(ots) - Als Zaungäste beobachten die Menschen an der
türkisch-syrischen Grenze die Schlacht um Kobane, die in Sichtweite
tobt. Die Kurden kämpfen gegen die Mörderbande vom Islamischen Staat
(IS). Und derzeit sieht es nicht danach aus, als hätten sie
tatsächlich eine Chance. Die Luftangriffe der Amerikaner bleiben
weitestgehend wirkungslos. Und der türkische Präsident Erdogan, der
sich vor wenigen Tagen die Erlaubnis der Nationalversammlung zum
militärischen Eingreifen geholt hat, wartet ab.
Erdogan hat die Wahl zwischen Pest und Cholera. Er sorgt sich um
Frieden und Stabilität im eigenen Land. Und es gibt kaum etwas, das
die Türkei mehr fürchtet, als die Wiederbelebung des bewaffneten
Konflikts mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK. Sollte der kurdische
Kampf in Nordsyrien gegen die IS erfolgreich sein, dann entstünde an
der türkischen Grenze wohl ein autonomes Kurdistan, das das
Selbstbestimmungsrecht der türkischen Kurden befeuern würde. Ein
türkischer Albtraum.
Doch was geschieht, wenn die Kurden im Kampf gegen die Terrormiliz
scheitern? Dann sind die kaltblütigen Extremisten direkte Nachbarn
der Türkei, und das Gemetzel der IS wird neue Opfer finden. Auch ein
Albtraum.
Die USA üben hinter den Kulissen massiven Druck auf die türkische
Regierung aus, der parlamentarischen Erlaubnis zum Eingreifen auch
Taten folgen zu lassen. Und Erdogan wird sich entscheiden müssen. Er
muss keine Panzer auffahren lassen oder Bodentruppen schicken. Aber
er muss die Terrormiliz unmissverständlich zu Feinden erklären, deren
Treiben nicht geduldet wird.
Er könnte den USA Hilfe anbieten, die türkischen Stützpunkte als
Basen für die amerikanischen Luftangriffe öffnen. Er könnte den
kämpfenden Kurden Waffen liefern, Versorgungswege schaffen, sich
solidarisch zeigen mit den türkischen Kurden. Er könnte durch einen
gemeinsamen Kampf gegen einen gemeinsamen Feind eine Verbindung
schaffen, die es lange nicht gab zwischen Kurden und Türken.
Erdogan, der Hitzkopf, müsste über seinen Schatten springen. Denn
Nichtstun ist auch eine Entscheidung - für den Terror.
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