(ots) - Wie tolerant sind wir? Was sind die wichtigsten
Einflussfaktoren für eine tolerante Gesellschaft? Und welche Rolle
spielen die Medien beim Thema Toleranz? Diese Fragen untersucht zum
Auftakt der ARD-Themenwoche "Anders als Du denkst" die repräsentative
ARD-Studie "Medien und Toleranz". Danach ist die Einschätzung vieler
Bürger widersprüchlich, wenn es um die Frage nach ihrer Toleranz
geht. Die Ergebnisse sind ab sofort unter www.themenwoche.ard.de
abrufbar.
Einige zentrale Thesen im Ãœberblick:
"Intolerant sind die anderen"
Aus der Befragung von 1.006 Personen ab 14 Jahren in Deutschland
sticht hervor: Neun von zehn Erwachsenen (88 %) stufen sich selbst
als tolerant bzw. sehr tolerant ein. Gleichzeitig halten nur 55
Prozent die Gesellschaft für tolerant bis sehr tolerant. Das
positivste Bild von der Toleranz in der deutschen Gesellschaft haben
die unter 30-Jährigen, formal höher Gebildete und Menschen mit
Migrationshintergrund.
Bildungsinstitutionen und Medien tragen am stärksten zur Toleranz
bei Bildungsinstitutionen wie Schulen, Hochschulen oder
Erwachsenenbildung (71 % Zustimmung) sowie Medien (65 %) gelten bei
den Menschen in Deutschland als wichtige Einflussfaktoren für eine
tolerante Gesellschaft. Anderen gesellschaftlichen Institutionen,
insbesondere den Kirchen (39 %), politischen Parteien und der
Wirtschaft (jeweils 35 %) wird eine deutlich geringere Rolle
beigemessen. Im mittleren Alterssegment von 30 bis 49 Jahren liegen
die Medien sogar vor den Bildungsinstitutionen.
Dr. Hans-Martin Schmidt, Gesamtkoordinator ARD-Themenwoche:
"Die Studienergebnisse bestätigen die Notwendigkeit der
Auseinandersetzung mit dem facettenreichen Thema. Toleranz ist im
Kern die Wertschätzung des anderen - unabhängig von dessen Herkunft,
Anschauungen und Werten. Die Themenwoche Toleranz zeigt mit ihrem
breiten Programmangebot in Fernsehen, Hörfunk und online, wie
vielfältig und komplex das Thema ist. Wir wollen zum Nachdenken
anregen, für Fragen der Toleranz sensibilisieren und Diskussionen
anstoßen."
Toleranzforscher zur ARD-Studie
Prof. Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für
interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), Universität
Bielefeld: "Die ARD-Studie ergänzt die Toleranzforschung um wichtige
Beobachtungen. Dass die Menschen sich selbst für toleranter halten
als sie sind, überrascht nicht, ist aber ein Stolperstein, wenn es um
die Akzeptanz der Anderen gilt. Toleranz ist eine Ziviltugend.
Insbesondere in Zeiten, in denen sich an vielen Stellen Konflikte
radikalisieren, braucht Toleranz einen Raum und Zeit, darüber
nachzudenken, damit sie keine hohle Formel bleibt. Dazu leistet die
ARD-Themenwoche einen wichtigen Beitrag."
Einer erst jüngst veröffentlichten Studie des IKG zufolge halten
sich menschenfeindliche Einstellungen, Vorurteile und
Diskriminierungen in einem Ausmaß, das im Widerspruch zur eigenen
Selbstwahrnehmung steht (link zur Studie: http://ots.de/g9vuf) Die
ARD-Themenwoche Toleranz greift die sich daraus ergebenden Fragen und
den gesellschaftlichen Diskurs auf. Das Publikum soll zum Nachdenken
über die eigenen Haltungen und eventuellen Vorurteile angeregt
werden.
Die Tage vom 15. bis 21. November 2014 stehen in allen
ARD-Programmen ganz im Zeichen der Toleranz. Unter dem Motto "Anders
als Du denkst" werden im Ersten, in allen Dritten Fernsehprogrammen
sowie den Hörfunkwellen und Onlineangeboten der ARD die
unterschiedlichsten Facetten des Themas Toleranz beleuchtet. Das
vollständige Programm ist unter www.themenwoche.ard.de zu finden.
Den offiziellen Auftakt bildet am kommenden Sonntag, 16. November,
das "Berliner Gespräch" mit einer Keynote der
Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz. Im
anschließenden "Presseclub" (live im Ersten, 12.03 Uhr) diskutiert
Volker Herres mit vier Journalisten im ARD-Hauptstadtstudio zum Thema
Toleranz.
Untersuchungssteckbrief der ARD-Studie "Medien und Toleranz"
- Durchführung: BR-Medienforschung; Erhebung durch das Institut
mindline media, Berlin
- Grundgesamtheit: deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren in
Deutschland
- Fallzahl: 1.006 Befragte
- Erhebungszeitraum: 19. September bis 10. Oktober 2014
- Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI, Dual
Frame: 70 % Festnetz- und 30 % Mobilfunk-Stichprobe)
- Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe
Pressekontakt:
Bayerischer Rundfunk
Markus Huber
Tel.: 089/590010560
E-Mail: markus.huber(at)br.de