(ots) - Greifvögel gehören weltweit zu den häufigsten
Opfern von Windkraftanlagen. In Deutschland sind es unter anderem
Rotmilane, Wiesenweihen und Seeadler, die in den Rotoren
verunglücken. Vorkommen dieser Arten sind deshalb oft
Ablehnungsgründe für Windparkstandorte und verursachen regelmäßig
gerichtliche Auseinandersetzungen. Die vom Bundesumweltministerium
finanzierte Studie des Michael-Otto-Instituts im NABU, der BioConsult
SH und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung sowie
weiterer Partner analysiert die Umstände, unter denen Greifvögel an
Windrädern ums Leben kommen und soll so zu einer Versachlichung der
Diskussion beitragen.
"Greifvögel verunglücken an Windkraftanlagen tagsüber und bei
bester Sicht; sie scheinen die Risiken zu unterschätzen" berichtet
Dr. Hermann Hötker, Leiter des Michael-Otto-Instituts im NABU. In
Deutschland besonders problematisch sind die Verluste von Rotmilanen,
da der größte Teil des globalen Bestandes (weltweit etwas über 20.000
Paare) dieser sehr seltenen Art in unserem Land brütet.
Kern des Projektes war das genaue Studium des Verhaltens von
Greifvögeln in Bezug auf Windkraftanlagen. Dazu wurden Rotmilane (vom
Projektpartner Ökotop in Halle/S.), Wiesenweihen (vom Projektpartner
BioConsult SH) und Seeadler (vom Projektpartner Institut für Zoo- und
Wildtierforschung) mit kleinen Sendern versehen, die eine genaue
Verfolgung der Tiere im Freiland ermöglichten. Alle Arten besaßen
Streifgebiete von vielen Quadratkilometern. Ihre Flugrouten wurden
oft durch besonders attraktive Nahrungsquellen bestimmt und führten
regelmäßig quer durch Windparks. Besonders bei Rotmilanen und
Wiesenweihen war jedoch eine Konzentration der Aktivitäten im
Horstbereich festzustellen. Modellrechnungen legen nahe, dass das
Kollisionsrisiko bei Rotmilanen in einem Bereich bis 1.250 Meter um
den Horst besonders hoch ist.
Weitere Themen der Studie, an der sich außer den genannten
Institutionen noch die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz
im Kreis Soest, die Staatliche Vogelschutzwarte im Landesamt für
Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg sowie der
Förderverein für Ökologie und Monitoring von Greifvogel- und
Eulenarten beteiligten, waren mögliche Verdrängungen von Greifvögeln
durch Windkraftanlagen, der Einfluss von Gittermasten auf das
Kollisionsrisiko und die Klärung der Fundumstände toter Greifvögel in
der Nähe von Windkraftanlagen.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass für den Schutz der
Greifvögel innerhalb oder in der Nähe von Windparks keine besonderen
Anziehungspunkte für diese Vögel geschaffen werden sollten. Dazu
zählen Mist- und Komposthaufen und Brachen an den Mastfüßen. Auch die
Anlage frühzeitig zu mähender Kulturen wie etwa Grünroggen sollte im
Bereich von Windparks vermieden werden. Entscheidender Faktor bleibt
allerdings der Standort: Windparks sollten in einen ausreichend
großen Abstand von Rotmilanhorsten und nicht innerhalb von
Schwerpunkträumen von Wiesenweihen und Seeadlern angelegt werden.
Die Studie steht zum Download unter:
http://www.nabu.de/downloads/Endbericht-Greifvogelprojekt.pdf.
Für Rückfragen:
Dr. Hermann Hötker, Michael-Otto-Institut im NABU, Tel.:
04885-570, Mobil: 0162-9098074, E-Mail: Hermann.Hoetker(at)NABU.de
Kai-Michael Thomsen, Michael-Otto-Institut im NABU, Mobil:
0162-9098072, E-Mail: Kai-Michael.Thomsen(at)NABU.de
Pressekontakt:
NABU-Pressestelle
Kathrin Klinkusch | Iris Barthel | Britta Hennigs | Nele Rissmann
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510 | -1952 | -1722 | -1958
Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000 | E-Mail: presse(at)NABU.de