? Strategien und Projekte zum Thema demografischer Wandel im Fokus der 4. Fachtagung ?Arbeitsplanung und Prävention?
(PresseBox) - Bereits in zwei Jahren wird die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer über 50 Jahre alt sein. 2021 erhöht sich der Anteil der über 55-Jährigen auf über ein Drittel. Was zunächst wenig spektakulär klingt, stellt viele Unternehmer in Deutschland schon heute vor große Herausforderungen. "Der demografische Wandel ist in den Unternehmen angekommen und erfordert Strategien, um eine älter werdende und gleichzeitig qualifizierte Belegschaft auch künftig fit und agil im Erwerbsleben zu halten", sagt Christoph Preuße, Leiter der Prävention der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM). Welchen Beitrag eine vorausschauende Arbeitsplanung und fundierte Belastungsanalysen dazu leisten können, war unter anderem Thema der 4. Fachtagung Arbeitsplanung und Prävention im Hauptsitz der BGHM in Mainz. Unter den Referenten der Fachtagung erläuterte Klaus-Dieter Wendt (Continental AG), wie sich eine altersstabile Arbeitsplatzgestaltung in der betrieblichen Praxis realisieren lässt.
Arbeitsbelastungen systematisch erfassen
Am Anfang des Ergonomieprojektes stand bei Continental die Überlegung: Wie begegnen wir der demografischen Entwicklung? Ausgangspunkt war eine firmeninterne Altersstrukturanalyse der Belegschaft. Dabei fiel auf, dass bereits ab der Altersstufe der 30- bis 39-Jährigen Muskel-Skelett-Erkrankungen die häufigste Ursache für krankheitsbedingte Ausfälle waren. Bei den älteren Altersgruppen stieg die Arbeitsausfallzeit durch diese Krankheitsart stark an. Um hierauf wirkungsvoll reagieren zu können und Entlastungen für die Beschäftigen zu schaffen, wurden alle Arbeitsplätze mit körperlicher Belastung systematisch analysiert.
Das hierfür konzipierte Belastungs-Dokumentations-System (BDS) erfasst alle 20.000 Produktionsarbeitsplätze des Unternehmens, die mit körperlichen Belastungen verbunden sind. Für jeden Arbeitsplatz wurde anhand von 32 Bewertungskategorien die Belastung dokumentiert. Für die Gruppe der über 55-Jährigen erfolgte eine separate Belastungsbewertung. Neben der reinen körperlichen Tätigkeit fließen auch Umgebungsbedingungen, wie Lärm oder Raumklima sowie Arbeitsorganisation und -sicherheit in die Analyse ein. "Aufgrund dieser Analyse konnten wir passgenaue ergonomische Verbesserungen an den Arbeitsplätzen vornehmen. Dank Maßnahmen wie Job-Rotationen, der Anschaffung zusätzlicher Hebevorrichtungen und elektrischer Ziehhilfen oder individueller Höhenanpassungen konnten wir in den vergangenen drei Jahren die körperliche Belastung der Beschäftigten in der Produktion um über ein Drittel verringern. Dabei ist die Bildung von ergonomischer Kompetenz in den Standorten eine Grundvoraussetzung", sagt Klaus-Dieter Wendt.
Weitere Fachvorträge aus Forschung und Praxis
Warum für die produzierende Industrie eine altersstabile Belegschaft besonders wichtig ist, erläuterte Professor Sascha Stowasser, Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e.V. aus Düsseldorf. Als maßgeblicher Faktor für Wirtschaftswachstum müsse die produzierende Industrie zur Bewältigung des demografischen Wandels die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit von Beschäftigten sichern und hierfür eine flexible, gesunde und differenzierte Arbeitszeitgestaltung ermöglichen. Auch gelte es, die Digitalisierung von Produktionsprozessen und heterogener werdende Beschäftigungsformen zur körperlichen Entlastung der Belegschaft zu nutzen.
Zu diesem Aspekt präsentierte Dr. Burkhard Leifhelm (HELLA KGaA Hueck & Co) das Verbundprojekt ELIAS, das im Frühjahr 2014 startete und bis Jahresende 2016 läuft. ELIAS behandelt kognitive Produktions-Assistenz-Systeme bis hin zu vorausschauenden Handlungsempfehlungen für Beschäftigte an modernen Maschinen. Ziel ist des Projekts ist es, innovative Lösungswege zu erforschen, um industrielle Arbeitssysteme von Anfang an so zu planen und zu gestalten, dass Lern- und Veränderungsanforderungen im späteren Betrieb ohne Produktivitätsverluste optimal bewältigt werden können.
Michaela Kugler vom Institut für Arbeitswissenschaft der TU Darmstadt stelle das PINA-Projekt vor, das sich mit der Gesundheit einer älter werdenden Belegschaft in der Automobilindustrie befasst. Eine stärkere Vernetzung zwischen Management, Abteilungsleitungen sowie den Beschäftigten seien demzufolge wichtige Elemente, um Belastungen für Mitarbeiter zu etablieren. Gleiches gelte auch für die Vernetzung unterschiedlicher Handlungsfelder, wie Arbeitsorganisation, Arbeitszeitgestaltung, Arbeitsschutz, betriebliche Gesundheitsförderung und die Zusammenarbeit mit externen Akteuren, wie Berufsgenossenschaften, Rentenversicherung oder Krankenkassen.
Für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales informierte André Große-Jäger über Themenfelder im BMAS-Dialogprozess zur "Arbeit der Zukunft". Dabei stehen neben der Fachkräftesicherung und Unternehmenskultur, auch die Plattform "Digitale Arbeitswelt" im Rahmen der Digitalen Agenda der Bundesregierung sowie der Diskurs über neue Normalarbeitsverhältnisse und die Rolle der Sozialpartner auf dem Programm. Hierzu kündigte André Große-Jäger eine BMAS-Veröffentlichung Anfang 2015 zu bestehenden Demografie-Tarifverträgen an.
Fachtagungsreihe wird fortgesetzt
Die Fachtagungsreihe wird Ende des Jahres 2016 fortgesetzt. Weitere Informationen sowie einige der Vorträge werden im Internet unter www.dguv.de Webcode dp91910 sowie www.bghm.de Webcode 1596 zur Verfügung gestellt.
Die von dem Fachbereich Holz und Metall der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ausgerichtete und von der BGHM fachlich begleitete und organisatorisch durchgeführte Fachtagung richtet sich an Fachkräfte aus der Arbeitsplanung, dem Industrial Engineering, der Ergonomie und Prävention, der Führungsebene, der Personalvertretung, der Betriebsmedizin und dem Gesundheitsmanagement sowie an Sicherheitsfachkräfte. Sie wird zusammen mit weiteren fachlichen Trägern durchgeführt: der Basi, der BAuA, dem DMTMV e.V., dem IfaA e.V., dem Netzwerk Produktion der Initiative Neue Qualität der Arbeit und der TBS Rheinland-Pfalz gGmbH.
Im Rahmen ihrer gesetzlichen Aufgaben - Prävention, Rehabilitation und Entschädigung - ist die BGHM zentralen Werten verpflichtet: der Sicherheit und Gesundheit ihrer Versicherten sowie der Existenzsicherung ihrer Mitgliedsunternehmen durch Haftungsablösung bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. In diesem Sinne übernimmt die BGHM den Versicherungsschutz von über 4,5 Mio. Beschäftigten in den mehr als 213.000 Betrieben der Branchen Holz und Metall.
Im Rahmen ihrer gesetzlichen Aufgaben - Prävention, Rehabilitation und Entschädigung - ist die BGHM zentralen Werten verpflichtet: der Sicherheit und Gesundheit ihrer Versicherten sowie der Existenzsicherung ihrer Mitgliedsunternehmen durch Haftungsablösung bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. In diesem Sinne übernimmt die BGHM den Versicherungsschutz von über 4,5 Mio. Beschäftigten in den mehr als 213.000 Betrieben der Branchen Holz und Metall.