(ots) - Islam-Experte: Auch Moscheegemeinden werden die
Gläubigen wegbleiben
Ceylan sieht den Islam in Deutschland vor gleichem
Säkularisierungsprozess wie das Christentum
Osnabrück.- Nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Rauf
Ceylan droht den Moscheegemeinden in Deutschland der gleiche
Säkularisierungsprozess, wie ihn Kirchen bereits durchmachen. In
einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) sagte
Ceylan: "Auch den Moscheen werden bald die Gläubigen wegbleiben." Der
Wissenschaftler vom Institut für Islamische Theologie an der
Universität Osnabrück sieht deutliche Anzeichen dafür, dass die
Mitglieds- und Besucherzahlen in deutschen Moscheegemeinden künftig
zurückgehen werden. Er macht dies an der "Pluralität der Lebensstile"
fest: Schon jetzt klafften die Lebensrealität der Muslime, die in
dritter oder vierter Generation in Deutschland lebten, und die in
Moscheen vertretene Religiosität auseinander. "Dies ist eine
Entwicklung, wie wir sie bereits seit Jahrzehnten in Kirchengemeinden
beobachten", sagte Ceylan. Die derzeit noch hohen Besucherzahlen in
Moscheen begründet der Experte mit dem "Migrationseffekt":
"Gesellschaftlich wird der Islam in Deutschland noch immer als
Ausländerreligion wahrgenommen", sagte Ceylan. "Das führt dazu, dass
Migranten muslimisiert werden: Sie suchen ihrerseits eine engere
Bindung zu Moscheen." Er rechne aber damit, dass der
Säkularisierungsprozess durch ein Ausbleiben der Gläubigen sichtbar
werde, sobald sich die Wahrnehmung des Islams normalisiere. Der
Islamwissenschaftler forderte die Moscheegemeinden deshalb auf, sich
bereits jetzt mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen. Er schlug
einen engeren Kontakt zu den Kirchen vor: "Die haben Erfahrung mit
diesen Prozessen und können auf Erfahrungswerte zurückgreifen."
Gleichzeitig wies er darauf hin, wie wichtig vor diesem Hintergrund
die Ausbildung von Moscheepersonal in Deutschland sei. "Hier
ausgebildete Imame haben einen engeren Bezug zur Lebensrealität der
Muslime", sagte Ceylan.
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