(ots) - Ergebnislos ging die erste regionale
Verhandlungsrunde der Chemie heute zu Ende. Die Industriegewerkschaft
Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Hessen-Thüringen und der
Arbeitgeberverband HessenChemie kamen in Bad Homburg zu keiner
Einigung für die 94.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen
Industrie in Hessen. Zwischen Forderung und Bezahlbarkeit klafft eine
große Lücke.
"Rückblickend war die letzte Entgelterhöhung von 3,7 Prozent zu
hoch", begründet Christoph Obladen, Verhandlungsführer der hessischen
Arbeitgeberseite, deren Haltung. "Zum Zeitpunkt des letzten
Abschlusses 2014 hatten wir Wachstumsprognosen für die
Chemieproduktion von zwei Prozent. Derzeit stagniert die Produktion.
Das ist zu wenig für einen so hohen Tarifabschluss." In der Folge
seien die Lohnstückkosten nach oben geschnellt. "Die Produktion in
der klassischen Chemie ist 2014 in Hessen deutlich stärker als im
Bundesschnitt gesunken. Die Folge ist ein vergleichsweise starker
Umsatzrückgang, der bei kleinen und mittelständischen Unternehmen zu
einem Personalabbau führt. Der insgesamt leichte Anstieg der
Beschäftigung ist den Einstellungen der großen Unternehmen
geschuldet. Es droht eine Erosion des Mittelstandes." Auch deswegen
ist es für Obladen wichtig, einen Flächentarifvertrag zu verhandeln,
der alle Mitgliedsunternehmen im Blick habe und sich nicht nur an den
stärksten Unternehmen orientiere.
"Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben. Auch in diesem Jahr
werden Nachfrage und Umsatz schwächeln. Hinzu kommen die
Unsicherheiten aufgrund von weltweiten Krisen sowie der Entwicklung
des Euros," argumentiert Obladen. "Unter diesen Umständen ist der
Verteilungsspielraum sehr gering." Für den Personalleiter bei Heraeus
handelt es sich hierbei auch nicht um Schwarzmalerei. "Die von uns
aufgezeigte Prognose der letzten Tarifrunde hat sich leider ebenfalls
bewahrheitet".
"Angesichts einer gesunkenen Produktivität, einer Inflation im
Null-Komma-Bereich und seit Jahren deutlich steigenden Reallöhnen
fällt es mir schwer zu erkennen, warum eine kräftige Lohnerhöhung
angemessen sein soll." Vielmehr bedrohe es die Wettbewerbsfähigkeit
nachhaltig, ärgert sich Obladen und plädiert für eine Rückkehr zu
einer produktivitätsorientierten Tarifpolitik.
Die IG BCE fordert eine Tariferhöhung von 4,8 Prozent, eine
Entgelterhöhung von 60 Euro für jeden Azubi, bessere
Rahmenbedingungen für gute und gesunde Arbeit und eine
Weiterentwicklung lebensphasenorientierter Arbeitszeitmodelle. Die
Arbeitgeber betonen, dass sie den Mentalitätswandel, der mit dem
Tarifvertrag "Lebensarbeitszeit und Demografie" eingeleitet wurde,
fortsetzen wollen. Dabei ist Obladen "eine demografiefeste Tarif- und
Personalpolitik wichtig, die alle Mitarbeiter und Lebensphasen im
Blick hat. Flächendeckende Frühverrentungsmodelle für Ältere wird es
mit uns nicht geben, und auch die Altersfreizeiten müssen auf den
Prüfstand."
Obladen wird sich nach den regionalen Tarifverhandlungen erneut
mit der Gewerkschaft über ihre Forderungen unterhalten. Er vertritt
die hessischen Interessen beim Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC)
in der kleinen Tarifkommission auf Bundesebene. Die erste Bundesrunde
wird am 24.02.2015 in Kassel stattfinden. "Die Verhandlungen werden
auch hier nicht leichter." Darin ist sich der Verhandlungsführer
sicher.
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Arbeitgeberverband Chemie und
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