(ots) -
Arbeitslosigkeit ist und bleibt die Sorge Nummer eins - darin sind
sich alle Deutschen einig. Das ist ein Ergebnis der Studie
"Challenges of the Nations 2014" des GfK Vereins. Aber auch 25 Jahre
nach dem Mauerfall gibt es regionale Unterschiede im Sorgenranking:
Bei den Ostdeutschen stehen Themen wie Kaufkraft und Soziale
Sicherung stÀrker im Fokus, die Westdeutschen erachten Renten und
Zuwanderung als wichtiger.
"In den alten und neuen BundeslÀndern haben die Menschen doch noch
immer recht verschiedene Themen, die ihnen Sorgen bereiten",
resĂŒmiert Professor Dr. Raimund Wildner, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des GfK
Vereins. Im Rahmen der Studie "Challenges of the Nations 2014" wurden
die BĂŒrger nach den am dringendsten zu lösenden Aufgaben in ihrem
Land gefragt.
Seit mehr als 20 Jahren gibt es trotzdem einen unangefochtenen
Spitzenreiter der gesamtdeutschen Sorgenliste: die Arbeitslosigkeit.
In Westdeutschland erreicht sie aktuell 32 Prozent, das sind vier
Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. GegenlÀufig ist die Entwicklung im
Osten: Hier betrachten 40 Prozent der Befragten die Situation auf dem
Arbeitsmarkt als dringende Aufgabe, vier Prozentpunkte weniger als
2013. Der Blick zurĂŒck zeigt, dass das Sorgenniveau im Westen stets
niedriger war: 31 Prozent der Westdeutschen nannten 1990
Arbeitslosigkeit als dringend zu lösende Aufgabe im Land, der
Höchstwert 1998 war mit 84 Prozent. Im Osten Ă€uĂerten 1990 55 Prozent
Sorge ĂŒber den Arbeitsmarkt, 1998 erreichte sie den Spitzenwert von
92 Prozent. Seit 2010 erlebt das Thema gesamtdeutsch einen
kontinuierlichen Abschwung. Dies entspricht der Entwicklung auf dem
Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote nach dem internationalen
ILO-Standard war im Februar 2014 mit 5,1 Prozent so niedrig wie seit
20 Jahren nicht mehr. Jedoch ist sie im Osten rund vier Prozentpunkte
höher.
"Die in der Studie geĂ€uĂerten dringenden Aufgaben spiegeln in
vielen Bereichen die RealitÀt in den Regionen", sagt Wildner. Trotz
der mittlerweile weitgehend angeglichenen LebensqualitÀt in Ost und
West, ist die Wirtschaftskraft im Osten noch niedriger, so der
Jahresbericht "Deutsche Einheit 2014" der Bundesregierung.
Beispielsweise liegt das Bruttoinlandsprodukt in den neuen
BundeslÀndern bei 66,6 Prozent des Westniveaus.
In den neuen BundeslÀndern erreicht derzeit die Sorge um Preis-
und Kaufkraftentwicklung mit 34 Prozent Platz zwei - und hat sich
damit seit 1990 verdoppelt. Den Befragten geht es vor allem um Fragen
wie Grundeinkommen, "gerechtere Einkommensverteilung" oder
"Mindestlohn einfĂŒhren". Renten / Altersversorgung folgt mit 19
Prozent auf Platz drei. Im Westen ist es genau umgekehrt: Die
Rentenproblematik steht auf Platz zwei (26 Prozent) der Sorgenagenda
mit Themen wie "Renten erhöhen" oder "Renten sichern", gefolgt von
Preis- und Kaufkraftentwicklung (23 Prozent).
Soziale Sicherung treibt mehr Menschen im Osten um: Sie liegt auf
Platz vier (13 Prozent), im Westen auf Platz acht (11 Prozent). Dabei
geht es den Befragten nicht nur um Themen wie Arbeitslosengeld, Hartz
IV oder soziale Einrichtungen. Den Ostdeutschen ist vor allem die
soziale Gerechtigkeit ein wichtiges Anliegen. Mehr Westdeutsche haben
dafĂŒr Angst vor Armut. Dies Thema taucht zwar erst seit zehn Jahren
im Sorgenranking auf, erreicht aber mittlerweile Platz vier (15
Prozent). Vor allem Altersarmut wird hÀufig als wichtige Aufgabe
genannt. In den neuen BundeslÀndern belegt Armut Platz sieben (11
Prozent).
Ein geteiltes Bild zeigt sich auch beim Thema Zuwanderung /
Integration. "Zuwanderung stoppen" oder "Ăberfremdung bekĂ€mpfen" -
Aussagen wie diese werden vor allem von westdeutschen Befragten
geĂ€uĂert. Dort belegt das Thema den fĂŒnften Rang (14 Prozent), im
Osten nur Platz 13 (9 Prozent).
In ganz Deutschland ist KriminalitÀt in den vergangenen Jahren
stĂ€rker in das Bewusstsein gerĂŒckt. Vor 25 Jahren hielten in den
neuen BundeslĂ€ndern nur 2 Prozent der Befragten KriminalitĂ€t fĂŒr eine
dringende Aufgabe, heute sind es 13 Prozent - damit ist das Thema
noch in den Top 5. Besonders JugendkriminalitÀt und Mafia werden in
diesem Zusammenhang genannt. In Westdeutschland erreicht die
KriminalitÀt 11 Prozent (Platz sieben), 1990 war es sogar nur 1
Prozent.
Auch beim Gesundheitswesen und bei der Gesundheitspolitik Ă€uĂern
sich einige besorgt: In etwa jeder Zehnte in Deutschland sieht hier
eine dringend zu lösende Aufgabe, wobei sich die Werte zwischen Ost
und West hier kaum unterscheiden. Deutlicher differieren die
Meinungen wenn es konkret um den Bau / die Finanzierung von
KrankenhÀusern und die Krankenversorgung geht: hier sehen acht
Prozent der Ostdeutschen Handlungsbedarf, wÀhrend sich der Wert bei
den Ostdeutschen auf nur sechs Prozent belÀuft.
Und wie sieht es mit dem Zusammenwachsen von Ost und West aus? Das
ist 2014 nur fĂŒr wenige Befragte eine dringende Aufgabe. "Abbau des
Ost-West-GefÀlles" oder "Anpassung der Ostlöhne an das Westniveau" -
Themen wie diese erreichen in Ostdeutschland 3,7 Prozent Nennung, im
Westen gerade einmal 0,3 Prozent.
Zur Studie
Diese Ergebnisse sind ein Auszug aus der GfK-Studie "Challenges of
the Nations 2014" und basieren auf rund 19.700 Interviews, die im
Auftrag des GfK Vereins im FrĂŒhjahr 2014 in Europa in Deutschland,
Italien, Frankreich, Polen, Ăsterreich, GroĂbritannien, Belgien,
Russland, Spanien, den Niederlanden, Schweden und erstmals in diesem
Jahr in der Schweiz und der TĂŒrkei durchgefĂŒhrt wurden. AuĂerdem zum
ersten Mal vertreten sind SĂŒdafrika und Nigeria, die USA sowie
Brasilien. In Deutschland wurde eine reprÀsentative Stichprobe von
2.018 Personen befragt. Grundlage der Untersuchung ist folgende
offene Frage, die jedes Jahr unverÀndert gestellt wird: "Welches sind
Ihrer Meinung nach die dringendsten Aufgaben, die heute in
[jeweiliges Land] zu lösen sind?" Die Befragten erhalten keinerlei
beschrĂ€nkende Vorgaben fĂŒr ihre Antwortmöglichkeiten,
Mehrfachnennungen sind möglich.
Zum GfK Verein
Der GfK Verein ist eine 1934 gegrĂŒndete Non-Profit-Organisation
zur Förderung der Marktforschung. Er setzt sich aus rund 600
Unternehmen und Einzelpersonen zusammen. Zweck des Vereins ist es,
innovative Forschungsmethoden in enger Zusammenarbeit mit
wissenschaftlichen Institutionen zu entwickeln, die Aus- und
Weiterbildung von Marktforschern zu fördern und die fĂŒr den privaten
Konsum grundlegenden Strukturen und Entwicklungen in Gesellschaft,
Wirtschaft und Politik zu verfolgen sowie deren Auswirkungen auf die
Verbraucher zu erforschen. Die Studienergebnisse werden den
Mitgliedern des Vereins kostenlos zur VerfĂŒgung gestellt. Der GfK
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