PresseKat - NOZ: Gespräch mit Lorenz Eskildsen, Vorsitzender des Bundesverbandes Bäuerliche Gänsehaltung

NOZ: Gespräch mit Lorenz Eskildsen, Vorsitzender des Bundesverbandes Bäuerliche Gänsehaltung

ID: 1141372

(ots) - Deutsche Gänsehalter fordern
Fleisch-Kennzeichnung

"Tiere in Polen und Ungarn unter fragwürdigen Bedingungen
gehalten"

Osnabrück.- Musste die Weihnachtsgans vor der Schlachtung leiden?
Das soll der Verbraucher direkt auf der Verpackung erkennen können,
fordert der Vorsitzende des Bundesverbandes Bäuerliche Gänsehaltung
Lorenz Eskildsen in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" (Freitag). "Ein Großteil des Gänsefleisches in deutschen
Supermärkten stammt aus Polen und Ungarn. Hier werden die Tiere
oftmals unter fragwürdigen Bedingungen gehalten. Nur so ist der
günstige Preis möglich."

Eskildsen verwies darauf, dass Gänsekeulen und -brüste aus Ungarn
häufig "Abfallprodukte der Stopfleberproduktion" seien. Dabei würden
den Tieren täglich etwa zwei Kilogramm Maisbrei eingeflößt, wodurch
die Leber auf ein vielfaches ihrer natürlichen Größe anschwelle. "Das
Organ ist dann so groß, dass der Gänsekörper regelrecht aufgebrochen
werden muss, um an die Leber zu gelangen." Während das Organ als
Delikatesse verkauft würde, blieben Keulen und Brust über, die dann
zu Tiefpreisen in deutschen Supermärkten landen würden.

Gänse aus Polen könnten unterdessen günstig angeboten werden, weil
die Produzenten an den Federn der Tiere Geld verdienten.
"Traditionell werden in Polen die Federn der lebenden Gänse noch von
Hand gerupft."

Eskildsen forderte, dass die Herkunft des Fleisches gekennzeichnet
werde. Nur so hätten die Verbraucher eine Chance, sich bewusst gegen
die osteuropäischen Produktionsmethoden zu entscheiden. Nach seinen
Angaben kostet ein Kilogramm Gänsefleisch aus Deutschland minimal
zehn Euro pro Kilogramm. Tiefkühlware aus Osteuropa werde hingegen ab
drei Euro angeboten. "Deutsche Erzeuger haben auf dem Markt keine
Chance", sagte der Verbandsvorsitzende der "NOZ". Die günstigen




Preise der ausländischen Konkurrenz seien häufig mit Tierqual
verbunden.

Deutsche würde 25.000 Tonnen Gänsefleisch pro Jahr essen. Dabei
liege der Selbstversorgungsgrad hierzulande nur bei 15 Prozent. Der
Rest werde importiert. Acht- bis neuntausend Tonnen stammten
beispielsweise aus Ungarn.

Der Verbraucherverband Bundeszentrale (vzbv) unterstützt die
Forderung der Gänsehalter, geht aber noch darüber hinaus: "Wir
fordern eine Herkunftskennzeichnung für Frischfleisch und Fleisch als
Zutat", sagte Sophie Herr, Teamleiterin Lebensmittel beim vzbv, in
einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). Dabei
sei es unerheblich, von welchem Tier das Fleisch stamme. "Wenn die
Information gegeben ist und Verbraucher um mögliche Missstände in
gewissen Ländern wissen, können sie eine informierte Kaufentscheidung
treffen."



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Datum: 27.11.2014 - 15:34 Uhr
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