(ots) - Autor und Ex-TV-Moderator Roger Willemsen hat beim
"SWR UniTalk" in der Johannes Gutenberg-Universität Mainz scharf
Fernsehbranche und Politik attackiert. Angesprochen auf seine frühere
Kritik an Heidi Klum und ihre Show "Germany's next Topmodel", legte
Roger Willemsen nach und bezog sich diesmal vor allem auf Heidi Klums
Vater, Günther, und dessen Modelagentur "ONEeins". Willemsen im "SWR
UniTalk": "Der einzige, der dieser Kritik damals intellektuell nicht
gewachsen war, war der Vater von Heidi Klum, und bei dem wäre es
besser, angesichts der Verträge, die er mit jungen Modells macht,
wenn er aus dieser Form des Mädchenhandels entfernt würde."
Auf die Frage des Moderators, SWR-Chefredakteur Fritz Frey, wie
sich die Diskrepanz von Willemsens massiver Kritik an Kanzlerin
Merkel in dessen aktuellen Buch über den Bundestag "Das Hohe Haus"
(Merkel erzeuge "politische Anästhesien" und gelinge eine
"Depolitisierung bei existentiellen Themen") und der hohen Zustimmung
zu ihr in Umfragen erklären lasse, sagte Roger Willemsen: "Weil
Angela Merkel die Transposition von Helene Fischer auf die Politik
ist. Das heißt: sehr geringe Reibungsfähigkeit, hoher Konsensanteil,
niemals einen Standpunkt haben, niemals Schärfe zeigen, niemals
irgendetwas, was Friktionen erzeugen könnte. Und mit diesem riesigen
Konsens haben wir das Gefühl: Die tut nicht weh."
Willemsen plädierte zudem für eine häufigere Aufhebung des
Fraktionszwangs im Bundestag, wie es bei der aktuellen
Sterbehilfe-Debatte der Fall ist. Willemsen, der als 15-Jähriger
miterlebte, wie sein Vater lange Zeit an Krebs litt und dann starb,
sprach sich für eine Erlaubnis des ärztlich assistierten Suizides bei
Schwerstkranken aus: "Ich glaube, dass rückblickend die Zukunft
irgendwann sagen wird, was habt Ihr es den Menschen schwer gemacht,
aus dem Leben zu gehen. Mit welcher archaischen Vorstellung von dem,
was noch lebenswert ist, habt Ihr existiert. Dass sich Menschen
jenseits der 75 und 85 so aus dem Leben quälen müssen, scheint mir
nicht human."
Schließlich überraschte der "Vorzeige-Intelektuelle" Roger
Willemsen mit seiner Leidenschaft für Fußball und verteidigte den
angeschlagenen Dortmunder Trainer Jürgen Klopp: "Wie kann man dem
Mann jetzt Kompetenz absprechen, sagen, er habe kein Gefühl für die
Motivation der Mannschaft in der Niederlage. Alles Käse! Es ist einer
der besten, die man sich wünschen kann, und er ist ein Glückfall für
den Fußball in jeder Hinsicht."
Willemsen äußerte sich auch zur Debatte um die Diskriminierung von
homosexuellen Fußballspielern. Von der Homosexualität von Ex-Profi
Thomas Hitzelsperger, mit dem er befreundet ist, habe er eine geraume
Zeitlang vor dessen Outing gewusst. Hitzelspergers Outing habe aber
in der Öffentlichkeit keine große Wirkung gezeigt, so Willemsen: "Ich
weiß, dass aus dieser Debatte maßgeblich nichts gefolgt ist. Ich
glaube, dass heute ein Spieler, der in der Kabine sagen würde, dass
er schwul ist, der hätte vor ähnlichen Ressentiments Angst zu haben,
wie vor zehn Jahren. Was dringend notwendig wäre: ein noch auf dem
Spielfeld agierender Spieler, der einen verwandten Schritt sich
traut."
Der "SWR UniTalk" am Montag, 1. Dezember 2014, mit Roger Willemsen
war eine Veranstaltung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und
des Südwestrundfunks.
Sendetermine des "SWR UniTalk" in den ARD-Digitalkanälen: am
Sonntag, 14. Dezember 2014, 19.30 Uhr in EinsPlus, und am Montag, 15.
Dezember 2014 um 22 Uhr in tagesschau24.
Fotos unter www.ARD-foto.de.
Pressekontakt: Bianca von der Weiden, Tel.: 06131/929-32742,
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