(ots) -
Montag, 23. Februar 2015, 20.15 Uhr, 3sat
Am 18. Februar 2014 gab es den ersten Toten bei der
Maidan-Revolution in Kiew. Bis heute hat der Konflikt in der Ukraine
über 5.000 Opfer gefordert, die kriegerischen Auseinandersetzungen in
der Ost-Ukraine gehen weiter.
Für seine Dokumentation "Ukraina. Risse im Lande der Hoffnung" war
der Schweizer Filmemacher Christof Franzen bis vor wenigen Tagen in
der Ukraine unterwegs - und reiste an Frontabschnitte im Donbass, in
Bauerndörfer in der Westukraine und in das Kiewer Machtzentrum. Seine
aktuellen Interviews und Gespräche mit Menschen, die sich den
Herausforderungen ihres Alltags stellen müssen, sind ein Zeugnis über
die tiefen Risse, die in dem Land entstehen. Aber auch darüber, ob
ein solch blutiger Konflikt überhaupt hätte beginnen müssen, ob nicht
die Ukraine für eine erfolgreiche, marktwirtschaftliche und
demokratische Entwicklung bereit gewesen wäre. Denn viele Menschen im
Land haben genug von der Korruption, der Herrschaft der Oligarchen
und der Ungerechtigkeit.
Vor drei Jahren kam der Schweizer Urs Thomann in die Ukraine,
eingeladen vom damaligen Bürgermeister von Winniza, der inzwischen
als Parlamentspräsident ein Shootingstar der ukrainischen Politik
ist. Er wollte aus seiner Stadt in der Aufbruchsstimmung eine
europäische, lebenswerte Vorzeigestadt schaffen. Als Berater für die
Stadtentwicklung engagierte er den russlanderfahrenen Urs Thomann.
Thomann würden jetzt Aufträge in anderen ukrainischen Städten winken,
zum Beispiel in Slowjansk in der Ost-Ukraine, die Monate lang
Schauplatz schwerer Kämpfe war. Doch nun blicken Thomann und seine
Familie in eine ungewisse Zukunft.
Oleksij lebt in Nowowolynsk, im äußersten Westen der Ukraine, nahe
der polnischen Grenze. Er ist ein Nationalist, Kleinunternehmer und
Vater von zwei Töchtern. Bis zum Schluss stand er auf dem Maidan, ein
Freund starb dort im Kugelhagel. Seither kämpft Oleksij in
verschiedenen Freiwilligenbataillonen in der Ostukraine. Er kehrt
aber immer wieder ins zivile Leben zurück - unter anderem war er
Kandidat für die Parlamentswahlen im Oktober. Oleksij stellt sich,
wie Millionen ukrainischer Männer und Frauen, immer wieder die Frage:
in den Krieg ziehen oder daheim bei Familie und Arbeit bleiben?
Anastasia ist eine alleinerziehende Mutter in Donezk. Nach dem
Beginn des Konfliktes im Frühling hat sie - im Interesse ihres
sechsjährigen Sohnes - die umkämpfte Stadt verlassen. Auf der Suche
nach einem stabileren Leben war sie zuerst in Russland und danach in
der ukrainisch kontrollierten Stadt Charkow. Inzwischen ist sie
wieder in Donezk und arbeitet aktiv daran mit, der neuen
"Volksrepublik Donezk" - in Kiew als Terrororganisation gebrandmarkt
- zum Durchbruch zu verhelfen. Ist das die richtige Wahl für sie und
ihren Sohn?
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