(ots) - "Trotz einer Vielzahl von politischen Krisen und
wirtschaftlichen Risikofaktoren erachten wir die weltwirtschaftliche
Gesamtentwicklung als durchaus positiv. Kritischer sehen wir, ob
Deutschland seine Stellung in der Weltwirtschaft halten und an diesen
positiven Entwicklungen gleichermaßen partizipieren kann." Dies
erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel,
Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) heute in Berlin anlässlich der
Herbstpressekonferenz des Verbandes zur Entwicklung des deutschen
Außenhandels.
Aktuelle Situation und Ausblick für den deutschen Außenhandel
Für das laufende Jahr 2014 bekräftigt der BGA seine Prognose, dass
die Ausfuhren um drei Prozent auf 1.126,6 Milliarden Euro steigen
werden. Die Importe werden voraussichtlich um zwei Prozent wachsen
und damit 914,1 Milliarden Euro erreichen. Somit steigt das
Handelsvolumen auf 2.040,7 Milliarden Euro. Der
Außenhandelsbilanzüberschuss wird sich nochmals weiter vergrößern auf
212,5 Milliarden Euro.
Für 2015 erwartet der Verband ein leichtes Anziehen der weltweiten
Konjunktur. Daher rechnet er beim Ausbleiben neuer geopolitischer
Konflikte mit einem Exportwachstum in Höhe von 4 Prozent auf 1171,7
Milliarden Euro und einem Importwachstum in Höhe von 3,5 Prozent auf
946,1 Milliarden Euro.
Sehr genau verfolgt der BGA die entstandenen Überkapazitäten im
Markt und die Auswirkungen der sinkenden Rohstoffpreise infolge der
moderaten Weltkonjunktur. "Deshalb erwarten wir auch keinen
'externen' Druck auf die Energiekosten, profitieren aber aufgrund der
Energiewende auch nicht im gleichen Maß wie andere davon", so Börner
und weiter: "Selbstkritisch gilt es zu hinterfragen, inwieweit
Deutschland mit diesen und weiteren Maßnahmen sein eigenes Fundament
aushöhlt. Der Blick auf unseren Anteil an den weltweiten Exporten
bescheinigt leider, dass wir an Boden verlieren."
So sank dieser Anteil von 2003 bis 2013 von 9,9 Prozent auf 7,7
Prozent. Wenig überraschend weist China eine gegenteilige Entwicklung
auf und konnte seinen Anteil von 5,8 auf 11,7 Prozent steigern. Aber
auch die USA mussten beispielsweise im gleichen Zeitraum lediglich
einen Rückgang von 9,6 Prozent auf 8,4 Prozent hinnehmen.
Ist Deutschland gerüstet für diese Untiefen der Weltwirtschaft?
"Nüchtern müssen wir festhalten, dass die Politik in den
vergangenen guten Jahren trotz zahlreicher Mahnungen nicht für
unvorhersehbare, doch garantiert kommende, schwierigere Zeiten
vorgesorgt hat. Das fällt uns nun auf die Füße", so Börner.
So erfreulich ein ausgeglichener Haushalt und das Versprechen
ausbleibender Steuererhöhungen auch seien, es blieben doch
unübersehbare Baustellen: zu hohe Energiepreise, weiter steigende
Arbeitskosten und eine sträflich vernachlässigte Infrastruktur, die
für eine Industrienation schädlich sind. "Damit wir auch in schweren
Zeiten erfolgreich arbeiten können, dürfen den Unternehmen keine
weiteren Mühlsteine um den Hals gehängt werden. Ob Befristung,
Werkverträge oder Anti-Stressverordnung: Alle diese Pläne
einschließlich neuer Ausgabenposten gehören auf die Seite gelegt!",
fordert der BGA-Präsident und weiter:
"Will die Politik etwas dafür tun, das wir vorne bleiben, sollte
sie sich zu Herzen nehmen, dass die Investitionsquote hierzulande
chronisch zu niedrig ist. Wir brauchen aber keine
Konjunkturprogramme, sondern eine substantielle und dauerhafte
Erhöhung von Investitionen der öffentlichen Hand und vor allem
stärkere private Investitionsimpulse. Beides ist möglich ohne neue
Schulden durch Umschichtungen in öffentlichen Haushalten und bessere
Rahmenbedingungen für Investoren aus dem In- und Ausland."
Schließlich nehme der Staat heute 50 Prozent mehr ein als vor 10
Jahren, gleichzeitig flößen fast 50 Prozent aller Einnahmen in den
Sozialhaushalt.
Neue Wachstumsimpulse als Grundlage für unternehmerische Erfolge
und damit der Finanzierbarkeit nicht nur einer Sicherheitspolitik,
sondern eben auch einer Energiewende und unseres dicht geknüpften
Sozialstaates sieht der BGA in erster Linie im geplanten
Freihandelsabkommen der EU mit den USA. "Noch bedeutsamer als jede
Wohlfahrtsdividende durch TTIP sind die gesellschaftspolitischen
Aspekte des Abkommens: Das einzigartige an TTIP ist, dass es auf der
Basis von unternehmerischer Freiheit und freier
Konsumentenentscheidungen die Chance für globale, technische
Standards bietet, die wir zusammen mit den USA zurzeit noch prägen
können. Mit dem Aufstieg neuer Marktteilnehmer, besonders in Asien
und Lateinamerika gerät der transatlantische Markt zunehmend in
Gefahr, seine normensetzende Position zu verlieren. Dies wird in
vielen Fällen eine Vorentscheidung im Rennen um den einen globalen
Standard zugunsten unserer Wertegemeinschaft bedeuten", so Börner.
"Die Unternehmen hierzulande sehen sich derzeit mit einer Vielzahl
von Herausforderungen konfrontiert. Ist Deutschland gerüstet für
diese Untiefen der Weltwirtschaft? Die Antwort lautet: noch ja, aber!
Wir müssen vermeiden, uns selbst im Weg zu stehen und es muss allen
klar sein, dass jede Politik ihren Preis hat. Diesen Preis müssen zu
einem überwiegenden Teil die Unternehmen bezahlen. Daher sollte allen
daran gelegen sein, sie auch wettbewerbsfähig zu halten. Hierfür
brauchen wir gleichermaßen bezahlbare Energie, eine exzellente
Infrastruktur und neue Wachstumsimpulse, wie sie ein TTIP-Abkommen
leisten kann", so der BGA-Präsident abschließend.
29, Berlin, 19. November 2014
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