(ots) - Greenpeace tritt dem Textilbündnis von
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nicht bei. Denn die
Standards für eine giftfreie Kleidungsproduktion, die Greenpeace auf
Einladung von Minister Müller eingebracht hatte, berücksichtigt das
Bündnis nicht. Der Aktionsplan, den Minister Müller heute in Berlin
vorstellt, sieht zwar die Zahlung fairer Löhne vor, verbietet aber
nicht den Einsatz umwelt- und gesundheitsgefährdender Chemikalien in
der Textilproduktion. Die Entscheidung über diese Umweltauflagen
wurde verschoben. Der Aktionsplan bezweifelt sogar, ob der
Chemikalien-Verzicht möglich ist. "Giftfreie Produktion in Frage zu
stellen, ist ein wohlfeiles Zugeständnis an die Industrie. Denn
etliche Modelabels haben sich mit Greenpeace auf saubere
Textilherstellung verpflichtet und beweisen, dass das machbar ist",
sagt Kirsten Brodde, Greenpeace-Textilexpertin.
Der Aktionsplan von Minister Müller fällt hinter den
Greenpeace-Standard zurück, auf den sich bereits globale Firmen wie
H&M, Adidas oder Burberry verpflichtet haben. Seit 2011 hat die
Detox-Kampagne von Greenpeace 20 globale Modemarken und sechs große
Zulieferer von Luxusmarken davon überzeugt, giftfreie Kleidung zu
produzieren.
Greenpeace hat die Entwicklung des Textilbündnisses in den
vergangenen Monaten mit Expertise zu Textilchemie unterstützt. Die
unabhängige Umweltschutzorganisation hatte etwa Listen mit
Risiko-Chemikalien eingereicht, deren Einsatz sofort verboten werden
muss, um die Wasserverschmutzung weltweit einzudämmen. Zudem hatten
knapp 11.000 Menschen den Aufruf von Greenpeace "Kein Gift in
Kleidung, Herr Minister!" unterschrieben. Daraufhin hatte Minister
Müller noch betont, er plane sich für "ökologische und ethische
Standards in der Produktion und im Handel einzusetzen", um "die
Umwelt zu entlasten." Doch das Textilbündnis vernachlässigt den
Umweltschutz. "Anders als angekündigt, lässt Herr Müller den
Giftschrank der Industrie offen und gefährdet damit weiterhin unsere
Gesundheit und die Umwelt", sagt Brodde.
Da weite Teile der Industrie das auf Freiwilligkeit beruhende
Bündnis ohnehin boykottieren, fordert Greenpeace Minister Müller
auf, die Unternehmen per Gesetz auf eine saubere Textilherstellung
zu verpflichten.
320 Millionen Menschen in China ohne sauberes Trinkwasser
Viele der in der Textilproduktion eingesetzten Chemikalien können
krebserregend oder hormonell wirksam sein oder die Fortpflanzung
schädigen. In China, Exportland Nummer eins von Textilien, sind
bereits heute 320 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem
Trinkwasser. Denn die Industrie leitet die Abwässer mit gefährlichen
Chemikalien weitgehend ungeklärt in Flüsse und Seen. Rückstände der
Stoffe gelangen über die Kleidung und das Wasser auch zu uns, wie
Greenpeace-Reports zeigen.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Dr. Kirsten Brodde, Tel.
O170-4299718, oder Pressesprecherin Carolin Wahnbaeck, Tel.
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