(ots) - Die aktuelle Politikdebatte um mögliche Reformen der
deutschen Zuwanderungsgesetzgebung ist eine richtige Reaktion auf die
derzeit stark steigende Zahl von Immigranten. Während der Zuzug von
Bürgern aus anderen EU-Staaten naturgemäß nicht gesteuert werden
kann, braucht Deutschland umso dringender ein System zur Auswahl von
Fachkräften aus sogenannten Drittstaaten außerhalb Europas. Dagegen
sollte der Zuzug von geringer qualifzierten Migranten auf diese Weise
deutlicher begrenzt werden.
IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann widerspricht der Einschätzung des
Bundesinnenministers, ein neues Zuwanderungsgesetz sei nicht
erforderlich: "Wir brauchen ein transparentes Auswahlsystem, um die
Akzeptanz von Zuwanderung in unserer Gesellschaft weiter zu stärken.
Erst ein System aus ganz klar festgelegten Auswahlkriterien und
Höchstquoten sorgt für mehr Berechenbarkeit. Gleichzeitig müssen wir
die Zuwanderungsbedingungen aber auch gegenüber denen offenlegen, die
wanderungswillig und besonders gut qualifiziert sind. Wer nicht weiß,
welche Bedingungen in Deutschland gelten, hat einen Anreiz weniger,
den Schritt nach Deutschland zu tun."
Im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft
hatten IZA-Experten bereits im Jahr 2011 ein umfassendes Konzept für
ein mehrgliedriges Punktesystem erarbeitet. In der Zwischenzeit haben
Staaten wie Australien oder Kanada ihre Auswahlsysteme mehrfach
flexibel den sich ändernden Bedingungen insbesondere unter dem
Eindruck der weltweiten Rezession angepasst. Zimmermann: "Es zeichnet
diese Länder aus, dass sie jederzeit in der Lage sind, ihre
Punktekataloge unbürokratisch anzupassen, wenn sich veränderte
Arbeitsmarktlagen einstellen. Heute legt Kanada viel mehr Wert auf
ein konkretes Arbeitsplatzangebot als noch vor Jahren - und jeder
Zuwanderungswillige kann online sein Profil anlegen, sodass man ihn
oder sie einladen kann, sich zu bewerben. Deutschland wäre gut
beraten, sein System in diesem Sinne zu modernisieren, damit die
klügsten Köpfe auch zu uns kommen."
Deutschland ist derzeit ungeachtet der hohen Zuzugszahlen
keineswegs das Hauptzielland hochqualifizierter Migranten aus
nicht-europäischen Staaten. Die verschwindend geringe Zahl von kaum
mehr als 4.000 im Jahr 2013 erteilten "Blue Cards" für
Hochqualifizierte zeigt das Defizit auf: Deutschland braucht ein
klareres Profil als Zuwanderungsland, denn der internationale
Wettbewerb um gesuchte Fachkräfte wird weiter zunehmen. Ein
Punktesystem bietet als weiteren Vorteil die Möglichkeit, dass sich
auch Zuwanderer, die schon im Land leben - also etwa Flüchtlinge und
Asylsuchende - bewerben können.
Modernisierungen der Zuwanderungsbestimmungen sind dabei kein
Ersatz für eine noch konsequentere Integrationspolitik. Weitere
Erleichterungen bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
und anonymisierte Bewerbungsverfahren sind wichtige Elemente einer
glaubhaften "Willkommenskultur".
Pressekontakt:
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Mark Fallak
IZA, Bonn
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E-Mail: fallak(at)iza.org