(ots) - Es sollte eine menschliche Geste sein: Eine Gruppe
von Verfassungsschützern wollte sich nach Bekanntwerden der
NSU-Mordserie in einem offenen Brief bei den Angehörigen der Opfer
entschuldigen. Nicht für ein eigenes Versagen, sondern als Signal
"einer kollektiven Mitverantwortung" des deutschen
Inlandsnachrichtendienstes für das Übersehen der Terrorzelle. Doch
die Initiative im Landesamt für Verfassungsschutz in Brandenburg
wurde von Vorgesetzten unterbunden. Das enthüllt nun einer der
beteiligten Beamten in der Fernsehdokumentation "Spitzel und Spione",
die am Montag (13.10.) um 22.00 Uhr im WDR Fernsehen und am Mittwoch
(15.10.) um 20.15 Uhr im SWR-Fernsehen gezeigt wird.
Den Autoren, Filmemacher Egmont R. Koch und ARD-Terrorismusexperte
Holger Schmidt, ist es darin erstmals gelungen, Geheimagenten aus
fünf Landesverfassungsschutzämtern (Baden-Württemberg, Sachsen,
Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt) vor die Kamera zu
bekommen und zu ihrer Arbeit, ihrem Selbstverständnis und der Kritik
nach NSU zu befragen. Die operativen Mitarbeiter, die sonst nur im
Geheimen und mit Decknamen agieren, wurden für die Interviews
verfremdet. Unter diesen Bedingungen konnten bislang einzigartige,
unzensierte Interviews über die Arbeit als Geheimagent entstehen.
Zu der in Brandenburg unterbundenen Initiative äußern sich in dem
Film auch die Chefs anderer Verfassungsschutzämter sehr kontrovers:
Carlo Weber vom Brandenburger Nachrichtendienst (der erst seit einem
Jahr in der Verantwortung ist) hält den Plan für "keine gute Idee",
seine Kollegin Maren Brandenburger vom Niedersächsischen
Verfassungsschutz hat dagegen "sehr viel Sympathie" für eine solche
Initiative.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz wollte sich an dem Filmprojekt
nicht beteiligen.
die story: "Spitzel und Spione - Innenansichten aus dem
Verfassungsschutz"
Ein Film von Egmont R. Koch und Holger Schmidt Redaktion: Jo
Angerer (WDR), Tom Michel (SWR) 13.10, 22:00 Uhr im WDR Fernsehen
15.10, 20:15 Uhr SWR
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