(ots) - Management School der Universität Kassel, UNIKIMS,
führt Führungskräfte in fünf Semestern berufsbegleitend zum Master of
Science / Industrie und Management-School entwickeln Studiengang
weiter
Der Masterstudiengang Industrielles Produktionsmanagement der
UNIKIMS ist aus Sicht der Studierenden sowie der Wirtschaft ein
Erfolg. Dr. Jochen Dittmar, Geschäftsführer der Management-School der
Universität Kassel, verweist auf die steigende Zahl der Studierenden
in dem Studiengang. Mit Blick auf den nächsten Studienbeginn im April
2015 sind nach Angaben der UNIKIMS schon neun der insgesamt fünfzehn
Plätze belegt. Zugleich haben sich führende Unternehmen wie
Volkswagen, Daimler, Continental, SMA Solar Technology und Viessmann
in einem Beratungsgremium zusammengefunden, um den bewährten
Studiengang weiter zu entwickeln. Nach vier erfolgreichen Durchläufen
beginnt die UNIKIMS im Frühjahr 2015 den fünften Zyklus. Das Studium
qualifiziert in fünf Semestern berufsbegleitend zum Master of
Science. Zusätzlich bietet die UNIKIMS den Studierenden die
Möglichkeit zur Teilnahme an einer exklusiven Reise nach Japan in
Kooperation mit der Kobe University.
Erst jüngst kehrte eine Gruppe von fünf Studierenden aus Kobe
zurück. Dr. Ralf Bebenroth, Professor of International Business am
Research Institute for Economics and Business Administration der Kobe
University, zog als ihr Betreuer in Japan sein Fazit: "Es waren ganz
tolle Studierende. Jeder kam auf seine Kosten. Ich bin mir ziemlich
sicher, dass die Erwartungen der Reisenden weit übertroffen wurden.
In den zwei Wochen lernten die Studierenden der UNIMIKS auf ihre
Weise mehr als andere im vierjährigen Japanologie-Studium in
Deutschland. Es war auch für mich eine interessante Erfahrung und
gerne betreue ich die Studierenden im nächsten Jahr wieder." Während
der zweiwöchigen exklusiven Reise besuchten die Studierenden
japanische Unternehmen. Ihr interkulturelles Training und die
Gespräche mit den japanischen Managern verhalfen ihnen zu tieferen
Einblicken in die Prozesse der besuchten Betriebe.
Die Reise ist insofern eine ideale Erweiterung des Studiums und
eine außergewöhnliche Vorbereitung auf neue Aufgaben im eigenen
Unternehmen. Denn dort gilt: Wer etwas planen will, benötigt den
Ãœberblick. Erst dann gelingt der Durchblick. Diese Erkenntnis muss
sich in der industriellen Praxis tagtäglich von Neuem durchsetzen.
Dazu leistet die Kasseler Universitätsprofessorin Dr.-Ing. Sigrid
Wenzel mit dem Masterstudiengang Industrielles Produktionsmanagement
ihren Beitrag. An der UNIKIMS qualifiziert sie gemeinsam mit
ausgesuchten Dozenten die berufsbegleitend studierenden Ingenieure,
Informatiker, aber auch Betriebswirte, die einen ersten akademischen
Abschluss und mindestens ein Jahr Berufserfahrung haben, zum Master
of Science.
"Das Studium", sagt Sigrid Wenzel, "versetzt die potenziellen
Führungskräfte der Unternehmen in die Lage, industrielle Prozesse und
Systeme über Planungsdomänen und -ebenen sowie über die
Wertschöpfungskette hinweg ganzheitlich zu verstehen und zu managen,
mit dem Ziel, Produkte und Dienstleistungen individuell zu verbessern
und Unternehmen an die Veränderungen des Marktes anzupassen. Hierbei
spielt die Informationstechnik eine wesentliche Rolle: Sie ermöglicht
die Kommunikation zwischen Prozessen und den daran Beteiligten und
sie schafft die Informationsbasis für konkrete Entscheidungen. Darum
werden den Studierenden spezifische Fachinhalte aus Technik in
Produktion und Logistik, aus Qualitäts- und Prozessmanagement, der
Arbeitswissenschaft, der Betriebswirtschaft sowie der
Informationstechnik vermittelt."
Fraunhofer und UNIKIMS kooperieren
Der Masterstudiengang wird in Kooperation mit dem
Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik
(IPK) Berlin durchgeführt. Das Fraunhofer IPK betreibt seit über 35
Jahren angewandte Forschung und Entwicklung für die gesamte
Prozesskette produzierender Unternehmen. Im Studiengang sind die
Fraunhofer-Experten für die Lehrveranstaltungen zur Organisation im
Industriellen Produktionsmanagement sowie zur Qualität in Entwicklung
und Planung verantwortlich.
"Komplexität erkennen durch Erleben"
"Die Studierenden erlernen keine guten und schlechten Lösungen,
sondern sie müssen Komplexität zuallererst erkennen durch Erleben",
sagt Sigrid Wenzel. "Die Akteure im gesamten Produktionsprozess
müssen in die Lage versetzt werden, miteinander zu kooperieren. Dazu
müssen sie einander aber zunächst einmal verstehen." Sigrid Wenzel
spricht aus Erfahrung. Ein internationales Klientel aus
unterschiedlichen Branchen - von der Automobilindustrie über
Systemlieferanten bis zur Medizintechnik - bedarf einer
unterschiedlichen Ansprache, nutzt unterschiedliche Fachbegriffe und
Vorgehensweisen, besitzt unterschiedliche Systeme und Anlagen und
organisiert unterschiedliche Prozesse. Die Kunst der
Wissenschaftlerin und ihres Teams ist es nun, diese Prozesse immer
wieder und immer weiter zu verbessern, während die Rahmenbedingungen
immer komplexer werden.
Aus dem Umbruch zum Aufbruch: Industrie 4.0
"In einem turbulenten Umfeld mit Schwankungen in den Horizonten,
in denen eine Entwicklung für uns bereits nur bedingt überschaubar
ist, nimmt zudem der Variantenreichtum der Produkte zu, werden die
Produktzyklen kürzer, wächst die Vernetzung zwischen Hersteller und
Zulieferer. Aus 'just in time' wurde 'just in sequence'. Und geht es
einem in der Kette schlecht, dann leiden alle", beschreibt Sigrid
Wenzel die herausfordernde Lage im Abstrakten. Unter dem Stichwort
"Industrie 4.0" diskutiert die Fachwelt daher eine neue industrielle
Revolution, nach der sich die Produktion autonom organisiert und
global optimiert. Neben Zulieferern, Produzenten und Abnehmern
vernetzen sich auch die Fachgebiete wie Produktentwicklung,
Produktion und Verkauf immer mehr miteinander. Der Stellenwert der
Informatik ist nach Einschätzung der Wissenschaftlerin in diesem
Zusammenhang immens gestiegen. Sicherte die Informatik als
Unternehmensabteilung vor kurzer Zeit nur die Bereitstellung und den
Austausch von Daten, sei sie heute in der Unternehmensleitung
angekommen und vertrete dort die Information als
unternehmensstrategischen Faktor. Allerdings, weiß Sigrid Wenzel,
vermag die Informatik eines nicht: die Kommunikationsprobleme zu
lösen, die aus unterschiedlichem Denken, ja sogar aus
unterschiedlichen Sprachen in den einzelnen Unternehmens¬bereichen
resultieren.
Dank Kommunikation verstehen statt missverstehen
Sigrid Wenzel und ihr Team erleben regelmäßig diese Probleme als
Basis von Missverständnissen, ja sogar von Misstrauen zwischen
Unternehmens¬bereichen. "So versteht beispielsweise manch ein IT-ler
einen Maschinenbauer nicht und umgekehrt, das ist ganz typisch", sagt
die Hochschullehrerin. Wenn zum Beispiel Produktionsprozesse
verbessert werden sollen, werden bisweilen gigantische Datensätze mit
unendlichen Mess- und Zahlenreihen zur Verfügung gestellt, ohne dass
im Datensatz auch nur eine für die Aufgabe verwendbare Information
enthalten wäre. Trotzdem erscheinen die verschickten Daten für den
Sender völlig plausibel. Er denkt sozusagen die Erläuterungen und
Satzzeichen im Stillen mit. Er weiß, wo die Daten erhoben wurden
(z.B. an einer Zählstelle an einer Maschine) und was sie bedeuten
(z.B. die Anzahl produzierter Teile pro Stunde). Leider vergisst er
oft, genau diese zusätzlichen Informationen mit seinen Daten
mitzuschicken, sodass sein Gegenüber nicht in die Lage versetzt wird,
die Daten passend zu interpretieren."
Die Prozesse erkennen und abgrenzen
Ãœbertragen auf die Forschung der Kasseler Wissenschaftlerin muss
sie zunächst die Frage stellen, welche Prozesse Gegenstand der
Betrachtung sein sollten und mithilfe welcher Kennzahlen diese
bewertet werden sollen. Doch selbst der Begriff "Prozess" wird in den
verschiedenen Branchen unterschiedlich interpretiert. Allgemein ist
damit ein gerichteter Ablauf gemeint, jedoch beschreibt der in der
chemischen Industrie zumeist eine chemische Reaktion, in der IT ein
aktives Programm und in der Produktion eine Folge von
Arbeitsschritten. Sollte die Entwicklung einer Steuerungssoftware für
einen Produktionsprozess in der chemischen Industrie die Aufgabe
sein, sollte der Begriff also klar definiert und in den jeweiligen
Kontext gesetzt werden. "Oft erstellen die Entwicklerteams daher vor
Projektbeginn ein Begriffslexikon, um jedes Missverständnis im
weiteren Projektablauf auszuschließen", berichtet Sigrid Wenzel.
"Führungspersonal muss alle Themen überblicken"
Der Masterstudiengang "Industrielles Produktionsmanagement" soll
seine Teilnehmer und Absolventen in die Lage versetzen, die
Fabrikplanung ganzheitlich zu betrachten. Im Erst-Studium, dessen
Abschluss die Voraussetzung der weiteren Qualifikation ist, haben
sich die Studierenden vielleicht mit Fertigungsverfahren, mit der
Arbeitsplatzgestaltung oder mit ökonomischen Kenngrößen befasst. Das
reicht aber nicht aus, um eine Fabrik zu bauen oder zu leiten. Sigrid
Wenzel zählt fünf Facetten eines großen Ganzen auf, die im
Studiengang behandelt werden und zum Verstehen und Managen
industrieller Prozesse und Systeme wichtig sind: Technik, Qualität,
Personal, IT und - last but not least - die Kosten. "Wer in einer
leitenden Position ist, muss alle Themen im Blick haben und darf die
Produktionsanlage nicht nur aus einer Perspektive sehen", sagt die
Professorin.
Von den Grundlagen bis zur Masterarbeit
Damit dies gelingt, werden die Studierenden in fünf
berufsbegleitenden Semestern mit folgenden Themen vertraut gemacht:
- Grundlagen des Industriellen Produktionsmanagements -
Prozess¬modellierung und Simultaneous Engineering - Total
Quality Management - Vorgehensweisen und Methoden zur Planung
von Arbeits-, Produktions- und Logistiksystemen - Werkzeuge für
Steuerung und Betrieb - Produktionsnetzwerke und Supply Chain
Management - Qualitätsmanagement in Planung und Entwicklung
sowie Produktion und Lieferkette - IT-Systemanalyse und
IT-Projektmanagement - Konzepte und Werkzeuge zur Digitalen
Fabrik.
Das Studium schließt mit einer fachübergreifenden Fallstudie und
einer Masterarbeit ab, die sich an den Fragen des eigenen
Unternehmens orientieren kann. Der Abschluss berechtigt zur
Promotion. Die Absolventen des Masterstudiengangs kommen u.a. aus den
Branchen Automobil- und Sondermaschinenbau, Verzinkerei,
Papierproduktion und der pharma¬zeutischen Industrie und sind im
Alter zwischen Mitte zwanzig und Mitte vierzig. Die Anstrengungen
lohnen sich. So berichtet der Studierende Ferdinand Marx: "Ich
profitiere schon jetzt fast täglich davon. Wichtige Aspekte des
Studiums kann ich direkt in meine Arbeit einfließen lassen."
Frau Univ.-Prof. Dr.-Ing. Sigrid Wenzel ist stellvertretende
geschäftsführende Direktorin des Institutes für Produktionstechnik
und Logistik und leitet das Fachgebiet Produktionsorganisation und
Fabrikplanung an der Universität Kassel. Sie ist stellvertretende
Vorstandsvorsitzende der ASIM (Arbeitsgemeinschaft Simulation - eine
Arbeitsgemeinschaft im deutschsprachigen Raum zur Förderung und
Weiterentwicklung von Modellbildung und Simulation in Grundlagen und
Anwendung sowie zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Theorie
und Praxis) und Sprecherin der ASIM-Fachgruppe "Simulation in
Produktion und Logistik". Zudem bekleidet sie die Positionen der
Leiterin des Fachausschusses 204 "Modellierung und Simulation" und
der stellvertretenden Leiterin des Fachausschusses 205 "Digitale
Fabrik" in der Gesellschaft für Produktion und Logistik im Verein
Deutscher Ingenieure und ist Mitglied im dortigen Fachbeirat
"Fabrikplanung und -betrieb".
Weitere Informationen finden Sie unter www.unikims.de/ipm
Pressekontakt:
UNIKIMS - die Management School der Universität Kassel
Mönchebergstr. 7
34125 Kassel
www.unikims.de
Für die UNIKIMS:
Dr. Jochen Dittmar
Tel. 0561-804-2913
mail dittmar(at)uni-kassel.de
Für den Fachartikel
Prof. Dr.-Ing. Siegrid Wenzel
Tel. 0561-804-1851
mail s.wenzel(at)uni-kassel.de
oder
Ulrich Jessen
Tel. 0561-804-2957
mail: jessen(at)uni-kassel.de