(ots) - Weltweit leiden Kinder und Jugendliche unter
Menschenrechtsverletzungen aufgrund von bewaffneten Konflikten. Rund
25 Millionen Kinder sind auf der Flucht vor Krieg und Gewalt, etwa
250.000 werden in mehr als 20 Ländern als Kindersoldaten
zwangsrekrutiert und zum Kämpfen gezwungen. Insbesondere Kleinwaffen
wie Sturmgewehre, Maschinengewehre und Pistolen landen auch in
Kinderhänden. Diesen Waffen fallen weltweit über 90 Prozent aller
zivilen Opfer in bewaffneten Konflikten zum Opfer, die meisten davon
Kinder und Frauen.
Deutschland ist weltweit der zweitgrößte Exporteur von
Kleinwaffen, fast zwei Drittel der Exporte gingen 2013 in Länder
außerhalb von EU und NATO, darunter auch Länder in Konfliktregionen
wie Indien, Pakistan und Saudi-Arabien. Indien hat laut
Rüstungsexportberichten der Bundesregierung in den vergangenen zehn
Jahren Tausende Maschinengewehre, Sturmgewehre sowie Munition und
Großwaffen aus Deutschland geliefert bekommen und ist in der
Kaschmir-Region in einen bewaffneten Konflikt mit Pakistan
verwickelt. In 17 von 29 Bundesstaaten schwelen bewaffnete Konflikte
zwischen staatlichen Sicherheitskräften und diversen bewaffneten
Oppositionsgruppen. Eine von der indischen terre des
hommes-Partnerorganisation Nerswn kürzlich herausgegebene Studie
beschäftigt sich mit den Auswirkungen des bewaffneten Konflikts auf
Kinder in den indischen Bundesstaaten Assam und Manipur im Nordosten
Indiens und dokumentiert massive Kinderrechtsverletzungen sowohl von
bewaffneten Oppositionsgruppen als auch von indischen
Sicherheitskräften. Dazu gehören die systematische Rekrutierung von
Kindern und gewaltsame Vertreibungen. Viele Kinder leben oft über
Jahre in Flüchtlingslagern, wo sie weder eine ausreichende ärztliche
Versorgung noch die Gewissheit eines Schulbesuchs haben. Immer wieder
kommt es zu Vergewaltigungen und willkürlichen Verhaftungen von
Kindern durch die bewaffneten Gruppen. Die indische Armee lockt zudem
Kinder mit falschen Versprechungen in Militärposten, um sie dort der
Öffentlichkeit als vermeintliche oppositionelle Kämpfer zu
präsentieren und trotz der Proteste von Eltern und Gemeinden in
manchen Fällen für mehrere Jahre zu inhaftieren.
terre des hommes fordert einen Stopp von Waffenexporten nach
Indien. »Wie das Beispiel Indiens zeigt, reichen die eigentlich
verbindlichen deutschen Rüstungsexportrichtlinien offensichtlich
nicht aus, um Waffenexporte in Konfliktregionen zu verhindern«, so
Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte von terre des hommes. »Der
UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes hat deshalb Deutschland
aufgefordert, den Verkauf von Waffen gesetzlich zu verbieten, wenn
die Gefahr besteht, dass der endgültige Bestimmungsort der Waffen ein
Land ist, in dem Kinder möglicherweise für Kampfhandlungen rekrutiert
werden. Wenn Deutschland 2015 erstmals den Vorsitz im
UN-Menschenrechtsrat übernimmt, erwarten wir von der
Bundesregierung, sich noch entschiedener für die Wahrung der
Kinderrechte einzusetzen und ein Rüstungsexportgesetz mit einem
entsprechenden Exportverbot zu erlassen.«
terre des hommes unterstützt Projekte für von Krieg und Gewalt
betroffene Kinder in Kolumbien, Syrien, Pakistan, Burma und den
Philippinen und setzt sich auf UN-Ebene sowie gegenüber der
Bundesregierung für einen besseren Schutz von Kindern in bewaffneten
Konflikten ein. Auch in Indien engagiert sich terre des hommes
gemeinsam mit Partnern gegen diese Form von Kinderrechtsverletzung
und fordert von der Regierung die Strafverfolgung der Täter.
Pressekontakt:
Ralf Willinger, Tel.: 05 41 / 71 01-108, Mail: r.willinger(at)tdh.de
Zum Download
Study of Conflict on Children in Assam and Manipur States of India:
http://ots.de/zVrbw
Zusammenfassung der Studie mit Empfehlungen auf Deutsch:
http://ots.de/e1rZJ