(ots) - Beamte im Nordosten Nigerias dementieren, dass bei
Anschlägen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram 2000 Menschen
umgebracht wurden; es seien "nur" einige Hundert. Das spricht Bände.
Afrika ist weit weg. Afrika ist vielleicht tatsächlich ein verlorener
Kontinent. Die Weltgemeinschaft, so steht zu befürchten, interessiert
sich nur mäßig dafür, ob es nun 200 oder 2000 Todesopfer gibt. Die
Weltgemeinschaft interessiert sich aber sehr wohl dafür, dass sich
Michelle Obama und Angelina Jolie für 200 christliche Schülerinnen
einsetzen, die von Boko Haram entführt wurden. Diese Aussage bedeutet
nicht, dass man das Schicksal von 200 Schülerinnen in zynischer Weise
gering achten dürfte. Die Blickrichtung ist eine andere: Würde der
Weltgemeinschaft die Zukunft von 200 Schülerinnen auch dann
nahegehen, wenn Michelle Obama und Angelina Jolie nicht im Spiel
wären? Die Weltgemeinschaft zeigt gesteigertes Interesse für Afrika
unstreitig dann, wenn es um Bodenschätze geht, und wenn vom schwarzen
Kontinent gesundheitliche Gefahren für Europa und die USA ausgehen.
Aber selbst bei Ebola wurde die Gefahr unterschätzt, weil doch Afrika
so weit weg schien. Ökonomie ist wichtig. Tragisch dann nur, wenn
Prosperität - in Nigeria gibt es Ölvorkommen - infolge von Korruption
breiten Bevölkerungsschichten überhaupt nicht zugutekommt. Wenn dann
auch noch islamistischer Terror als Plage über die Menschen
hereinbricht, kommt Hoffnungslosigkeit auf. Derzeit schauen alle nach
Paris, das ist richtig und nachvollziehbar. Dass fast niemand nach
Nigeria schaut, ist eine Tragik. Befehlen kann man Aufmerksamkeit
nicht, aber beim Namen nennen muss man Elend schon. Da stehen auch
die Medien in der Pflicht.
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