PresseKat - Unternehmen besorgt: "Geiz-ist-geil"-Mentalität bedroht die deutsche Wirtschaft

Unternehmen besorgt: "Geiz-ist-geil"-Mentalität bedroht die deutsche Wirtschaft

ID: 1159179

(ots) -

- Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) befragt Unternehmen
und Stakeholder zu gesellschaftlichen Maßstäben und Trends, die die
deutsche Wirtschaft bedrohen oder beflügeln

- Problematisch sind sinkende Zahlungs- und
Verantwortungsbereitschaft sowie die nachlassende Verbreitung von
Tugenden wie Fleiß, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit

- DGQ definiert die aktive Förderung des Verbraucherwissens über
Qualität und ihre Merkmale als wichtiges Handlungsfeld im Rahmen
ihres Qualitätsleitbildes

Die sinkende Zahlungsbereitschaft deutscher Kunden ist aus Sicht
der deutschen Wirtschaft die größte Gefahr für ihren Erfolg. Fast
drei Viertel der deutschen Unternehmen (73 Prozent) finden diese
Entwicklung bedrohlich. Am kritischsten schätzen Gewerkschaften (73
Prozent) und Wohlfahrtsorganisationen (60 Prozent) diesen Trend ein,
so das Ergebnis einer Befragung der Deutschen Gesellschaft für
Qualität e.V. (DGQ). Im Zentrum stand die Frage, welche
gesellschaftlichen Trends und Einstellungen unserer Zeit für den
Erfolg der deutschen Wirtschaft förderlich beziehungsweise nachteilig
sind. Durchgeführt wurde die repräsentative Studie durch das Institut
der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW), das 1.214 deutsche
Unternehmen und 251 Institutionen befragte. Die Umfrage ist Teil der
DGQ-Initiative "Qualitätsleitbild für Deutschland", die im November
2014 vorgestellt wurde.

"Wie unsere Studie zeigt, registrieren deutsche Unternehmen, dass
Verbraucher und Geschäftskunden immer weniger bereit sind, für
Qualität den entsprechenden Preis zu zahlen. Diese Entwicklung bringt
den Qualitätsstandort Deutschland in Gefahr", erklärt Udo Hansen,
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. "Wir müssen
Verbraucher und Geschäftskunden befähigen, Qualität zu erkennen und




wertzuschätzen. Dazu gehört es nicht nur, proaktiv zu kommunizieren,
was Qualität impliziert und welche Bedeutung sie für den Standort
Deutschland hat. Vielmehr müssen Unternehmen und Organisationen
insbesondere ihre hohen Qualitätsstandards immer wieder in den Fokus
des öffentlichen Diskurses stellen", sagt Hansen weiter. "Die
deutsche Wirtschaft muss selbstbewusst und deutlich aufzeigen, was
auf diesem Gebiet in Deutschland jeden Tag aufs Neue geleistet wird -
eine Arbeit, deren Wert sich auch in einem entsprechenden Preis
widerspiegeln muss!"

Aufgrund der Relevanz des Konsumverhaltens für den Erfolg der
deutschen Wirtschaft definiert die DGQ die Aufklärung von
Verbrauchern über Qualität und ihre Merkmale als wichtiges
Handlungsfeld im Rahmen ihres Leitbildes für Qualität. Dieses zeigt
Wirtschaft, Politik und Bildung Handlungsbereiche auf mit dem Ziel,
die Zukunft Deutschlands als Qualitätsstandort zu sichern.

Rückgang deutscher Tugenden greift Qualitätskultur an

Die nachlassende Verbreitung deutscher Tugenden wie Fleiß,
Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit kann aus Sicht der Unternehmen
und Stakeholder das Fundament aus Qualität und Leistung nachhaltig
angreifen. Für 71 Prozent der befragten Unternehmen gefährdet diese
Entwicklung die deutsche Qualitätskultur. Bei den befragten
Institutionen findet vor allem die öffentliche Verwaltung diesen
Trend alarmierend (72 Prozent).

Ebenso wird eine abnehmende Bereitschaft, Verantwortung zu
übernehmen, in der Wirtschaft als hemmender Faktor für Qualität und
Erfolg wahrgenommen. 71 Prozent der Unternehmen betrachten diesen
Trend als Bedrohung. In der öffentlichen Verwaltung und bei
Wohlfahrtsorganisationen sehen dies jeweils 68 Prozent so.

Umwelt- und Datenschutz sind Chance und Bedrohung zugleich

Daneben gibt es gesellschaftliche Trends, die in ihrer Bewertung
weniger eindeutig ausfallen. Der zunehmende Wunsch nach Umweltschutz
wird von der deutschen Wirtschaft prinzipiell eher als Chance denn
als Bedrohung für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes
Deutschland eingestuft (56 Prozent). Mehr als jedes zehnte befragte
Unternehmen (12 Prozent) sieht diese Entwicklung als Gefahr für
seinen wirtschaftlichen Erfolg an. Für die befragten Stakeholder,
insbesondere für Gewerkschaften (91 Prozent) und die öffentliche
Verwaltung (72 Prozent), überwiegt hingegen der positive Effekt
dieses Trends.

Auch die steigende Datensensibilität in der Bevölkerung wird von
deutschen Unternehmen kontrovers beurteilt. Für ein Viertel (25
Prozent) ist der Wunsch nach mehr Datenschutz eine Bedrohung, für ein
Drittel (34 Prozent) eine Chance. Unternehmen sind sowohl Profiteure
als auch Leidtragende dieser Entwicklung. Einerseits werden ihre
eigenen Daten sensibel und vertraulich behandelt und ermöglichen neue
Geschäftsmodelle. Andererseits steigen Standards und Anforderungen.
Die Kosten für Datenspeicherung steigen und es wird schwieriger,
relevante Daten zu erschließen, um Service und Qualität zu
verbessern. Für Gewerkschaften (64 Prozent) und Wohlfahrtsverbände
(53 Prozent) überwiegt hingegen der positive Effekt der
Datensensibilität.

Ergebnisse im Detail:

In der Gesellschaft gibt es eine Reihe von Trends beziehungsweise
Einstellungen, die eine Bedeutung dafür haben können, inwieweit
Unternehmen Qualität liefern und erfolgreich sein können. Wie sehen
Sie das - sind die folgenden Aspekte für Ihr Unternehmen eher eine
Chance oder eher eine Bedrohung?

"Ist eher eine Bedrohung" / "Ist eine große Bedrohung":

Abnehmende Zahlungsbereitschaft der Kunden für Qualität 73 %
Abnehmende Verbreitung von Grundtugenden 71 %
Abnehmende Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen 71 %
Abnehmender Qualitätsanspruch 66 %
Abnehmender Antrieb zur Verbesserung 65 %
Abnehmende Leidenschaft zur Perfektion 63 %
Abnehmender Unternehmergeist 62 %
Abnehmende Motivation zum Fortschritt 60 %
Zunehmende Regulierung von Produktmärkten 59 %
Abnehmende MINT-Orientierung von Nachwuchskräften 49 %
Zunehmende punktuelle Ablehnung von innovativen Technologien 46 %
Zunehmende Freizeitorientierung 35 %
Zunehmende Datensensibilität 25 %
Zunehmender Wunsch nach Umweltschutz 12 %

Ãœber die Studie

"Qualität - Made in Germany: Empirische Erkenntnisse zum Stand und
zur Zukunft des Qualitätsstandorts Deutschland" ist eine Studie der
Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ). Für die Erhebung
wurde das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW)
beauftragt. Befragt wurden 1.214 deutsche Unternehmen repräsentativ
nach Branche und Mitarbeitergröße. Die Gewichtung erfolgte laut
Unternehmensregister des Statistischen Bundesamtes. Die
repräsentative Studie ist die größte empirische Erhebung zum
Qualitätsstandort Deutschland. Die Befragung fand im November und
Dezember 2013 statt. Für diese Meldung wurden die Angaben in Prozent
und nicht die Mittelwerte verwendet.

Über die Initiative "Qualitätsleitbild für Deutschland"

Anlässlich ihres 60-jährigen Jubiläums 2012 rief die Deutsche
Gesellschaft für Qualität e.V. die Initiative "Qualitätsleitbild für
Deutschland" ins Leben. Ziel des Leitbildes für Qualität ist es, die
große Bedeutung dieses Erfolgsfaktors für Deutschland herauszustellen
und im Kontext einer sich ändernden Wirtschaft neu zu definieren.
Unter der Leitfrage "Was muss passieren, damit Qualität auch in 20
Jahren noch zentrales Differenzierungsmerkmal und entscheidendes
Erfolgsprinzip der deutschen Wirtschaft am Weltmarkt ist?" stieß die
DGQ dazu einen breiten Diskurs in Wirtschaft, Politik und
Gesellschaft an. Begleitend untersuchte das Institut der Deutschen
Wirtschaft Köln (IW) das Thema im Rahmen einer umfassenden Studie.
Außerdem hat die DGQ gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut in
Potsdam im Rahmen eines Design Thinking-Workshops vier Fokusthemen
ausgearbeitet, die zu den wichtigsten Handlungsfeldern für die
Zukunftsfähigkeit von Qualität gehören. Das Leitbild zur Zukunft von
Qualität erschien im November 2014 und soll Wirtschaft, Gesellschaft
und Politik neue Impulse für Qualität in Deutschland liefern.



Pressekontakt:
DGQ-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Rolf Henning
August-Schanz-Str. 21A, 60433 Frankfurt am Main
T +49 (0)69-954 24-170, F +49 (0)69-954 24-296
rh(at)dgq.de, www.dgq.de


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Datum: 13.01.2015 - 09:30 Uhr
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