(ots) - Die Heinrich-Böll-Stiftung, das Institute for
Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam, der Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Le Monde Diplomatique
veröffentlichen heute die erste Ausgabe ihres Bodenatlas 2015 mit
Daten, Grafiken und Fakten über die Bedeutung, die Nutzung und den
Zustand von Land, Böden und Agrarflächen in Deutschland, Europa und
weltweit.
Der Bodenatlas 2015 macht es greifbar: Land und Böden werden immer
knapper. In Deutschland beispielsweise beträgt der Flächenverbrauch
durch Städte- und Straßenbau mehr als 70 Hektar pro Tag. Dies
entspricht der Fläche von über 100 Fußballfeldern. Ein Viertel aller
Ackerflächen sind in Deutschland von Wind- und Bodenerosion betroffen
- rund drei Millionen Hektar - während der Flächenverbrauch weiter
steigt. Zugleich importiert Deutschland Agrarprodukte und andere
Verbrauchsgüter, die mit knapp 80 Millionen Hektar mehr als das
Doppelte der eigenen Landesfläche in Anspruch nehmen. Für die
Europäische Union sieht es auch nicht besser aus: Der Konsum der
EU-Bürger benötigt eine Fläche von rund 640 Millionen Hektar pro
Jahr, eineinhalb Mal mehr als die Fläche aller 28 Mitgliedstaaten
zusammen beträgt. Rund 60 Prozent der für den europäischen Konsum
genutzten Flächen befinden sich außerhalb der EU. Damit ist Europa
der Kontinent, der für seinen Lebensstil, seine Agrarindustrie und
seinen Energiehunger am meisten von Land außerhalb seiner Grenzen
abhängig ist.
Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, kritisierte
den wachsenden Flächenbedarf: "Die EU ist der weltweit größte
"Importeur" von Landflächen. Das meiste davon geht auf das Konto der
intensiven Fleischproduktion, für die wir gigantische Mengen
Futtermittel aus Ländern des globalen Südens importieren. Das
Resultat ist, dass Kleinbauern und mittlere Betriebe zunehmend ihr
Land und damit ihre Nahrungs- und Existenzgrundlage verlieren", so
Unmüßig. "Jeder EU-Bürger verbraucht im Jahr 1,3 Hektar Land - das
sind zwei ganze Fußballfelder und sechsmal so viel wie der
Flächenverbrauch eines Einwohners von Bangladesch. Das widerspricht
angesichts der Ernährungssituation in vielen Ländern jedem Sinn für
Gerechtigkeit und ist auch ökologisch unhaltbar. Hier ist nicht nur
der europäische Verbraucher mit verantwortungsvolleren
Konsumgewohnheiten gefragt, sondern vor allem die Politik: Die EU und
Deutschland müssen ihre Agrarpolitik umsteuern und sich schrittweise
von der Massentierhaltung verabschieden", betonte Unmüßig.
Deutschlands intensive Bodennutzung über die eigenen Landesgrenzen
hinaus wirke sich gravierend auf globale Ökosysteme aus, sagte Prof.
Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des Nachhaltigkeits-Instituts IASS in
Potsdam und Mitherausgeber des Bodenatlas. Die Freisetzung von
Kohlendioxid aus Böden durch nicht nachhaltige Bewirtschaftung sei
nur ein Beispiel für die komplexen Folgen unseres Umgangs mit den
Böden. "Die Zerstörung der Böden ist ein großes Problem in
Deutschland", warnte Töpfer. "Wir müssen die neuen globalen Ziele der
Vereinten Nationen für Nachhaltige Entwicklung deswegen auch für die
Verbesserung des Bodenschutzes in Deutschland nutzen. 2015 bietet
sich die Chance dazu", appellierte Töpfer.
"Im internationalen Jahr des Bodens 2015 muss die Bundesregierung
alles dafür tun, damit der Bodenschutz endlich besser gesetzlich
geregelt wird", sagte der BUND-Vorsitzende Prof. Hubert Weiger.
"Immer mehr Flächen an fruchtbaren Böden in Europa werden durch
schwere landwirtschaftliche Maschinen verdichtet, degradiert oder
zerstört. Der fortschreitenden Überbauung, Erosion und dem
Humusverlust muss Einhalt geboten werden", forderte Weiger.
Nachteilig wirke sich auch die einseitige Agrarförderpolitik der
EU und Deutschlands aus. Sie fördere vor allem das Wachstum
landwirtschaftlicher Großbetriebe und die Konzentration des
Landbesitzes in den Händen weniger. Dies gelte insbesondere für den
Osten Deutschlands und Europas. Eine Folge dieser Landkonzentration
sei auch der Anstieg der Preise für Ackerland. So habe sich der
Bodenpreis in Deutschland innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. In
Rumänien seien die Preise für Ackerland im selben Zeitraum sogar um
1800 Prozent gestiegen. "Kleinbetriebe und Kleinbauern müssen oft
aufgeben, weil sie nicht mehr konkurrieren können", sagte Weiger.
"Vorschub wird vor allem der Tendenz zur Konzentration
landwirtschaftlicher Flächen in den Händen großer Konzerne und auch
Staaten geleistet."
Die Herausgeber des Bodenatlas 2015 wollen im UN-Jahr der Böden
zeigen, warum der Schutz der Böden uns alle angeht und wie besserer
Bodenschutz gelingen kann. Eine gerechte und nachhaltige Land- und
Bodenpolitik lohnt sich. Dazu können auch Verbraucher beitragen,
wenn sie beim täglichen Einkauf an den Schutz der Böden denken.
Den Bodenatlas 2015 finden Sie zum Download unter:
www.bund.net/bodenatlas
In Österreich wurde eine regionale Ausgabe des Bodenatlas in
Zusammenarbeit mit der österreichischen Umweltschutzorganisation
GLOBAL 2000 herausgegeben und ist unter www.global2000.at/bodenatlas
verfügbar.
Pressekontakt:
Michael Alvarez
Pressesprecher Heinrich-Böll-Stiftung
Tel.030-28534-202
E-Mail: alvarez(at)boell.de bzw.
Corina Weber
Pressesprecherin IASS
Tel. 0331-28822-340
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Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher:
Tel. 030-27586-425
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