gleichwohl
trifft sie die gleiche regulatorische Wucht wie große, an den
weltweiten Kapitalmärkten tätige Geschäfts- und Investmentbanken.
Eine Bankenregulierung sollte viel stärker zwischen den verschiedenen
Geschäftsmodellen und Risikoprofilen von Großbanken und regional
agierenden Instituten unterscheiden. In Europa wurde dies bisher
verfehlt. Das ist eine der wesentlichen Erkenntnisse auf der
Jahrestagung des Verbandes der Deutschen Freien Öffentlichen
Sparkassen vom 26. September 2014 in Lübeck.
"Die zuständigen Institutionen sollten im Sinne einer wirksamen
Regulierung zuvorderst die Kreditinstitute wirtschaftlich belasten,
die durch ihre Geschäftsmodelle und internationalen Verflechtungen
systemische Risiken aufweisen", sagt Dr. Tim Nesemann, Präsident des
Verbandes der Deutschen Freien Öffentlichen Sparkassen und
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bremen. "Stattdessen sollen
regionale Kreditinstitute wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken
neben der Eigenvorsorge in einen europäischen Bankenabwicklungsfonds
einzahlen, obwohl sie aufgrund ihrer vorgeschalteten
Institutssicherungssysteme theoretisch selbst nie Mittel aus diesem
Fonds abrufen können", merkt der Finanzexperte kritisch an. "Das ist
mit europäischen Grundwerten wie Eigenverantwortung und Wettbewerb
nicht vereinbar, denn die Gewinne aus den riskanten Geschäften
verbleiben somit zu einem Großteil immer noch allein bei den
Eigentümern der internationalen Großbanken, während für mögliche
Verluste weiterhin Dritte haften müssen".
"Wir beobachten zudem, dass die tägliche Regulierungspraxis der
verschiedenen nationalen und internationalen Institutionen in ihrer
Komplexität bedrohliche Ausmaße annehmen", sagt Nesemann. Ein
Beispiel dafür ist die Durchführungsverordnung gemäß Basel III mit
einem Umfang von weit mehr als 1000 Seiten. "Die Menge an Daten, die
zukünftig sowohl bei der Großbank mit einer Bilanzsumme von zwei
Billionen Euro als auch bei der kleinsten Sparkasse mit 150 Millionen
Euro an Bilanzsumme erhoben werden, erhöhen bei kleinen und mittleren
Instituten den Fusionsdruck, da sie bald nicht mehr alleine in der
Lage sein werden, die Flut neuer regulatorischen Anforderungen
organisatorisch zu erfüllen".
Dabei machen diese Erhebungen das Finanzsystem nach Ansicht des
Verbandspräsidenten nicht automatisch sicherer. Es bestehe im
Gegenteil sogar die Gefahr, dass mit der Anwendung der sehr ähnlichen
mathematischen Modelle neue Probleme auftauchen. "Wenn sich alle
modellkonform verhalten, wird dies prozyklisch wirken und die
Ausschläge bei Krisen sogar noch vergrößern", so der Präsident des
Verbandes, der für eine differenzierte Regulierung für regionale
Kreditinstitute wirbt. Anderenfalls könnten am Ende der
Neuregulierung der Finanzmärkte regionale, mittelständische und auf
die Kunden der Region ausgerichtete Kreditinstitute verschwunden sein
und nur noch wenige Bankriesen wie in Großbritannien das Ergebnis
sein. "Ohne dezentrale Bankenstrukturen wie Sparkassen und
Volksbanken fehlt besonders der so wichtigen und stabilisierenden
mittelständischen Wirtschaft wie in Deutschland die entscheidende
Finanzierungsmöglichkeit - das kann niemand ernsthaft wollen", warnt
Dr. Tim Nesemann.
Über den Verband der Deutschen Freien Öffentlichen Sparkassen
Der Verband der Deutschen Freien Öffentlichen Sparkassen e. V.
gegründet 1920, ist der Dachverband der Freien Sparkassen in
Deutschland. Dem Verband gehören fünf deutsche Freie Sparkassen, d.h.
kommunal nicht gebundene Institute, sowie eine deutsche
öffentlich-rechtliche Sparkasse, die aus einer Freien Sparkasse
hervorgegangen ist, als ordentliche Mitglieder an. Als
außerordentliche Mitglieder sind dem Verband 33 Freie Sparkassen aus
acht anderen Ländern Europas und der Verband der schwedischen
Sparkassen, Sparbankernas Riksförbund, angeschlossen. Der Verband ist
ein eingetragener Verein mit Sitz in Frankfurt am Main. Die
Geschäftsstelle des Verbands befindet sich in Bremen. Organe des
Verbandes sind die Mitgliederversammlung und der Vorstand.
Verbandspräsident ist Dr. Tim Nesemann, zugleich Vorsitzender des
Vorstandes der Sparkasse Bremen. Verbandsgeschäftsführer ist Thorsten
Roth. Der Verband ist außerordentliches Mitglied des Deutschen
Sparkassen- und Giroverbandes.
Druckfähiges Foto von Präsident Dr. Tim Nesemann unter
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