(ots) - Für die rund zwei Millionen Kinder mit Behinderung
oder einer chronischen Erkrankung in Deutschland gibt es zahlreiche
Unterstützungsangebote. Das Problem: Zu wenige Eltern wissen davon.
Das zeigen die Ergebnisse der bisher größten Befragung unter fast
1600 betroffenen Familien im Auftrag des Kindernetzwerkes. Demnach
haben rund 78 Prozent der Eltern keine Kenntnis über bestehende
Maßnahmen zur Familienentlastung. Leistungen zur Frühförderung sind
ebenfalls nur bei einem Drittel der Befragten bekannt.
"Die Studie macht deutlich, dass es ein großes Beratungs- und
Informationsdefizit gibt. Diese Lücke muss geschlossen werden",
betonte Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes,
im Rahmen der Selbsthilfetagung "Familie im Fokus" der AOK in Berlin.
Hier seien auch die Kranken- und Pflegekassen in der Pflicht, sagte
Deh: "Wir haben flächendeckend rund 700 Pflegeberater im Einsatz, die
Eltern in solchen Situationen beraten und damit für Entlastung sorgen
können. Offenbar ist das nicht ausreichend bekannt." Der Befragung
zufolge sind Klinikärzte (47 Prozent), Selbsthilfegruppen (34
Prozent) und Ärzte bzw. Therapeuten (28 Prozent) die ersten
Anlaufstellen für Eltern von chronisch kranken oder behinderten
Kindern. An die Kranken- und Pflegekassen wenden sich nur vier
Prozent. Deh sprach sich deshalb für eine stärkere Vernetzung der
beteiligten Akteure aus.
Die Umfrage zeigt auch: Die Betreuung der Kinder verlangt den
Erziehungsberechtigten viel ab. 40 Prozent der Eltern können ihr Kind
nie unbeaufsichtigt lassen, 30 Prozent nicht länger als eine Stunde.
Besonders gefordert sind dabei die Mütter. Sie sind in rund 80
Prozent der Fälle die Hauptbezugsperson. Neben den normalen
Verpflichtungen, die die Kindeserziehung mit sich bringt, sind die
betroffenen Familien in ihrem Alltag noch stärker gefordert. Rund 83
Prozent der Eltern klagen über bürokratische Hürden. Für 66 Prozent
stellen die ständigen Fahrten zu Ärzten einen zusätzlichen Kraftakt
dar.
Viele Eltern vermissen auch die Toleranz aus dem sozialen Umfeld.
Zwei Drittel der Eltern geben an, dass niemand versteht, mit welchen
Belastungen sie fertig werden müssen. Dazu zählt auch körperliche
Erschöpfung: Bei der Hälfte der Befragten führt die außerordentliche
Situation zu Ermüdung und Abgespanntheit.
Hinweise für die Redaktion:
Die Umfrage im Auftrag des Kindernetzwerkes wurde von der
Universität Hamburg-Eppendorf durchgeführt und nun im Rahmen einer
Selbsthilfetagung in Berlin erstmals vorgestellt. Finanziert wurde
die Studie vom AOK-Bundesverband. Die gesetzlichen Krankenkassen
stellten 2013 rund 42 Millionen Euro für die Selbsthilfeförderung zur
Verfügung, allein 15 Millionen hiervon kamen von der AOK.
Die Studienzusammenfassung kann im Internet unter www.aok-bv.de
abgerufen werden.
Ihr Ansprechpartner beim AOK-Bundesverband:
Dr. Kai Behrens
Tel. 030 34646-2309
E-Mail: presse(at)bv.aok.de