(ots) - Angesichts der aktuellen Äußerungen der
Bundesregierung zur Situation der konventionellen Kraftwerke und der
Versorgungssicherheit in Deutschland weist der Verband kommunaler
Unternehmen (VKU) noch einmal eindringlich auf die Bedeutung solcher
Kraftwerke für den Industriestandort Deutschland hin.
"Die Stadtwerke in Deutschland haben einen Kraftwerkspark mit
vielen modernen, hocheffizienten Kraftwerken und
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK), die derzeit gar nicht oder fast
nicht wirtschaftlich betrieben werden können", so VKU-Präsident Ivo
Gönner. "Diese Kraftwerke haben aber eine wichtige Funktion für die
Versorgungssicherheit in Deutschland: Sie liefern dann Strom, wenn
durch die schwankende Einspeisung aus erneuerbaren Energien nicht
ausreichend Strom bereitgestellt werden kann. Mit Blick auf die
Versorgungssicherheit muss die Bundesregierung dafür sorgen, dass der
Energiemarkt so ausgestaltet ist, dass hoch effiziente Kraftwerke
nicht unter die Räder kommen."
Aus VKU-Sicht sollte der Energiemarkt wettbewerblich und marktlich
ausgestaltet sein und Versorgungssicherheit über einen eigenen
Marktplatz für gesicherte Leistung hergestellt werden. Dafür hat der
VKU das Modell eines integrierten Energiemarktdesigns mit einem
dezentralen Leistungsmarkt vorgestellt, das eine hohe Akzeptanz in
der Branche hat und als mögliche Blaupause für ein solches
Marktmodell dienen kann. Gönner: "Das, was der Bundesregierung
derzeit vorschwebt, ist ein idealtypischer Markt, der der
Energiemarkt nicht ist. Wir glauben nicht, dass Preisspitzen
ausreichen, um Kraftwerksneubauten, die wir spätestens in den 2020er
Jahren brauchen, zu finanzieren." Auch ließe sich in einem
Leistungsmarkt der Wert gesicherter Leistung besser sichtbar machen,
was wiederum sowohl Speicherlösungen als auch andere
Flexibilitätsoptionen - wie etwa Lastmanagement - wirtschaftlich
werden lassen könnte.
Gönner: "Sorge machen wir uns auch um die Wirtschaftlichkeit der
KWK in Deutschland. Deshalb ist es erfreulich, dass der
Wirtschaftsminister dies erkannt hat und die Bedeutung der KWK für
den Klimaschutz so ausdrücklich betont. Hier muss durch eine schnelle
Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetztes der Bestand gesichert und
neue Investitionsanreize gesetzt werden."
Das Geschäftsklima unter den Stadtwerken in Deutschland hatte sich
2014 erneut verschlechtert. Das ergab eine VKU-Umfrage unter
Stadtwerke-Geschäftsführern. Demnach gehen 61 Prozent der befragten
Stadtwerke davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage ihres
Unternehmens zukünftig verschlechtern wird - gegenüber der Umfrage
aus 2013 ein weiterer Anstieg von zehn Prozent. 62 Prozent der
Befragten gaben zudem an, dass sich die Wirtschaftlichkeit ihrer
konventionellen Erzeugungslagen gegenüber dem Vorjahr verschlechtert
hat. Unter den jetzigen Bedingungen lassen sich moderne und
effiziente Kraftwerke, die bei der schwankenden Einspeisung aus den
erneuerbaren Energien für die umfassende Versorgungssicherheit
Deutschlands zukünftig dringend notwendig sind, kaum wirtschaftlich
betreiben lassen.
Gönner abschließend: "Egal was sich die Bundesregierung für die
zukünftige Ausrichtung des Energiemarktes überlegt: Es müssen
verlässliche, marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen
werden, die Versorgungssicherheit zu volkswirtschaftlich günstigsten
Preise garantieren. Wir stehen der Bundesregierung bei der
Ausgestaltung weiterhin gerne als Ansprechpartner zur Verfügung.
Schließlich sind die Stadtwerke diejenigen, die vor Ort den Bürgern
und den Unternehmen Rechenschaft ablegen müssen. Da hilft es auch
nichts, dass mit der offenbar getroffenen Entscheidung die
Bundesregierung in der Verantwortung steht."
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt über 1.400
kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie,
Wasser/Abwasser und Abfallwirtschaft. Mit über 250.000 Beschäftigten
wurden 2011 Umsatz-erlöse von rund 107 Milliarden Euro erwirtschaftet
und fast 10 Milliarden Euro investiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen
haben im Endkundensegment einen Marktanteil von 45,9 Prozent in der
Strom-, 62,2 Prozent in der Erdgas-, 80,4 Prozent in der
Trinkwasser-, 63,1 Prozent in der Wärmeversorgung und 24,4 Prozent in
der Abwasserentsorgung. Sie entsorgen zudem jeden Tag 31.500 Tonnen
Abfall und tragen entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 65
Prozent die höchste Recyclingquote unter den Mitgliedstaaten der
Europäischen Union erreicht.
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