(ots) - Jugendrichter übt scharfe Kritik an ARD-Film
"Das Ende der Geduld" Andreas Müller: Ich erkenne Kirsten und ihr
Werk nicht wieder
Der Berliner Jugendrichter Andreas Müller übt scharfe Kritik an
dem ARD-Film "Das Ende der Geduld", der am Mittwoch ausgestrahlt
wird. Er war ein Weggefährte der verstorbenen Jugendrichterin Kirsten
Heisig auf deren Geschichte der Film beruht. Im Gespräch mit der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagsausgabe) zeigte sich Müller
enttäuscht über die Umsetzung des Films: "Ich erkenne Kirsten und ihr
Werk in dem Film nicht wieder."
Obwohl Kirsten Heisig Depressionen hatte, erwecke "Das Ende der
Geduld" den Eindruck, ihr Tod könnte andere Motive gehabt haben. "Es
kommt so rüber, als hätte sie einfach aufgegeben", sagte Andreas
Müller. "Kirsten Heisig war aber krank und sonst nichts."
Gleichzeitig suggeriere der Film eine mögliche Ermordung Heisigs. Die
von Martina Gedeck gespielte Jugendrichterin, die den Namen Corinna
Kleist trägt, wird mehrfach bedroht. Müller: "Mir sind solche
Bedrohungen aus Kirsten Heisigs Leben nicht bekannt."
Der Jurist wirft den Machern außerdem vor, dass der Film, obwohl
er Höhepunkt der Themenwoche Toleranz in der ARD sein soll,
Vorurteile gegen Migranten noch verstärken könnte: "Ich bezweifle,
dass dieser Film etwas für die Toleranz tut", kritisierte Andreas
Müller. Dass Corinna Kleist alias Kirsten Heisig zu einer Muslimin
sagt, sie brauche kein Geld sondern einen Deutschkurs, ärgert Müller:
"So etwas hätte Kirsten nie gesagt."
Noch schlimmer findet Müller, wie der Film die richterliche
Befragung eines 13-jährigen Vergewaltigungsopfers inszeniert. Das
Mädchen muss seine Aussage vor Publikum und insbesondere in Gegenwart
der mutmaßlichen Täter abgeben. "Das würde es in der Realität nie
geben." Als die 13-Jährige plötzlich behauptet, der Sex sei
einvernehmlich gewesen, wird sie von der Jugendrichterin hart
angegangen und unter Druck gesetzt. "So wäre Kirsten nie im Leben mit
einem Kind umgegangen", sagte Müller.
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