(ots) -
- Big-Data-Analysen ermöglichen hohe Kundenorientierung und neue
Wege zur Markendifferenzierung
- Marketing, Produktentwicklung und After-Sales-Services lassen
sich effizienter als bisher auf die Nachfrage ausrichten
- Zwischen Herstellern, Händlern und Werkstätten ist eine enge
Zusammenarbeit nötig, um Kunden maßgeschneiderte Produkte und
Dienstleistungen zu bieten
Automobilhersteller erhalten durch Big Data die Chance, sowohl
ihre Kunden als auch deren Fahrzeugnutzung besser zu verstehen. Das
Resultat sind individualisierte Angebote und eine optimierte
Produktentwicklung. Dies zeigt die aktuelle Studie "Big Data
revolutioniert die Automobilindustrie" der internationalen
Managementberatung Bain & Company. Vernetzte Autos und die
intelligente Verknüpfung von Daten aus den Fahrzeugen, dem Internet
sowie von Werkstätten und Händlern eröffnen den Herstellern
zahlreiche neue Services und Geschäftsmöglichkeiten. Die ersten
Big-Data-Anwendungen werden vor allem in den Bereichen Marketing und
After-Sales entstehen.
Die stark zunehmende Zahl an Modellen und Ausstattungsvarianten in
der Automobilindustrie spiegelt den Trend zum personalisierten
Produkt wider. Dennoch wird es für die Hersteller immer schwieriger,
sich zu differenzieren: Die Produkteigenschaften ähneln sich, große
Qualitätsunterschiede sind kaum erkennbar und neue Technologien
werden nach kurzer Zeit industrieweit verfügbar. Um sich abzuheben,
müssen sich die Autobauer stärker am Kunden orientieren. Der
Kundenkontakt und die damit verbundenen Nutzerdaten liegen heute
vorwiegend in der Hand des Händlernetzes und der Markenwerkstätten,
weswegen eine durchgängige Kundenorientierung für die
Automobilhersteller nur schwer umzusetzen ist.
Doch diese Situation wird sich in den nächsten Jahren ändern. Der
Grund: Big Data und die Vernetzung des Autos. Die Hersteller können
umfassende Fahrzeug- und Kundendaten aus zahlreichen Quellen
systematisch sammeln, auswerten und weiterverarbeiten. Daraus
entstehen detaillierte Kunden- und Produktprofile, mit denen die
Autobauer ihre Kunden, deren Wünsche und Fahrzeugnutzung besser
einschätzen lernen. So wird die kombinierte Auswertung von Werkstatt-
und Fahrzeugdaten in Zukunft zu einer gezielteren Kundenbetreuung,
besserer Werkstattauslastung und einer optimierten technischen
Produktgestaltung führen. Vernetzte Fahrzeuge ermöglichen den
direkten Kontakt mit dem Fahrer und bringen damit nicht nur
interaktive digitale Services, sondern auch personalisiertes
Marketing in das Auto.
"Big Data macht den einzelnen Kunden und sein Verhalten für den
Automobilhersteller transparent", erklärt Dr. Klaus Stricker, Partner
bei Bain & Company und Leiter der globalen Praxisgruppe
Automobilindustrie. "Das ermöglicht eine bessere Kundensegmentierung
- bis hin zur Individualisierung der Produkte." Produktentwicklung,
Marketing und After Sales lassen sich mit Big-Data-Auswertungen
wesentlich effizienter als bisher auf die Nachfrage ausrichten.
Entsprechend werden die Hersteller künftig eine deutlich intensivere
Beziehung zu ihren Kunden pflegen können.
Neue Geschäftsmodelle aufsetzen
Die fundierten Kundenkenntnisse aus Big-Data-Analysen versprechen
die Erschließung neuer Ertragsquellen - dies gilt für das
Neuwagengeschäft ebenso wie für Mobilitäts- und Car-Sharing-Angebote.
Das Serviceangebot wird sich unmittelbar und situationsgerecht an den
Bedürfnissen der Kunden orientieren können, wie etwa die
Identifikation und Kontaktaufnahme der nächstliegenden
Vertragswerkstatt bei Unfällen. Die Autohersteller werden mithilfe
exakter Kundenprofile ihre Fahrzeugtechnik und ihre Leistungen
weiterentwickeln und verbessern. So können beispielsweise reale
Nutzungsprofile auf Over-Engineering oder Nachbesserungsbedarf
hinweisen und Voraussagen zur Wartungsintensität getroffen werden.
"Das Marketing wird personalisiert, kann gleichzeitig die
Kundenpotenziale besser ausschöpfen und die Markenbindung
optimieren", so Bain-Experte Stricker. "Ziel ist es, durch
individuelle Kundenbetreuung und Services die Wünsche und
Vorstellungen der einzelnen Kunden möglichst umfassend zu erfüllen
und ein zunehmend differenziertes Markenerlebnis zu gestalten."
Enger Schulterschluss mit Händlern und Werkstätten
Entscheidend ist die enge Zusammenarbeit zwischen Herstellern,
Händlern und Werkstätten. Denn neben den wachsenden digitalen
Informations- und Absatzkanälen werden die persönliche Beziehung
sowie der physische Kontakt mit dem Produkt Auto weiterhin wichtige
Eckpunkte des Vertriebs- und des Serviceerlebnisses bleiben.
Händler und Werkstätten werden künftig bei jedem Kundenkontakt ein
aktuelles Kundenprofil mit Segmenteinstufung abrufen können. Gezielte
Angebote von Neu- oder Gebrauchtwagen richten sich nach den bisher
gezeigten Kundenpräferenzen - sowohl bei der Fahrzeugauswahl als auch
bei der Altfahrzeugrücknahme und der Finanzierung.
Basis einer nachhaltigen After-Sales-Betreuung ist eine
vorausschauende und individuell an Modell, Nutzung und Ausstattung
angepasste Wartungsstrategie - ebenfalls optimiert durch das Wissen
aus Big-Data-Analysen. Sich häufende Probleme und Mängel können
identifiziert und die betroffenen Kunden gesondert betreut werden.
Rückrufe werden künftig entlang der tatsächlichen Nutzungsintensität
des Fahrzeugs nach Dringlichkeit gestaffelt. Dies wiederum verbessert
das Kosten-Nutzenverhältnis sowie die Werkstattauslastung deutlich.
"Letztlich geht es bei Big Data vor allem darum, den Kunden
wirklich zu verstehen, um ihn dann mit maßgeschneiderten Angeboten zu
überzeugen und an die Marke zu binden", resümiert Bain-Partner
Stricker. "Hier leistet die Automobilindustrie derzeit Pionierarbeit
und wird zum Vorreiter für andere Branchen."
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