(ots) - Der Berliner Rechtsanwalt und Informatiker Jan
Kuhlmann warnt vor "Chaostagen in den Arztpraxen ab 1.1.2015". Auf
Weisung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung müssen alle Hersteller
von Arztsoftware bei den Ärzten ein Update verteilen. Dadurch können
ihre Lesegeräte ab 1.1.2015 die bisherigen Krankenversichertenkarten
nicht mehr verarbeiten, auch wenn die Karten nach ihrem aufgedruckten
Datum noch gültig sind. Ab Jahresanfang 2015 soll die neue
"Elektronische Gesundheitskarte" (EGK) für 70 Millionen gesetzlich
Versicherte in Deutschland verpflichtend sein. Tests mit der neuen
Karte beginnen allerdings frühestens Ende 2015 in wenigen
Testregionen.
Bis heute haben mindestens 5 % der Versicherten nicht die neue
Karte; das sind mehrere Millionen Bürger. In vielen Arztpraxen, so
Rechtsanwalt Kuhlmann, "kommen täglich 10 - 20 Patienten noch mit
alter Karte". Für jeden soll ab 1.1.2015 ein aufwändiges
Ersatzverfahren stattfinden. Ihre Daten werden von den
Arzthelferinnen per Hand erfasst. Das kostet Zeit - die für
Behandlung und Praxisorganisation fehlt.
Die Tests mit der neuen Karte seien bereits vor vielen Monaten auf
Ende 2015 verschoben worden. Es sei unwahrscheinlich, dass dieser
Termin gehalten werden könne. Kuhlmann: "Wahrscheinlich wird die
erste Testregion erst 2016 in Betrieb gehen. Bis dahin wird keine
einzige Elektronische Gesundheitskarte als solche benutzt. Das ganze
Jahr 2015 laufen in den neuen Lesegeräten und Karten nur Funktionen,
die auch mit der alten Karte gingen. Wie schon seit 2013. Sowohl die
neue Karte als auch die neuen Lesegeräte sind jeweils 5 - 10 mal
teurer als ihre Vorgänger."
"Es ist nicht üblich, eine aufwändige Umstellung zu veranstalten,
ein Jahr bevor Anwendungen live gehen", kritisiert der Jurist und
Informatiker. "Offensichtlich ist den Ärztefunktionären der schnelle
Euro für die IT-Industrie wichtiger, als reibungslose Abläufe in den
Arztpraxen. "
IT-Fachleute lehnten die elektronische Gesundheitskarte
mehrheitlich ab. "Die EGK und ihre Infrastruktur sind bisher
IT-Industrieförderung mit Krankenkassenbeiträgen. Uns kann keiner
erzählen, dass damit eine sichere Übermittlung und Speicherung
unserer Gesundheitsdaten stattfindet."
Ãœber den Autor
Jan Kuhlmann arbeitet als Informatiker und Rechtsanwalt in Berlin.
Er ist aktiv im Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung und der
Initiative Patientendaten, Mitglied der Deutschen Vereinigung für
Datenschutz. Diverse Veröffentlichungen zu Patientenchipkarten. Er
vertritt zwei Kläger gegen die EGK vor Gericht (aber nicht den, der
beim Bundessozialgericht verloren hat).
Recherchehinweise
Die technische Spezifikation des Pflicht-Update, das am 1.1.2015
aktiviert werden muss, ist hier: ftp://ftp.kbv.de/ita-update/Abrechnu
ng/KBV_ITA_VGEX_Anforderungskatalog_KVDT.pdf
Öffentliche Informationen zur Verschiebung des EGK Betriebs in der
Ärztezeitung: http://ots.de/9CWPz
Es gibt offiziell keine Zahlen über den Anteil der Versicherten ohne
EGK. Presseberichte über eine größere Anzahl:
Spiegel: http://ots.de/mxuqe
Die Welt: http://ots.de/W9KvC
Die Behauptung, man müsse ohne EGK privat bezahlen, trifft nicht zu.
Vielmehr greift dann ein Papier-Ersatzverfahren, siehe:
http://initiative-patientendaten.de/ mit weiteren Quellennachweisen.
Informieren Sie sich bei der anderen Seite.
Pressestelle der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
http://www.kbv.de/html/419.php
Pressekontakt:
Information, Kontaktdaten
http://kuhlsite.de/index.html
Telefonisch bin ich am besten von 12:30 Uhr bis 14:00 Uhr zuverlässig
zu erreichen, auf dem Handy: 0151 23278225