PresseKat - Deutsche essen weniger Fleisch, zugleich nimmt Massentierhaltung stark zu

Deutsche essen weniger Fleisch, zugleich nimmt Massentierhaltung stark zu

ID: 1151551

(ots) - Der Fleischkonsum geht in Deutschland nach
Recherchen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
immer weiter zurück, aktuell um 1,3 Prozent im Zeitraum von Januar
bis Oktober 2014. Das entspricht rund einem Kilogramm weniger
Fleischverbrauch pro Kopf gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zugleich
ist das Ausmaß der industriellen Tierhaltung gegenüber 2013 stark
gestiegen, insbesondere in der Hühnerhaltung. Noch nie wurde in
Deutschland so viel Geflügelfleisch produziert wie heute: Im Jahr
2014 werden nach Hochrechnungen insgesamt fast 980.000 Tonnen
Hähnchenfleisch verarbeitet. Damit werden 2014 sieben Prozent mehr
Masthühner zu Fleisch verarbeitet als im Vorjahr, oft nach leidvollen
Transporten aus anderen Ländern. Gleichzeitig werden Mastanlagen
hierzulande immer größer. In Massentierhaltungen wurden dieses Jahr
rund fünf Prozent mehr Hühner gemästet als 2013.

Unterdessen kauften Verbraucher mehr Lebensmittel aus ökologischer
Tierhaltung. Der Verbrauch konnte jedoch - insbesondere bei
Bio-Fleisch von Schwein und Rind - nicht aus heimischer Erzeugung
gedeckt werden. "Die Agrarindustrie in Deutschland produziert
Fleischberge zu Dumpingpreisen, vorbei an der Nachfrage", sagte der
BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Fleisch ist deshalb so billig, weil
die Tiere nicht artgerecht gehalten und ernährt werden. Ohne
Rücksicht auf Bauern, Tiere und Verbraucher unterstützt die
Agrarpolitik direkt oder indirekt diese Produktion. Sowohl die
Umwelt- als auch die Gesundheitskosten werden auf die Allgemeinheit
abgewälzt", so der BUND-Vorsitzende. "Fleisch und Milch gehen zu
immer größeren Anteilen in den Export, die Gülle aber bleibt hier und
belastet oftmals unsere Gewässer mit Nitrat. Dieser entfesselte Markt
produziert gewaltiges Tierleid und extrem hohe Umweltkosten.
Verbraucher haben das Billigfleisch satt und müssen dennoch die




indirekten Kosten auch für Exportfleisch zahlen", sagte Weiger.

"Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind offensichtlich klüger
als Industrie und Politik", sagte Barbara Unmüßig, Vorstand der
Heinrich-Böll-Stiftung. Der sinkende Verbrauch zeige, dass immer mehr
Menschen die schädlichen Folgen der industriellen Fleischproduktion
und die Verschwendung vermeiden wollten. Das sei jedoch nicht
einfach, denn schon jetzt würden immer größere Mengen der Fleisch-
und Tierproduktion auch als industrieller Rohstoff verwendet.
"Fleisch und andere tierische Produkte werden für die Herstellung von
Haustierfutter, Gesichtscreme oder von so genanntem Biokraftstoff in
der Energiewirtschaft verwendet", so Unmüßig. "Diese Sektoren
profitieren davon, dass Sozial- und Umweltkosten der
Massentierhaltung nicht eingepreist sind. Die hiesige
Fleischindustrie nimmt zudem in den Ländern des globalen Südens für
Futtermittel riesige Agrarflächen in Anspruch, die dort für die
heimische Nahrungsmittelproduktion fehlen. Damit öffnet sich die
Schere zwischen jenen, die verschwenden können, und den Menschen, die
nicht genug zu essen haben, immer weiter", so Unmüßig.

Die Bundesregierung sei maßgeblich für die Dumpingpreise für
Fleisch und Milch mitverantwortlich, wenn sie dem Markt keine
wirksamen Regeln setze, kritisieren BUND und Heinrich-Böll-Stiftung.
Die ruinösen Erzeugerpreise bremsten Tierschutzinitiativen aus und
rissen auch Fleisch aus ökologischer Landwirtschaft in den
Preisstrudel. So könne das Ziel der Bundesregierung von 20 Prozent
Ökolandbau nicht erreicht werden. Dies sei jedoch dringend notwendig,
unter anderem um der steigenden Nitratbelastung des Grundwassers
Einhalt zu gebieten. BUND und Heinrich-Böll-Stiftung mahnten eine
strenge Düngeverordnung und wirksame Tierschutzregeln an. Die
Regierung müsse regionale Produktion und Vermarktung aus
ökologisch-bäuerlicher Erzeugung angemessen fördern.

Für 17. Januar 2015 ruft ein breites Bündnis aus Bauern und
Verbrauchern zur "Wir haben es satt"-Demonstration in Berlin auf.

Weitere Informationen: www.bund.net/wir_haben_es_satt



Pressekontakt:
Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin, Tel. 030-27586-481, E-Mail:
reinhild.benning(at)bund.net bzw. Annika Natus, BUND-Pressereferentin,
Tel. 030-27586-464/-489, E-Mail: presse(at)bund.net


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Datum: 17.12.2014 - 13:49 Uhr
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Umwelttechnologien



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