Siemens-Investoren erhöhen Druck auf Cromme
(pressrelations) -
Namhafte Siemens-Aktionäre wie Hermes, Calstrs, DWS und Union Investment drängen den umstrittenen Chefkontrolleur Gerhard Cromme unmittelbar vor der Hauptversammlung am kommenden Dienstag zum vorzeitigen Amtsverzicht. Der 70-Jährige ist bis 2018 gewählt - und will nicht weichen.
Große Siemens-Aktionäre um den britischen Fondsverwalter Hermes verstärken kurz vor der Siemens-Hauptversammlung am 28. Januar den Druck auf den umstrittenen Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. Eine Aktionärsgruppe habe den 70-jährigen Chefkontrolleur per Brief aufgefordert, mit der Planung seiner Nachfolge zu beginnen, berichtet das manager magazin in seiner neuen Ausgabe (Erscheinungstermin: 24. Januar). Cromme solle spätestens zur Hauptversammlung im Januar 2015 einen möglichen Nachfolger präsentieren, verlangen die Aktionäre in dem Brief.
Die größten deutschen Publikumsfondsgesellschaften argumentieren ähnlich. "Wir fordern nicht Crommes sofortige Ablösung, aber er sollte zügig mit der Nachfolgeplanung beginnen", sagte Ingo Speich, Fondsmanager von Union Investment, dem manager magazin. Dass in dem überalterten Aufsichtsrat niemand sitzt, der die Nachfolge ohne Weiteres antreten könnte, sei "zutiefst unbefriedigend", kritisierte Henning Gebhardt, Fondsmanager bei der DWS.
Trotz der Prominenz seiner Kritiker muss Cromme allerdings auf der Hauptversammlung Ende des Monats nicht mit einem offenen Aufstand rechnen. Die Mehrheit der mächtigen angelsächsischen Investoren würde Cromme erst einmal gewähren lassen, erfuhr das manager magazin aus Finanzkreisen. Dabei helfe ihm auch, dass der Siemens-Aktienkurs seit der Ernennung von Finanzvorstand Joe Kaeser zum neuen Konzernchef im Sommer um rund 20 Prozent gestiegen sei.
Nach mm-Informationen aus Investorenkreisen hat unter anderem der einflussreiche US-Aktionärsdienstleister ISS empfohlen, dem Aufsichtsrat die Entlastung zu erteilen. ISS folgen viele Anleger, vor allem aus den USA und Großbritannien.
Vor rund einem Jahr stand Cromme bei Siemens angesichts wegbrechender Gewinne und Marktanteile schon einmal stark in der Kritik, wurde aber auf der Hauptversammlung trotzdem wiedergewählt. Seine Amtszeit läuft noch bis Anfang 2018. Im Sommer ersetzte er dann in einem spektakulären Machtkampf den glücklosen Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher durch Kaeser.
Cromme selber habe in Gesprächen mit Profianlegern kurz vor Weihnachten deutlich gemacht, dass er sein Mandat bei Siemens über die vollen fünf Jahre erfüllen wolle, heißt es in Investorenkreisen. Die Planung seiner Nachfolge habe, so soll der Aufsichtsratschef gegenüber den Investoren gesagt haben, noch zwei, drei Jahre Zeit.
Dagegen keimt nun Widerstand auf. Der Aktionärsgruppe um Hermes gehören einflussreiche Investoren an: die Pensionskasse der britischen Eisenbahner RPMI, der US-Pensionsfonds Calstrs, der skandinavische Finanzkonzern Nordea, die niederländische SNS Bank und die Vereinigung Institutioneller Privatanleger (VIP) aus Köln. Sie kritisieren Cromme unter anderem dafür, wie chaotisch er den Wechsel von Löscher zu Kaeser gemanagt hatte.
Allerdings können Aktionäre Aufsichtsräte während deren Amtsperiode nur schwer kippen, die Hürden für eine Abberufung sind sehr hoch. Praktisch haben sie nur die Möglichkeit, den Kontrolleuren einen Denkzettel zu verabreichen - indem sie diese nicht entlasten. Dies hat zunächst keine Folgen, beschädigt aber deren Reputation.
Der Fondsverwalter Hermes hatte vor vier Jahren schon bei der früheren Siemens-Tochter Infineon einen Aufstand angezettelt, um einen personellen Neuanfang an der Aufsichtsratsspitze zu erzwingen. Damals standen - im Gegensatz zur jetzigen Situation bei Siemens - sogar Neuwahlen an. Zunächst wurde der Aufstand zwar niedergeschlagen und der umstrittene Kandidat Klaus Wucherer wieder ins Gremium gewählt. Wucherer kam den Aktionären dennoch entgegen und präsentierte ein Jahr später den früheren Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber als seinen Nachfolger.
Autor: Angela Maier
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