(ots) - Drei Viertel des Trinkwassers in Deutschland werden
aus Grundwasser gewonnen. Doch dessen Qualität sinkt wegen steigender
Nitratbelastung aus der intensiven Agrarwirtschaft rapide.
Umweltverbände in Deutschland dringen daher in einem Eckpunktepapier
auf eine Trendumkehr im Wasserschutz. Mit zehn Forderungen zur
aktuellen Novelle der Düngeverordnung appellieren der Bund für Umwelt
und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace, Grüne Liga,
Naturschutzbund Deutschland (NABU), WWF Deutschland und der Deutsche
Naturschutzring (DNR) an die Bundesregierung, die Nitrat- und
Phosphatbelastung zu minimieren.
Die Verbände fordern von Bund und Ländern, Agrarbetrieben mit zu
viel Gülle und zu wenig Fläche deutlich zu machen, dass sie gegen
EU-Recht verstoßen. Trinkwasser sei das wichtigste Lebensmittel für
Menschen und Tiere. Der Schutz des Grundwassers vor Belastungen aus
der Agrarindustrie sei daher ein Gebot der Vernunft. Die
Bundesregierung stehe in der Pflicht, umgehend einen
Verordnungsvorschlag für einen umfassenden Wasserschutz gemäß den
EU-Richtlinien vorzulegen.
Hauptinstrument zum Schutz des Wassers ist nach Ansicht der
Verbände eine vollständige Input-Output-Bilanz für alle
Agrarbetriebe. Mit dieser "Hoftorbilanz" könnten gezielt Betriebe
ermittelt werden, die besonders hohe Überschüsse an Nitrat und
Phosphat verursachten. Wer Nährstoffe effizient einsetze, wie viele
bäuerlich-ökologische Betriebe, habe dann keine Konsequenzen zu
erwarten.
Industrialisierte Tierhaltungsbetriebe ohne ausreichend eigene
Flächen für die Gülle-Ausbringung müssten zu einem strengeren Umwelt-
und Wasserschutz verpflichtet werden, fordern die Umweltverbände.
Nötig sei eine bundesweite Datenbank, in der Gülleimporte aus anderen
Ländern ebenso erfasst würden wie Nährstofftransporte innerhalb
Deutschlands aus Tierfabriken und Biogasanlagen.
Die Verbände verweisen darauf, dass die Überdüngung aus der
intensiven Agrarwirtschaft schon heute jährliche Kosten von bis zu 25
Milliarden Euro für die Sicherung sauberen Trinkwassers verursache.
Diese externen Kosten der industrialisierten Landwirtschat trügen
derzeit nicht die Verursacher, sondern die Verbraucher. Hinzu kämen
Millionen Euro an Strafzahlungen an die EU, wenn Bund und Länder
weiterhin gegen die europäischen Vorgaben für den Wasserschutz
verstoßen sollten.
Die Verbände kritisieren, dass Bund und Länder in den letzten
Jahren den Wasserschutz aufgeweicht, Kontrollen gelockert und
Bußgelder abgeschafft hätten. Der lückenhafte Wasserschutz habe die
Intensivierung der Landwirtschaft vorangetrieben und
Agrarindustrielle nach Deutschland gelockt, die nun mit
"Mega-Mastanlagen" massiv zur Überdüngung beitrügen. Aus Tierfabriken
gelangten Nährstoffe etwa als Ammoniak über die Luft in die Umwelt,
belasteten Anwohner und zerstörten nährstoffarme Lebensräume vieler
bedrohter Tier- und Pflanzen, warnen die Verbände. Eine Trendumkehr
im Wasserschutz sei somit auch entscheidend für die Lebensqualität in
ländlichen Regionen sowie für die Arten- und Lebensraumvielfalt.
Überdüngung aus Agrarfabriken wirke sich zudem zerstörerisch auf
die Meere aus. So habe sich in der Ostsee infolge der
Nährstoffbelastungen vor allem aus der industrialisierten
Landwirtschaft eine Todeszone gebildet und in den letzten 100 Jahren
um das Zehnfache auf inzwischen ein Drittel des Meerbodens
vergrößert. Da Meeresschutz auf dem Acker beginne, seien strenge
Obergrenzen und verbindliche Sperrfristen für die
Nährstoffausbringung lange überfällig.
Das gemeinsame Eckpunktepapier der Verbände finden Sie zum
Download unter: www.bund.net/pdf/duengeverordnung_eckpunkte
Pressekontakt:
Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin, Tel.:0175-7263779, E-Mail:
reinhild.benning(at)bund.net bzw. Annika Natus, BUND-Pressereferentin,
Tel. 030-27586-464, E-Mail: presse(at)bund.net, www.bund.net; Florian
Schöne, NABU-Agrarexperte, Tel.: 030-284984-1615, E-Mail:
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030-284984-1952; E-Mail: Presse(at)NABU.de; Michael Bender,
Wasser-Experte der Grünen Liga, Tel.: 030-40393530 ; E-Mail:
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