(ots) - "Das seit dem letzten Streik im Sommer
2007 mühsam wieder aufgebaute Image der Bahn als zuverlässiges
Verkehrsmittel für Gütertransporte erhält durch die harten
Streikaktionen der vergangenen Wochen einen enormen Rückschlag. Der
Ansehensverlust bei den Verladern droht auf lange Sicht noch größer
zu werden als die direkten wirtschaftlichen Beeinträchtigungen",
betont Gunnar Gburek, Bereichsleiter Logistik beim Bundesverband
Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) in Frankfurt. Der
Ruf als zuverlässiges Transportmittel befinde sich damit in akuter
Gefahr, wenn er nicht sogar schon irreparabel beschädigt wurde. Die
besten Chancen, weitestgehend ungeschoren davonzukommen, haben laut
Gburek die Großverlader. "Wer mittelgroße oder kleine Aufkommen auf
der Schiene hat, bleibt dann im wahrsten Sinne des Wortes auf der
Strecke. Es ist mehr als fraglich, ob er nach dieser Erfahrung
weitere Transporte auf die Schiene verlagern wird. Im Zweifelsfalle
wird er sein Engagement sogar zurückfahren", fügte der
BME-Logistik-Experte hinzu.
"Die Lokführer müssen sich ihrer Verantwortung für die
Güterversorgung bewusst sein", mahnt Gburek die Gewerkschafter zu
umsichtigen Entscheidungen. "Wir wollen niemand sein Streikrecht
absprechen, aber die Grundversorgung mit Rohstoffen oder wichtigen
Ersatzteilen muss gewährleistet bleiben", fordert Gburek. Von einem
längerfristigen Ausfall im Schienengüterverkehr wären seiner Ansicht
nach vor allem die Montanindustrie sowie die rohstoffabhängigen
Branchen Chemie, Bau und Agrar betroffen. Das große Problem sei der
Mangel an Alternativen: Auch wenn private Bahnbetreiber ihren
Marktanteil in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausweiteten,
können sie derzeit nur ein Drittel des Aufkommens abdecken. Auf
andere Verkehrsmittel umzusteigen, ist nur bedingt möglich: Die
Straßen sind auch ohne zusätzlichen Streikverkehr schon überlastet
und Binnenschiffe aufgrund ihrer Hafenbindung deutlich weniger
flexibel als die Schienenkonkurrenz.
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