(ots) - Hilfswerk kritisiert "anhaltende
Kinderfeindlichkeit" in Deutschland
Präsident Krüger: UN- Kinderrechtskonvention hat nichts verändert
- "Dramatisch schlechte Situation für Flüchtlinge"
Osnabrück.- Das Deutsche Kinderhilfswerk hat der deutschen
Gesellschaft eine anhaltende Kinderfeindlichkeit attestiert. In einem
Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) kritisierte
Präsident Thomas Krüger, Kinder würden vielerorts nach wie vor als
Störfaktor empfunden. Daran habe sich auch 25 Jahre nach
Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention nichts geändert.
Mütter würden aus Restaurants geworfen, weil sie stillten oder
ihre Babys zu laut schrien. In Cafés hingen am Eingang
"Kinderwagen-Verboten"-Schilder und Fluggesellschaften betrieben
Werbung mit kinderfreien Zonen, kritisierte Krüger. Er appellierte an
die Bundesregierung, Politik für Kinder stärker als bisher auf die
Agenda zu setzen.
Er plädierte ferner für ein nationales Programm gegen Kinderarmut.
Mit den gegenwärtigen Hartz-IV-Sätzen für Kinder sei zum Beispiel
eine ausgewogene Ernährung nicht möglich. Forscher hätten ermittelt,
täglich müssten für ein 15-jähriges Kind 4,68 Euro im Discounter oder
7,44 Euro im Supermarkt ausgeben werden, um es gut zu ernähren. Im
Hartz IV-Regelsatz seien für Essen aber nur 2,57 Euro vorgesehen.
"Das passt nicht zusammen", sagte Krüger. Auch als Folge schlechter
Kost litten arme Kinder häufiger an Karies, Infektionen, Asthma,
Fettleibigkeit, Kopf- und Rückenschmerzen. Dies hätten zahlreiche
Untersuchungen ergeben. Es gebe zwar eine kostenlose
Gesundheitsversorgung für Kinder und kostenfreie Untersuchungen zur
Früherkennung, doch würden Mädchen und Jungen aus finanziell
benachteiligten Verhältnissen von diesen Angeboten häufig nicht
erreicht. Kinder in Armut litten auch häufiger unter Stress und
geringem Selbstbewusstsein. "Das hat Folgen bis ins
Erwachsenenalter", warnte das Deutsche Kinderhilfswerk. An vielen
Stellen gebe es Aufstiegschancen nur für Kinder aus finanziell gut
gestellten Haushalten. Dramatisch schlecht sei auch die Situation von
Flüchtlingskindern in Deutschland. Die UN-Kinderrechtskonvention war
am 20.November 1989 von den Vereinten Nationen verabschiedet worden.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207