(ots) - Freitag, 05. Dezember 2014 (Woche
49)/03.12.2014
22.00Nachtcafé
Die SWR Talkshow Gäste bei Wieland Backes Wie die Kindheit, so
das Leben?
Der Sohn einer Putzfrau wird Bundeskanzler, die Tochter eines
Multimillionärs obdachlos! Manche wachsen mit dem sprichwörtlichen
goldenen Löffel auf und legen im späteren Leben den Totalabsturz
inklusive Alkohol- und Beziehungsexzessen hin. Andere hingegen
schaffen den Aufstieg aus desolaten Familienverhältnissen, sind
beruflich erfolgreich und führen eine ausgeglichene Partnerschaft. Ob
hineingeboren in eine obskure Sekte, vom Kinderheimleiter misshandelt
oder bei drogenabhängigen Eltern aufgewachsen - nicht immer ist es
für den beruflichen und privaten Erfolg im Leben ausschlaggebend, wie
harmonisch die Kindheit verlaufen ist. Warum aber schaffen es die
einen, ein glückliches Leben zu führen, andere wiederum scheitern
trotz Premium-Bedingungen am Leben? Wie stark prägen uns die Narben
der Kindheit? Bestimmen nur wir selbst unseren weiteren Weg,
unabhängig davon, was uns früher widerfahren ist - oder spielen
andere Komponenten eine weitaus wichtigere Rolle dabei, wie das
spätere Leben verläuft?
Entstanden aus einem One-Night-Stand, aufgewachsen in einem
Plattenbau, die alleinerziehende Mutter stets knapp bei Kasse: Die
Startbedingungen für Annett Louisan waren alles andere als rosig. Und
doch bezeichnet die Sängerin ihre Kindheit zwar als einfach, aber
behütet und sehr liebevoll - auch dank der engen Bindung zu ihrer
Mutter und den Großeltern: "Ich bin auf keinem Märchenschloss groß
geworden, hatte aber unfassbar viel Platz zum Träumen. Meine Familie
gab mir ein Fundament, das mich geschützt hat. Dafür bin ich sehr
dankbar."
Eine wunderbar behütete Kindheit, so erinnert sich Helga
Zimmermann, bot sie ihrer Tochter Melanie. 20 Jahre lange waren die
beiden ein Herz und eine Seele. Bis Melanie einen neuen Freund
kennenlernte und vermeintlich grundlos den Kontakt zu ihrer Mutter
löste. Seit nunmehr 16 Jahren herrscht Funkstille zu ihrem Kind.
Erklärungen dafür hat sie keine: "Ich habe doch alles für Melanie
getan."
Alles andere als eine normale Kindheit war es, auf die Tobias Weiß
heute zurückblicken muss, denn seine Eltern sind Sektenmitglieder.
Als Kind wurde er mit Züchtigungen, permanenter Kontrolle und
Einschüchterungen groß. Erst vor drei Jahren konnte er sich aus den
Fängen dieser Sekte befreien. Doch der Preis, den der heute
33-Jährige dafür zahlen muss, ist hoch. "Seit meinem Ausstieg haben
meine Eltern jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen."
Guido Fluri wollte nicht aussteigen, sondern aufsteigen. Die
Kindheit des unehelichen Sohns einer Serviererin war hart. Aufgrund
der Schizophrenie seiner Mutter wurde er ständig herumgereicht,
kannte kaum Liebe und Nähe. Und dennoch konnte er seine Vergangenheit
hinter sich lassen, legte eine Bilderbuchkarriere hin und ist heute
Multimillionär. Doch seine Wurzeln haben Spuren hinterlassen: "Meine
Geschichte ist geprägt von Verlusten - und das hängt mir heute noch
nach."
Auch Andreas Müller wird täglich an seine Kindheit erinnert.
Selbst aus schwierigen Verhältnissen stammend, schlug der
Jugendrichter ganz bewusst diesen Karriereweg ein. Denn bereits als
kleiner Junge erlebte er die Alkoholexzesse seines Vaters, nach
dessen frühem Tod landete sein Bruder schließlich im Heim und später
im Gefängnis. Müller will nicht nur Richter sein, sondern kämpft für
ein besseres Jugendrecht: "Mein Ziel ist es, dass es auch anderen
Kindern aus schwierigen Verhältnissen gelingt, ein solides Leben zu
führen."
Wahrhaft traumhaft dagegen klingen die jungen Jahre von Prinzessin
Brigitta von Preußen: Aufgewachsen auf einem riesigen Gut mit Pferden
und viel Personal - am Materiellen mangelte es nicht. Vernachlässigt
wurde dafür die emotionale Seite: Die Mutter erkrankte an Tuberkulose
und war jahrelang im Sanatorium, der Vater nahm sich die Erzieherin
zur Geliebten und war den Kindern gegenüber gewalttätig. "Meinen
Vater habe ich später nie wieder gesehen, aber ich habe ihm keine
Träne nachgeweint."
Dass die Kindheit das Erwachsenenalter prägt, weiß die
Entwicklungspsychologin Prof. Pasqualina Perrig-Chiello. Insbesondere
frühkindliche Bindungen spielen eine große Rolle für den späteren
Lebensweg. "Die Kindheit bietet das Rüstzeug für ein glückliches
Leben. Wenn es große Defizite gab, muss das später mühsam
ausgeglichen werden, doch die Chance dazu besteht absolut." Die
Persönlichkeit, die soziale Intelligenz und anderweitige Bindungen
seien entscheidend, ob jemand erfolgreich wird - oder abstürzt.
An der Bar:
Keine Angst vor großen Fußstapfen hat Achim Petry: Er hat nicht
nur denselben Beruf ergriffen wie sein Vater Wolfgang Petry, sondern
er folgt ihm - Ton für Ton. Seit der sich von der Bühne zurückgezogen
hat, singt sein Sohn die alten und großen Hits von "Wolle":
"Wahnsinn", "Bronze, Silber und Gold" oder "Verlieben, verloren,
vergessen, verzeih'n". "Ich habe alles erreicht, was ich will. Was
ich nicht möchte und nicht kann ist, meinen Vater zu überholen. Aber
damit habe ich längst meinen Frieden geschlossen."
Freitag, 05. Dezember 2014 (Woche 49)/03.12.2014
00.30SWR3latenight
Show mit Pierre M. Krause Folge 443
Die Gäste von SWR3latenight-Moderator Pierre M. Krause sind
diesmal:
Olli Dittrich: Der Komiker nimmt am 27.12. im Ersten Talkshows auf
seine Art auseinander. In "SWR3latenight" muss er vorher noch die
Aktion "Scheißwetta für Lametta" überstehen.
Live-Musik kommt von Addys Mercedes. Sie spielt unplugged ihre
aktuelle Single "No Queda Nada".
Außerdem:
Der Nächste bitte
Sonntag, 07. Dezember 2014 (Woche 50)/03.12.2014
08.15Menschen unter uns
Meine Familie tickt anders Jugendliche und die Träume ihrer
Eltern Erstsendung:28.09.2014 in SWR/SR
Die Jagd auf den mächtigen Grizzly beginnt und wird zum Drama. Am
Ende bleiben das Tier und ein Jäger auf der Strecke. Doch es fließt
kein Blut. Die drastische Hatz nennt sich Bärentanz und ist ein altes
Indianerritual im Rhythmus der Trommeln. Das Publikum - die Bewohner
eines Seniorenheims - sind begeistert, im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Den Grizzly tanzt eine ältere Dame, die Jäger spielen ihre Enkel:
Lukas und Tobias, 15 und 13 Jahre alt. Von klein auf ist ihr Leben
bestimmt durch die Faszination ihrer Familie für die Welt der
nordamerikanischen Indianer. Fast jede Minute ihrer Freizeit
verbringen die Jungen aus der Nähe von Riesa mit kultischen
Auftritten, Vorträgen und auf Camps deutscher Indianer-Fans.
Weit weniger turbulent geht es bei den vier Kindern der Familie
Salden zu, eher beschaulich und altmodisch. So leben sie abgeschieden
von städtischer Hektik im malerischen Tal der Weißen Elster, wachsen
auf mit Schafen, Kühen, Ziegen und Lamas - und vor allem im Zeichen
der elterlichen Philosophie: Konsumverzicht und Abkehr vom
gesellschaftlich diktierten Wachstumszwang. Die Thüringer versorgen
sich größtenteils selbst, haben kein Auto, bestellen ihr Feld mit dem
Pferd und leben von ökologisch und in Handarbeit produziertem
Schafskäse. Auch wenn der elterliche Hof Abenteuerspielplatz und
manchmal Partyzone ist, finden die Salden-Kinder längst nicht alles
gut, was Mutter und Vater ihnen vorleben. Im Mittelpunkt des Films
steht der kritische Blick der Kinder auf das eigenwillige
Lebenskonzept ihrer Eltern.
SWR Pressekontakt: Johanna Leinemann, Tel 07221/929-22285,
johanna.leinemann(at)swr.de