PresseKat - WAZ: Griechische Euphemismen. Kommentar von Alexander Marinos zu "Umschuldung"

WAZ: Griechische Euphemismen. Kommentar von Alexander Marinos zu "Umschuldung"

ID: 1168464

(ots) - Wer "Arbeitnehmer freistellt", statt sie zu
"entlassen", oder vom "Verteidigungsfall" statt vom "Krieg" spricht,
der benutzt Euphemismen. Der Begriff "Euphemismus" stammt natürlich
(!) aus dem Griechischen und beschreibt die Beschönigung eines
negativen Sachverhaltes; es handelt sich also - zungenbrecherisch -
um ein "Glimpfwort". Nun erweist sich auch der neue griechische
Finanzminister Yanis Varoufakis als ein Meister in der Verwendung
solcher sprachlich-politischer Täuschungsmanöver. Er ersetzt den
bislang geforderten "Schuldenschnitt" durch das Glimpfwort
"Umschuldung". Allerdings verzichtet er auf eine Verbrämung dieser
Verbrämung und gibt ganz offen zu, dass die semantische Übung vor
allem dem Zweck dient, die Gegner eines Schuldenschnittes - also in
erster Linie Deutschland - zu beruhigen. Noch unverschämter, noch
dreister geht es nicht. Immerhin sind Varoufakis und sein Chef Alexis
Tsipras in gewisser Weise berechenbar. Sie tun nach der Wahl das, was
sie vorher angekündigt haben, und sie bleiben in ihrem Auftreten und
ihrer Wortwahl brutal. Was soll man auch von Leuten erwarten, die den
Bundesfinanzminister als "Gauleiter Schäuble" bezeichnen und mit
Blick auf das griechische Sparprogramm vom "sozialen Holocaust"
schwadronieren? Wer so leichtfertig die Nazi-Verbrechen relativiert,
kann auch ungeniert mit den Rechten koalieren. Deutschland ist der
mit Abstand größte Gläubiger Griechenlands. Doch Tsipras lässt Berlin
bei seiner Europa-Tour links liegen und provoziert nur. Am Ende wird
er an Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht vorbeikommen. Diese Frau
weiß, wie man mit vor Testosteron fast platzenden Männern umgehen
muss. Sie wird an ihrem harten Kurs ruhig festhalten. Das aber
bedeutet: Lenkt Athen nicht ein, geht an einer Pleite Griechenlands
kein Weg vorbei. Schreiben wir also lieber jetzt schon gut 40




Milliarden Euro ab. Eine "Umschuldung" würde ja auch nur bedeuten,
die Rückzahlung auf Sankt Nimmerlein zu verschieben. Und wenn doch
noch ein Wunder geschieht und Athen lenkt wirklich ein? Dann könnte
sich die verhasste Troika ja im Gegenzug in "Beratergruppe"
umbenennen. Ein wirklich schöner Euphemismus wäre das!



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de


Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  neues deutschland: Rüstungsexporte: Nachschub für Mordbrenner¶ Mittelbayerische Zeitung: Zeit für Aufarbeitung / Kommentar zum Haager Völkermord-Urteil
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 03.02.2015 - 19:04 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1168464
Anzahl Zeichen: 2580

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Essen



Kategorie:

Außenhandel



Diese Pressemitteilung wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"WAZ: Griechische Euphemismen. Kommentar von Alexander Marinos zu "Umschuldung""
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).

WAZ: Laschet: Zuzugsstopp löst Integrationsprobleme nicht ...

Die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) nach einem Zuzugsstopp für Muslime zielt nach Einschätzung des früheren NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) in die falsche Richtung. "Ein Großteil unseres I ...

WAZ: Gymnasien haben kein Interesse an der Rückkehr zu G9 ...

Eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium wird es im Ruhrgebiet nicht geben. Dies ergab eine flächendeckende Umfrage der WAZ-Lokalredaktionen. Damit läuft der Schulversuch der rot-grünen Minderheitsregierung an Rhein und Ruhr ins Leere. An ...

Alle Meldungen von Westdeutsche Allgemeine Zeitung