(ots) - Politischen Instinkt kann man Ursula von der Leyen
wahrlich nicht absprechen. Nach dem Debakel ihres Amtsvorgängers mit
dem Euro-Hawk machte die Bundesverteidigungsministerin Tabula rasa.
Kaum haben die neuen Hiobsbotschaften über die mangelnde
Einsatzbereitschaft der Bundeswehr die Runde gemacht, kann von der
Leyen schon das Ergebnis eines Gutachtens präsentieren, das die
endlosen Mängel im Beschaffungsmanagement minutiös aufzählt. Auch
ihre Entscheidung, de Maizières Staatssekretär rauszuschmeißen und
dafür erstmals in der Geschichte der Streitkräfte eine
Unternehmensberaterin in die politische Führung des Ministeriums zu
berufen, erweist sich als kluge Ãœberlebensstrategie. Nun aber hat von
der Leyen nicht nur die "Lizenz zum Aufräumen". Nun muss sie liefern.
Losgelöst von den desaströsen Einzelprojekten muss die Ministerin
gleichzeitig drei komplexe Baustellen angehen: Das Ministerium
braucht eine völlig neue Balance zwischen Militärs, technischen
Fachleuten und Controllern. Wenn die Ministerin und ihre
Staatssekretärin aber glauben, das Haus wie ein Unternehmen sanieren
und führen zu können, werden sie scheitern. Zur Rüstungsindustrie
muss ein grundsätzlich neues Verhältnis aufgebaut werden, bei dem die
Risiken für Kostensteigerungen und Verzögerungen nicht einseitig dem
Besteller und damit dem Steuerzahler aufgebürdet werden. Und ganz
offenbar braucht es auch eine andere Fehlerkultur im Bendlerblock und
auf der Hardthöhe, die sich weit von der Befehl-und-Gehorsam-DNA der
Militärslöst. Wenn von der Leyen alle drei Aufgaben in den kommenden
Jahren auch nur befriedigend lösen kann, ist sie kanzlertauglich.
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