(ots) - Gewerkschaften: Fehlfinanzierung der
Mütterrenten das eigentliche Problem
Buntenbach nennt Kritik an Rente mit 63 "völlig übertrieben" -
Neue Warnung vor steigender Altersarmut
Osnabrück.- Die Gewerkschaften bezeichnen die Kritik an den Kosten
der abschlagfreien Rente mit 63 als "völlig übertrieben" und fordern
stattdessen, den Blick auf die Mütterrenten und das Thema Altersarmut
zu richten. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte in einem
Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag): "Ein noch
viel größerer Teil der Belastungen durch das Rentenpaket geht auf das
Konto der Mütterrente." Deren Fehlfinanzierung sei das eigentliche
Problem. Allein im kommenden Jahr koste die Mütterrente fast sieben
Milliarden Euro. Das seien drei Viertel der Gesamtkosten des
Rentenpakets der großen Koalition. Bei der Rente mit 63 rechnet die
Bundesregierung indessen mit drei Milliarden Euro im kommenden Jahr.
Buntenbach kritisierte: "Die Regierung verfrühstückt die Reserven
der Rentenkasse - in erster Linie für die Mütterrente, nicht für die
Rente ab 63." Sie forderte, die Mütterrente müsse statt aus
Rentenbeiträgen aus Steuermitteln finanziert werden. Die Anerkennung
von Kindererziehungszeiten sei eindeutig eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe, an deren Finanzierung sich alle Gruppen beteiligen müssten.
"Das Kindergeld wird ja auch nicht aus der Rentenkasse bezahlt."
Die Gewerkschafterin drängte zudem darauf, eine
Demographie-Reserve zu bilden und damit das Rentenniveau zu
stabilisieren und die Menschen besser vor Altersarmut zu schützen.
"Das ist finanzierbar, aber nur, wenn die heutigen Reserven nicht
verschleudert werden, weder über die Fehlfinanzierung der
Mütterrente, noch über die Senkung von Beiträgen." Buntenbach warnte,
wenn nicht gegengesteuert werde, dann sacke das Rentenniveau bis zum
Jahr 2030 auf bis zu 43 Prozent des Durchschnittslohns. "Dann droht
bis in die Mitte der Gesellschaft hinein immer mehr Menschen der
soziale Abstieg und Altersarmut."
Buntenbach drängte vor diesem Hintergrund auf weitere Reformen. So
forderte sie eine Verlängerung der Rente nach Mindesteinkommen, die
bisher nur für Rentenzeiten bis 1992 gilt. Von dem Modell profitieren
Menschen mit niedrigem Einkommen, die viele Jahre in die
Rentenversicherung eingezahlt haben. Damit sie nicht in
Grundsicherung fallen, wird ihr Einkommen bei der Rentenberechnung
aufgewertet.
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