(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über den
Tod des im Jemen entführten US-Fotojournalisten Luke Somers bei einem
missglückten Befreiungsversuch von US-Spezialkräften. Nach Angaben
des US-Präsidialamts töteten ihn seine Entführer von der
Dschihadistengruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel während der
Militäraktion in den Morgenstunden des Samstags. Weniger als 24
Stunden später wäre ein Ultimatum der Gruppe ausgelaufen.
"Somers' Tod erinnert auf tragische Weise an das zunehmende Risiko
für Journalisten, entführt und von ihren Geiselnehmern ermordet zu
werden", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Medienschaffende
sind weder Vertreter der Regierungen ihrer Heimatstaaten noch
Verfügungsmasse für die Propaganda von Dschihadisten, sondern müssen
gerade in bewaffneten Konflikten als unabhängige Beobachter geschützt
bleiben."
Somers wurde im September 2013 in Jemens Hauptstadt Sanaa
entführt. Er hatte seit gut drei Jahren als freier Journalist im
Jemen gearbeitet. Im November konnten jemenitische und US-Truppen bei
einem ersten Befreiungsversuch zwar acht andere Geiseln retten,
fanden jedoch Somers nicht. Dessen Entführer drohten in einem am
vergangenen Mittwoch veröffentlichten Video mit der Hinrichtung des
Journalisten, falls die US-Regierung ihre nicht näher benannten
Forderungen nicht binnen drei Tagen erfülle.
Laut Medienberichten fanden US-Soldaten Somers bei der
Befreiungsaktion vom Samstag noch lebend, aber von seinen Entführern
so schwer angeschossen vor, dass er noch vor der Ankunft auf einem
US-Kriegsschiff starb (http://t1p.de/ie4r). Wie die New York Times
anmerkt, hatte Al-Kaida in jüngster Zeit weitgehend auf die Tötung
von Geiseln verzichtet und die meisten gegen Lösegeld freigelassen
(http://t1p.de/ezc2). Während der Kommandoaktion am Samstag starb
auch ein entführter Südafrikaner; über das Schicksal von mindestens
zwei weiteren Geiseln war zunächst nichts bekannt.
GEWALT UND SCHIKANEN VON REBELLEN, MILIZEN UND SICHERHEITSKRÄFTEN
Journalisten sind im Jemen Entführungsversuchen und Mordanschlägen
bewaffneter Rebellen, Sezessionisten und Stammesmilizen, aber auch
Gewalt und Schikanen staatlicher Sicherheitskräfte ausgesetzt
(http://t1p.de/cp72). Seit dem Spätsommer hatte das Vorrücken der
Huthi-Rebellen auf die Hauptstadt Sanaa zu einer neuen Welle von
Gewalt und Willkür gegen Medienschaffende geführt. Die Rebellen
griffen Redaktionen an und durchsuchten die Häuser von Journalisten
(http://t1p.de/i88z, http://t1p.de/zhau). Viele Medienschaffende
sahen sich zur Flucht gezwungen, gingen in den Untergrund oder
versuchten, sich durch Selbstzensur zu schützen (http://t1p.de/zuem).
Der Jemen steht auf Platz 167 von 180 Staaten auf der Rangliste
der Pressefreiheit. Weitere Informationen zur Lage der Journalisten
dort finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/jemen/.
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Silke Ballweg / Christoph Dreyer
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