(ots) - Verzicht aufs Schnabelkürzen: Landvolk-Chef
warnt vor Bauern-Boykott
Präsident Hilse: Minister Meyer streut Angst mit "Methoden aus
dunkler Vergangenheit"
Osnabrück.- Niedersachsens Landvolk-Präsident Werner Hilse bringt
einen Bauern-Boykott des für 2017 geplanten Verzichts auf das
Schnabelkürzen bei Legehennen ins Spiel. Im Interview mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Freitag) sagte Hilse: Bislang gebe es lediglich
Absichtserklärungen des Landwirtschaftsministeriums, das
Teilamputieren der Schnäbel bei Hühnern zum 1. Januar 2017 zu
untersagen. Eine Gesetzesgrundlage etwa in Form eines Erlasses sei
dem Landvolk nicht bekannt. "Stellen Sie sich vor, es ist 1. Januar
2017 und keiner macht mit", sagte Hilse.
Bei einem Verzicht auf das Kürzen drohe Kannibalismus im Stall.
Die Bauern stünden also vor der Frage, ob sie an der bewährten
Methode festhielten oder Tierqual in Kauf nehmen. "Die Antwort fällt
leicht: Ich sehe zurzeit keine Alternative zum Schnabelkürzen."
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer drohe eine
Blamage, wenn niemand mitziehe.
Bislang werden die Schnäbel auf Basis von Sondergenehmigungen
gekürzt, berichtet die "NOZ". Diese Genehmigungen sollen auslaufen,
bestätigt das Agrarministerium auf Nachfrage der Zeitung. Wer ohne
Genehmigung kürze, verstoße gegen das Tierschutzgesetz. Das
Ministerium räumte allerdings ein, dass ein Erlass noch in der
Verbandsanhörung und damit nicht rechtskräftig sei.
Der Landvolk-Chef kritisierte in dem Interview zudem die
Einrichtung einer anonymen Meldestelle zum 1. Oktober, bei der
beispielsweise Mitarbeiter von Bauernhöfen oder fleischverarbeitenden
Betrieben Verstöße gegen Hygiene- oder Tierschutzbestimmungen melden
sollen. "Das sind Methoden, wie wir sie aus dunkler Vergangenheit
kennen", sagte Hilse. "So löst man keine Probleme, sondern streut
Angst."
In der Debatte um den Moorschutz in Niedersachsen warf der
Verbandschef dem Minister vor, die Weiterentwicklung der
Landwirtschaft ausbremsen zu wollen. Hilse zeigte sich skeptisch, ob
die Einwände der Bauern zu einem ersten Entwurf des neuen
Raumordnungsprogrammes Gehör finden würden. Der Minister habe aber
zugesagt, mit dem Landvolk über Korrekturen zu sprechen. "Wir
erwarten jetzt, dass er auf uns zukommt", so Hilse.
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