(ots) - Man mag darüber streiten, ob der türkische Präsident
Recep Tayyip Erdogan in seiner zynischen Art, blutige Politik zu
machen, Wladimir Putin gleichkommt, oder ob er ihn sogar noch in den
Schatten stellt. In Sichtweite zur türkischen Grenze versuchen die
US-Luftstreitkräfte und ihre Verbündeten verzweifelt, die
islamistischen Schlächter bei der Eroberung Kobanes aufzuhalten, und
der Nato-Verbündete greift nicht ein. Er greift nicht ein, obwohl
Erdogan sich dafür längst die Ermächtigung vom Parlament hat geben
lassen. Und er findet immer neue Gründe, um dem Drängen der USA, dem
Drängen der Nato standzuhalten. Sein jüngster Einwand, mit dem
zweitgrößten Heer im Nato-Verbund nicht ohne Verbündete die syrische
Grenze überschreiten zu wollen, hätte ihm auch schon früher einfallen
können. Erdogan spielt auf Zeit und er spielt mit dem Blut der
syrischen Kurden. Es geht ihm nicht um den Schutz türkischer
Soldaten. Es geht ihm allein um die Bedingungen, die er in
vertraulichen Gesprächen mit Präsident Obama und inzwischen auch
öffentlich gestellt hat: Erdogan will erst dann in den Kampf gegen
die Schlächter der IS eingreifen, wenn ihm im syrischen Grenzland zur
Türkei eine Pufferzone zugestanden wird. Der Begriff ist
verniedlichend. Der Zyniker in Ankara setzt zunächst darauf, dass die
IS die syrischen Schwesterverbände der kurdischen PKK aufreibt. Und
er setzt darauf, nach einem militärischen Eingreifen größere Teile
der kurdischen Gebiete in Syrien unter türkische Kontrolle zu
bringen. Dabei riskiert er die Rückkehr des türkisch-kurdischen
Bürgerkriegs im eigenen Land. Und er riskiert, den Islamischen Staat
so stark werden zu lassen, bis ihm nicht mehr beizukommen ist. Was
für eine Wahnsinnsstrategie!
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