(ots) - Landbewohner sind Meister im Netzwerken: In dünn
besiedelten Regionen gelingt es Initiatoren, eine Vielzahl
unterschiedlicher Partner ins Boot zu holen - und mit ihnen gemeinsam
große Vorhaben wie etwa den Breitbandausbau vor Ort selbst zu
realisieren. Das zeigt der Trendreport Land, den das
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) im
Auftrag der Deutschen Bank erstellt hat. Er basiert auf einer Analyse
der Siegerprojekte des Wettbewerbs "Ausgezeichnete Orte im Land der
Ideen".
Wie funktioniert Zusammenarbeit im ländlichen Raum? Welche
Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Projekte in dünn
besiedelten Regionen umgesetzt werden können? Der Trendreport Land
des Fraunhofer IAO beleuchtet unter anderem die zentrale Rolle von
Kooperation und Vernetzung auf dem Land und in der Stadt. Basis der
Analyse sind die Gewinnerprojekte des Wettbewerbs "Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen" aus den Jahren 2013 und 2014.
Der Report zeigt, dass breit angelegtes Networking in ländlichen
Regionen eine Selbstverständlichkeit ist, nicht zuletzt aufgrund der
geringeren Bevölkerungsdichte. Haben in Städten im Durchschnitt drei
bis vier Kooperationspartner an einem Projekt mitgewirkt, waren es
auf dem Land 45.(1) "Die Identifikation mit der eigenen Region ist
sehr groß", sagt Studienleiter Steffen Braun vom IAO, "das spiegelt
sich in der Bereitschaft wider, mit vereinten Kräften
Herausforderungen wie die schrumpfende Infrastruktur oder den Ausbau
von schnellem Internet zu meistern."
Schulterschluss für die gemeinsame Sache
Ein weiteres Ergebnis der Forscher: Um ihr gemeinsames Ziel zu
erreichen, schließen sich auf dem Land verschiedenste
Interessengruppen zusammen. "Der Schulterschluss zwischen Bürgern,
Politik und Wirtschaft ist hier eher Normalität als in der Stadt. Was
oftmals aus purer Notwendigkeit geschieht, entwickelt sich in vielen
Fällen zum Vorteil. Unterschiedlichste Akteure bündeln ihre
Kompetenzen und schaffen dadurch einen Mehrwert - für das Projekt und
für die Region", sagt Steffen Braun.
Wie das funktioniert, zeigt sich etwa in dem "Ausgezeichneten Ort"
Cochem-Zell. Eine bundesweit einzigartige Kooperation setzt sich in
dem rheinland-pfälzischen Landkreis für den Breitbandausbau ein: 92
Gemeinden haben sich zusammengeschlossen, um in ihrer Region das
schnelle Internet voranzutreiben und sie so für Wirtschaft und
Bewohner attraktiv zu halten. Für das Projekt engagierten sich neben
dem Landkreis auch fünf Verbandsgemeinden, ein
Telekommunikationsunternehmen, zwei Energieversorger und ein
Software-Anbieter.
Gut vernetztes Engagement
Das niedersächsische Dorfladen-Netzwerk ist ebenfalls unter den
Siegerprojekten, die in der Fraunhofer-Studie analysiert wurden.
Sprecher Günter Lühning sagt: "Für die Gestaltung der Zukunft auf dem
Land ist Netzwerken sehr wichtig." Um die Lebensmittelversorgung in
ihrem Ort zu gewährleisten, ergriffen die Bürger von Otersen selbst
die Initiative: So entstand 2000 ein von 147 Mitgliedern geführter
Dorfladen, auf den mithilfe des Netzwerkes und der dazugehörigen
Wissenstransferstelle viele weitere in anderen Gemeinden folgten.
"Auf dem Land ist die Bereitschaft zu bürgerschaftlichem
Engagement besonders ausgeprägt. Was da teilweise auf die Beine
gestellt wird, ist sehr beachtlich", sagt Günter Lühning. Die
Fraunhofer-Analyse der Gewinnerprojekte kommt zum selben Ergebnis:
Ein Viertel aller Projekte (25 Prozent) sind von Bürgervereinen
initiiert und für 44 Preisträger sind die Bürger vor Ort die
Hauptzielgruppe. Eine Einschätzung, die auch in einer Umfrage von TNS
Infratest im Auftrag der Deutschen Bank bestätigt wird. Danach
engagieren sich 60 Prozent der Landbewohner im sozialen Bereich.(2)
Das vollständige Interview mit Steffen Braun vom Fraunhofer IAO
finden Sie auf http://trendreport.innovationen-querfeldein.de/
(1)Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation:
Trendreport Land, 2014.
(2)Deutschsprachige Wohnbevölkerung über 14 Jahre,
Erhebungszeitraum: Februar 2014.
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