(ots) - Auf den ersten Blick scheint es paradox: In den
USA sinkt die Arbeitslosigkeit, die Wirtschaft wächst in einem Tempo,
das Europa neidisch machen kann - und doch steht die Partei des
Präsidenten bei den Kongresswahlen vor einer empfindlichen
Niederlage. Schuld ist die Enttäuschung der Amerikaner über die
politische Klasse, deren Vertreter - in beiden großen Parteien - sich
stur in ideologischen Gräben verschanzen, statt pragmatisch an
Kompromissen zu feilen. Die Jungen, einst eine Säule der
Obama-Koalition, kehren der Politik, in die sie im Aufbruchsjahr 2008
solche Hoffnungen gesetzt hatten, desillusioniert den Rücken. Gerade
weil Obama so hohe Erwartungen weckte, ist die Ernüchterung umso
größer. Das nützt den Konservativen. Angetreten als kühner Reformer,
entpuppte sich der Präsident als vorsichtiger Taktiker, der
Führungsstärke und gelegentlich auch handwerkliches Geschick
vermissen ließ. Sicher, die Republikaner haben alles getan, um Obama
auszubremsen. Aber, das lehrt die Erfahrung: Seinen Frust lässt der
Wähler nun einmal vor allem an der Regierungspartei aus.
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