(ots) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) und die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (GdO)
haben die Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum) zur Libelle
des Jahres 2015 gekürt. Während die Libellenart früher häufig war,
ist sie heute nur noch selten zu entdecken. Dies liegt vor allem am
Biotopschwund: Feuchtwiesen, Überschwemmungsflächen in Flussauen und
Moortümpel, an denen sich die Libellenart von Mai bis Oktober
bevorzugt aufhält, werden immer seltener. Daher steht die Gefleckte
Heidelibelle mittlerweile bundesweit als gefährdete Art auf der Roten
Liste. In Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, im Saarland und in
Rheinland-Pfalz ist sie sogar "stark gefährdet". In Norddeutschland
kommt die Gefleckte Heidelibelle noch deutlich häufiger vor als im
Süden.
Die Libelle des Jahres 2015 gehört zur Familie der Libellulidae,
eine Gruppe der Großlibellen. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal
zu anderen Arten der Gattung Heidelibellen sind die großen gelben
Flecken an der Basis ihrer Flügel. Sie sind sowohl bei den orange-rot
gefärbten Männchen als auch bei den beige-gelben Weibchen sehr
auffällig. Bis sich aus den Eiern die farbenprächtige Libelle mit
einer Flügelspannweite von 50 bis 60 Millimetern entwickelt, dauert
es knapp ein Jahr.
Die Gefleckte Heidelibelle besiedelt vor allem stehende Gewässer,
in welchen viele Wasserpflanzen wachsen und der Wasserstand stark
schwankt. Ihr macht es nichts aus, wenn solche Tümpel und Teiche im
Sommer teils oder ganz austrocknen. Dies ist der Art sogar
förderlich, denn sie vermeidet dadurch Konkurrenz und ihre schnell
wachsenden Larven können sich auch in der kurzen Zeit gut entwickeln.
In Überschwemmungsbereichen von Fließgewässern oder wechselfeuchten
Wiesen und Weiden findet die Libelle des Jahres 2015 ideale
Lebensbedingungen. Daher profitiert sie indirekt von
Naturschutzmaßnahmen für Wiesenvögel und Amphibien, die diesen
Lebensraum mit ihr teilen.
Zu schaffen macht es der Gefleckten Heidelibelle jedoch, wenn
durch menschliche Eingriffe der Wasser- und Grundwasserhaushalt in
ihren bevorzugten Gewässern negativ verändert wird. Beispielsweise
verschwinden Überschwemmungsbereiche, die für diese Libellenart so
wichtig sind, wenn Fließgewässer begradigt werden. Durch
oberflächennahe Drainagen kann außerdem der Grundwasserstand sinken,
so dass sich der Lebensraum der Gefleckten Heidelibelle und anderer
bedrohter Insektenarten rapide verändert - oder gar ganz
verschwindet. Die Libelle des Jahres 2015 könne nur durch den
konsequenten Schutz ihrer Biotope und natürlicher Landschaftsprozesse
wie Fließgewässerdynamik und wechselnde Wasserstände erhalten werden,
mahnen daher die GdO und der BUND.
Seit 2011 wählen die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen
(Libellenkundler) und der BUND die "Libelle des Jahres" aus, um auf
die Vielfalt der Arten und ihre Bedrohung aufmerksam zu machen. Von
den 80 heimischen Libellenarten stehen 48 auf der Roten Liste
gefährdeter Insekten.
Pressefotos der Gefleckten Heidelibelle im Internet unter:
http://www.bund.net/presse/bild_und_ton/aktionen_und_projekte/#c92536
Mehr Informationen zu Libellen unter: www.libellula.org und
www.bund.net/libellen
Pressekontakt:
Nehle Hoffer, BUND-Naturschutzkommunikation, Tel. 030-27586-418,
E-Mail: nehle.hoffer(at)bund.net bzw. Dr. Jürgen Ott,
GdO-Libellenexperte, Tel. 06306-993888, E-Mail: ott(at)libellula.de,
www.libellula.org