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"Ich dachte, ich muss sterben" / 1 Jahr nach Todes-Taifun "Haiyan" blicken die Menschen wieder nach vorn (FOTO)

ID: 1129692

(ots) -
8. Nov. 2013: "Haiyan", einer der mächtigsten Taifune aller
Zeiten, bricht mit verheerender Zerstörungskraft über die Philippinen
herein. Die 200.000-Einwohner-Hafenstadt Tacloban und den
SOS-Kinderdorf-Standort in der Provinz Leyte macht er fast dem
Erdboden gleich. Insgesamt fordert der Sturm an diesem Tag mehr als
6000 Leben. 4,1 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Kinder,
werden obdachlos.

Die SOS-Kinderdorfmutter Nanay Dottie erlebte "Haiyan" in Tacloban
so: 2 Uhr nachts: "Eine seltsame Stille draußen machte mich unruhig
und ließ mich nicht mehr einschlafen."

Gegen 3.30 Uhr: "Die Glühbirne fing an zu flackern, dann ging das
Licht aus: Stromausfall. Plötzlich kam ein starker Wind auf und Regen
setzte ein. Beunruhigt schalteten wir das batteriebetriebene Radio an
und hörten die neuesten Meldungen zu dem heranziehenden Taifun. Dann
brach die Sendung ab - aus den Lautsprechern nur noch Rauschen."

6 Uhr morgens: "Der Sturm wurde immer stärker - peitschender
Regen. Wir weckten die Kinder. Plötzlich splitterten die Scheiben.
Gewaltige Sturmböen hatten die Fenster eingedrückt."

6:05 Uhr: "Die Kinder schrien. Wir türmten Matratzen zu einer
schützenden Mauer auf. Alle drängen sich in der Nähe der Tür
zusammen, um notfalls schnell aus dem Haus rennen zu können. Ich gab
unserem Jüngsten gerade Milch zu trinken, als ich die Kälte an meinen
Füßen spürte."

6:15 Uhr: "Wassermassen schossen ins Haus. Ich sah nach draußen.
Alles war überflutet und das Wasser stieg rasend schnell. Die Kinder
kletterten vor den Fluten auf die Tische, aber das reichte nicht
aus."

6:18 Uhr: "Wir riefen den Jungen und Mädchen zu, in den Dachstuhl
zu flüchten. Erst halfen wir den Kindern, dann kletterten wir selbst
hinauf. Ich hätte es beinahe nicht geschafft."





6:25 Uhr: "Wir waren Gefangene des Sturms. Die Kinder und ich
hatten panische Angst! Plötzlich riss der Sturm ein paar Meter von
der Stelle, wo wir saßen, ein Stück Dachpappe weg und hinterließ ein
großes Loch. Nur Minuten später erreichten die Wassermassen den
Dachstuhl. Uns blieb nur noch das Dach."

6:27 Uhr - 8:30 Uhr "Zusammengekauert saßen wir schutzlos zwei
Stunden im Freien, während "Haiyan" um uns herum wütete."

8:30 Uhr "Dann - fast so schnell wie der Taifun kam, legte er sich
wieder und die Fluten zogen sich zurück. Vorsichtig kletterten wir
nach unten."

Die Szenerie glich einem Schlachtfeld: "Ich hörte nicht auf zu
zittern. Während des Sturms habe ich gedacht, ich muss sterben",
erzählt ein 13-jähriges SOS-Kind. "Unser Zuhause, das SOS-Kinderdorf,
war unter Schlammmassen und Trümmern begraben."

Hilfsmaßnahmen laufen an

Obwohl die Infrastruktur rund um das Katastrophengebiet zerstört
ist, Kommunikationskanäle unterbrochen sind und vor Ort der
Ausnahmezustand herrscht, beginnen die SOS-Mitarbeiter mit
Unterstützung indischer und indonesischer Kollegen Nothilfemaßnahmen
zu organisieren. Nahrungsmittel und Trinkwasser werden an die
hilfsbedürftige Bevölkerung verteilt und Schutzzonen für rund 2000
Kinder errichtet, um Eltern den Wiederaufbau ihres Zuhauses zu
ermöglichen.

Ein Jahr danach:

365 Tage nachdem "Haiyan" eine Schneise der Zerstörung hinterließ,
ist das SOS-Kinderdorf wieder intakt, Schulen und Kindergärten im
Katastrophengebiet wurden renoviert, knapp 500 betroffenen Familien
half die Kinderhilfsorganisation beim Aufbau einer neuen Existenz mit
Fischerbooten, Handwerksmaterial oder Mikrokrediten. Bis Mitte 2015
sollen 550 neue Wohnhäuser für obdachlos gewordene Familien
fertiggestellt werden.

Durch diese Unterstützung fassen auch die Menschen wieder Mut.
"Mein sechsjähriger Sohn Jay Kian musste in der Katastrophennacht
mitansehen, wie Freunde und Nachbarkinder in einer Schule, in der wir
alle Zuflucht gesucht hatten, ertranken", erzählt seine Mutter. Ein
ganzes Schuljahr lang war der Sechsjährige nicht dazu zu bewegen, zum
Unterricht zu gehen. "Neulich sagte er zu mir: Es geht mir wieder gut
Mama, ich möchte lernen."

*Zeiten sind nach Aussagen der Betroffenen rekonstruiert.



Pressekontakt:
Weitere Informationen:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-259
E-Mail: louay.yassin(at)sos-kd.org
www.sos-kinderdoerfer.de


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Datum: 03.11.2014 - 10:22 Uhr
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